»Seit ich vor zehn Jahren bei einer Recherche für einen Fehmarn-Stoff (der nie verfilmt wurde) auf die dortige Rapsblütenkönigin aufmerksam wurde, fasziniert mich die Welt der deutschen Produktköniginnen. Dass ich einen Film schreiben wollte, der in der Welt der Kürbis-, Karpfen- und Kartoffelköniginnen spielt, war mir sehr schnell bewusst – dass es ein Tatort werden würde, freilich nicht.
Bayern ist eine Gemüsemonarchie: Weit über 100 Produktköniginnen gibt es im Freistaat (die zahllosen Weinköniginnen noch gar nicht mitgerechnet); junge Frauen, die ehrenamtlich Werbung machen für alles Essbare von A (Apfel) bis Z (Zwiebel). Ein Spagat zwischen Agrarindustrie und Kein schöner Land, ein Spiel mit Mädchenträumen und Männertrieben.
Dabei sind die Produktköniginnen keineswegs die naiven Mädchen vom Land, als die mancher Großstädter sie betrachtet: Die 'Königinnen für ein Jahr' machen sich intensiv vertraut mit ihrem Produkt und vertreten stolz ihren Landstrich; sie führen Gespräche nicht nur mit Landwirten und Verbrauchern, sondern auch mit Ministern und Vorstandsvorsitzenden. Sie genießen ein hohes Ansehen weit über ihre Heimat hinaus, und nicht wenige von ihnen nutzen die gewonnene Popularität, um Karriere zu machen. So gehen in Bayern seit Jahren Milch- und Kirschenköniginnen in die Politik, und bevor Julia Klöckner Rheinland-Pfalz vertrat, vertrat sie den pfälzischen Wein.
Zugegeben: Es hat etwas Anachronistisches, Frauen in ein Dirndl zu stecken, ihnen einen Korb und ein Zepter in die Hand zu drücken und damit die Weißwurst zu bewerben. Sex sells. Und wo Machtstrukturen und oft auch Alkohol im Spiel sind, ist die sexuelle Belästigung nicht fern. Bei meiner Recherche wurde deutlich, dass viele Königinnen Opfer von anzüglichen Sprüchen, überschrittenen Grenzen oder handfester Zudringlichkeit wurden. Bekannt wurde der Fall eines bayerischen Abgeordneten, der den Königinnen bei seiner Rede zum deutschlandweiten Treffen in Traunstein riet, 'im Bikini oder im String' zu erscheinen, falls sie einen Prinzen finden wollen. Das war kurz vor Beginn unserer Dreharbeiten.
Begleiten Sie unsere Kommissare aufs Land, wo die Großstadtveteranen auf selbstbewusste Landfrauen treffen, die sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen. Willkommen zum Bayerischen Königinnentag – eine eigenwillige Mischung aus Landwirtschaftsmesse und Miss-Wahl: Heuballen und Traktoren, Blaskapellen und Fassbier, Gülle und Glamour. Und ein kleines bisschen Mord.«
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