Interview mit Aaron Karl
Der Medizinstudent David Frank hasst seinen Vater und verachtet seine Mutter. Wie ist das Verhältnis zu Ihren Eltern?
David hasst und verachtet das System, für das seine Eltern stehen, das der Konkurrenz und der ewigen Leistungspflicht. Mein Verhältnis zu meinen Eltern ist so, wie ich es David wünschen würde. Abgesehen davon, dass sie mir immer mit elterlichem Rat zur Seite stehen, sind mein Vater und meine Mutter auch gute Freunde, mit denen ich sehr viel teilen kann und die mich auf meinem Lebensweg tatkräftig unterstützen.
Ihr Vater Fritz Karl ist ein sehr erfolgreicher Schauspieler. Wie haben Ihre Eltern auf Ihren Berufswunsch reagiert?
Ich drehe, seit ich sechs Jahre alt bin. Es gab nie den direkten Wunsch Schauspieler zu werden, vielmehr einen fließenden Übergang. Dass ich dann das Schauspielstudium begonnen habe, ergab sich aus einem Gespräch mit meinem Agenten. Der sagte, so talentiert sei ich nicht, dass ich mir die Schauspielschule sparen könne.
Die Angst vor dem Versagen ist bei den Studenten in diesem "Tatort" sehr präsent. Sie studieren an der Film-Universität Babelsberg, wie stark ist für Sie der Leistungsdruck?
Ich denke, man muss unterscheiden zwischen Druck von außen und dem inneren Druck. Den Druck von außen konnte ich immer sehr gut kompensieren. Die Meinung anderer kümmert mich nur in bestimmten Fällen. Viel mehr hatte ich mit meinen eigenen Ansprüchen zu kämpfen. Da kommen viele Fragen auf, viele Zweifel. Wenn man mit seiner eigenen Leistung nicht zufrieden ist, aber keine Anhaltspunkte findet, an denen man arbeiten kann, dann deprimiert das sehr schnell.
Eisners Tochter Claudia sagt an einer Stelle: "Wir sind die Pflichterfüller-Generation".
Unsere Generation muss endlich über diesen ständigen Konkurrenzkampf und das blinde Konsumieren hinauswachsen. Wir bekommen so viele Dinge geboten von Lebensmitteln bis zur Kleidung, die auf der anderen Seite des Planeten so viel Zerstörung und Leid anrichten, und sind zu gemütlich, um zu hinterfragen, wie das ganze Zeug eigentlich produziert wird. Und wenn wir es wissen, sind wir zu stur, um unser Verhalten zu ändern. Unsere Generation muss der Verschwendung einen Riegel vorschieben.
Sie leben in Potsdam. Fehlt Ihnen Wien sehr?
Ich studiere seit 2013 in Potsdam und mache im Februar 2017 meinen Abschluss. Hier habe ich es sehr genossen. Ich durfte viel lernen, neue Freunde finden, hatte eine tolle Zeit. Aber nach dem Studium geht es wieder nach Wien und das ist auch gut so. Mir fehlen die kurzen Laufwege. Hier in Potsdam und Berlin ist alles so weitläufig.
Sie sind zudem passionierter Musiker sowie Produzent Ihrer Band "IYI" und verschiedener Filme. Wo kann man diese Werke hören beziehungsweise sehen?
IYI spielt größtenteils progressiven Pop/Rock, zu hören sind die wenigen veröffentlichten Lieder im Internet unter www.iyimusic.com und auf gängigen Kanäle wie iTunes, Google Play, YouTube, etc. Diese Passion musste leider während des Studiums etwas ruhen. Aber sobald ich wieder in Wien bin, geht es weiter mit der Musik. Dann gibt’s vielleicht wirklich 2017 die von mir langersehnte CD-Veröffentlichung. Das Filme-Machen übe ich noch, sie sind bisweilen nur in privaten Vorführungen zu sehen.
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