Gespräch mit Daniel Donskoy
Sie sind ein jüdischer Schauspieler und Musiker, geboren in Moskau, aufgewachsen in Berlin und Israel, und pendeln beruflich zwischen London und Berlin. Als Rechtsmediziner Nick Schmitz sind Sie zum dritten Mal beim "Tatort" dabei. Dieses Mal geht es um Rechtsextremismus. Bewegt Sie das Thema?
Klar, als Jude mit Migrationshintergrund in Deutschland 2020 oder generell als Jude in Europa beschäftigen mich der zunehmende Nationalismus und Hass. Dieser Hass hat viele Gesichter, Rassismus, Sexismus, Xenophobie – egal wie, das ist alles eklig und darf nicht toleriert werden. Seit jeher braucht die Menschheit Feindbilder, zurzeit ist es in Deutschland der Flüchtling und Merkels Flüchtlingspolitik. Diese rückwärtsgewandte Weltanschauung, von der in "National Feminin" erzählt wird, ist kein rein deutsches Phänomen. Das Wiedererstarken des nationalen Gedankens und die Abkehr von gesellschaftlicher Offenheit und Liberalität gibt es in vielen Ländern Europas und auch in den USA. Vor allem die Medien müssen sich dieser Thematik stellen. Bildungsauftrag heißt Aufklärung, nicht Hetze.
Wenn Sie sich diese Vertreter der Neuen Rechten im "Tatort" angucken, diese Marie Jägers und Felix Raues gibt es ja tatsächlich – fühlen Sie sich dann noch sicher in Deutschland?
Wenn ich in Berlin bin, fühle ich mich sicher. Aber hey, man sieht mir auch nichts an, ich bin weiß, trage keine Kippa. Aber wenn ich irgendwo wohnen würde, wo die AfD 25 Prozent der Stimmen geholt hat, würde ich mich nicht mehr wohlfühlen. Das Problem ist, dass man Menschen wie der Figur Felix Raue im "Tatort" nicht ansieht, dass er zu der Identitären Bewegung gehört. Er wirkt gebildet und intelligent, auch wenn seine Parolen schlicht und einfach sind. Für manche Wähler wirkt das anziehend angesichts der Komplexität der Welt. Der Populismus schafft es eben besonders gut, Menschen in gemeinsamer Angst und gemeinsamem Hass zu vereinen.
Nun sind Sie in Ihrer Rolle als Nick Schmitz weniger mit dem Rechtsextremismus beschäftigt, sondern eher mit den beiden Kommissarinnen. Mit Anaïs Schmitz ist Nick verheiratet, aber auch Charlotte scheint ihn immer mehr zu interessieren. Was für ein Mensch ist Nick?
Nick ist freiheitsliebend und doch ein sehr zielstrebiger Mensch. Er lebt mit Anaïs in einer modernen Ehe. Beide Partner gehen so gut es geht offen mit ihren Gefühlen und ihren Vorlieben um. Sie arbeiten hart, sehen sich nicht viel, aber sie lassen sich alle Freiheiten. Ob das dann dazu führt, dass man sich am Ende verliert oder ob das die Beziehung stärkt, das bleibt in den Raum gestellt.
Bei ihrem letzten Fall "Krieg im Kopf" kommen sich Charlotte und Nick näher. Wie geht es mit den beiden nun in "National Feminin" weiter?
In "Krieg im Kopf" sind sich Nick und Charlotte sehr nahegekommen, aus einer intellektuellen Anziehung wurde eine körperliche. Wie sie mit der Situation umgehen sollen, wissen beide nicht. Sie sind zu weit gegangen, können aber nicht voneinander lassen. Da Nick von Grund auf emotional aufgeräumter ist als Charlotte, kann er wohl besser mit der Situation umgehen. Dieses Ungleichgewicht macht es noch komplizierter. Aber es wäre doch eigentlich schön, wenn Menschen, die in einer Partnerschaft leben, auch für einen anderen Menschen etwas empfinden dürften. Zumindest sexuell. Aber dafür müsste man wohl die ganze Monogamie in unserer Gesellschaft in Frage stellen. Let’s do it.
Charlotte spielt selbst darauf an, dass Nick viel jünger ist als sie. Welche Rolle spielt der Altersunterschied?
Ich glaube, dass für Nick Anziehung überhaupt nichts mit Alter zu tun hat. Auf einer emotionalen Ebene passiert viel, aber Nick fühlt sich von Charlotte auch intellektuell angezogen. Da spielen so viele Dinge eine Rolle. Erotik ist in diesem Fall einfach altersunabhängig.
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