Fragen an Luise Wolfram
"Ein Genrefilm, der keine Angst vor Überhöhung hat, sondern Figuren erzählt, die sich nach Liebe sehnen und im Dunklen leben."
Welchem Genre kann man den Tatort zuordnen?
Es ist ein Kriminalfall, da es eine Leiche gibt und zwei verschwundene Kinder. Allerdings ist das Genre, in dem diese Tatsachen erzählt werden, sehr nah am Psychothriller. Deshalb finde ich den Tatort besonders gelungen, weil alle Gewerke dem Genre Psychothriller nachgegangen sind und wir als Ermittelnde diesen extrem gezeichneten Verdächtigen gegenüberstehen. Das hat beim Spielen schon großen Spaß gemacht und ich hoffe, dass man beim Zuschauen Spaß daran hat, wie sehr die undurchsichtigen Verdächtigen Liv und Selb herausfordern.
Worum geht es im neuen Tatort?
Es geht um Liebe und das Geflecht aus Eifersucht, Begehren, Kontrolle und Enttäuschung. Und letztendlich auch um Emanzipation. Der Film hat ein ordentliches Tempo, weil Liv und Selb unter Zeitdruck stehen. Ein Genrefilm, der keine Angst vor Überhöhung hat, sondern Figuren erzählt, die sich nach Liebe sehnen und im Dunkeln leben.
In der Regel ist Linda Selb eher analytisch neutral – hält sie das bei diesem intensiven Fall durch?
Wir erleben Selb hier als sehr ernsthafte Ermittlerin, der die Zeit davonrennt. Das setzt ihr zu, da zwei Kinder verschwunden sind und die Wahrscheinlichkeit mit jeder verstrichenen Stunde sinkt, dass diese lebend gefunden werden. Gleichzeitig reagiert sie auf einen der Verdächtigen sehr extrem, was Konsequenzen nach sich zieht. Selb stellt ihr Verhalten in Frage und wir sehen, wie der Zweifel an ihr nagt. Das war mir besonders wichtig – Selb zu zeigen, wie auch sie an ihre Grenzen kommt. Deshalb bin ich auch stolz auf den Film, weil er auf vielen Ebenen gleichzeitig Spannung aufbaut und das klassische Miträtseln um die Auflösung hier besonders Spaß macht.
Wie entwickelt sich das Verhältnis von Moormann und Selb?
Die beiden haben inzwischen ein Vertrauenslevel etabliert, auf dem sie gut miteinander arbeiten können und gegenseitig ihre Teamfähigkeit aneinander schätzen lernen. Moormann wird in diesem Tatort heimgesucht von alten Erinnerungen, welche sie nicht teilen will, was Selb nicht entgeht. Sie beobachtet ihre Kollegin über den ganzen Fall sehr aufmerksam und auch besorgt und schafft es am Ende, von Moormann ins Vertrauen gezogen zu werden, was das Band zwischen beiden verstärkt. Dennoch sind beide immer noch frische Kolleginnen, die unterschiedliche Ermittlungsstile haben und sich einander annähern.
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