Interview mit Harald Krassnitzer
Ihr Kollege Schubert wirft Ihnen vor, Sie seien kein Teamplayer. Sind Sie ein Einzelgänger?
Nein, ich bin ein Teamplayer und ich brauche das auch sehr. Es ist ja überall ganz wichtig, dass man zusammenspielt und nicht etwa gegeneinander agiert.
Sie nehmen sich privat schon mal gern eine Auszeit, sind nicht erreichbar ...
Das ist für mich ein total wichtiger Reinigungs-Prozess. Ab und zu muss ich mich total zurückziehen und überprüfen. Schauen, dass man seine Erdung behält. Sonst verliert man sich komplett. Das ist nicht immer fair anderen gegenüber, aber für mich wichtig zum Durchatmen.
In "Schock" wird die Perspektive der jungen Generation als schockierend gezeichnet. Wie sehen Sie die Chancen junger Menschen heute?
Ich will es nicht dramatisieren, aber ich finde, sie sind katastrophal. Viele Jugendliche finden trotz bester Ausbildung nicht den geeigneten Job. Sie können davon nicht wirklich leben, sich keine Zukunft aufbauen. Damit meine ich auch eine Familie zu gründen, sesshaft zu werden. Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg können wir dieses Versprechen "Unseren Kindern soll´s mal besser gehen" nicht mehr erfüllen. Wenn wir uns die Probleme wie den Klimawandel, die Flüchtlingskrise sowie die sich verändernde Ökonomie anschauen, sind die so groß, dass die kommende Generation das nie allein bewältigen kann. Ich sehe unsere Verantwortung darin, hier Weichen zu stellen.
Gewalt in der Gesellschaft spielt in diesem "Tatort" eine wichtige Rolle. Was läuft da falsch? Sind Sie schon einmal selbst mit massiver Gewalt konfrontiert worden?
Bisher hatte ich das Glück, solcher Gewalt nicht begegnet zu sein. Ich nehme aber natürlich wahr, dass Übergriffe stattfinden, die bis vor kurzem noch unvorstellbar waren. Wenn etwa Rechtsradikale eine Polizeistation angreifen, um irgendeinen Typen zu befreien, welche Respektlosigkeiten am Tag der deutschen Einheit passiert sind oder mit welcher Enthemmung Menschen im Internet mit Hass-Postings reagieren. Wir merken, dass es an allen Ecken und Enden kracht und knirscht. Das sind Symptome dafür, dass offenbar etwas gewaltig schief gelaufen ist. Doch wenn man das Gefühl hat, dass der Staat nicht mehr in der Lage ist für Ordnung zu sorgen, dann haben wir ein wirklich großes Problem. Ich finde, wir müssen viele Dinge neu überdenken.
Würden Sie gern mal einen "Tatort" schreiben?
Auf gar keinen Fall, denn ich habe einen Heidenrespekt vor der Arbeit von Autoren Es gibt immer wieder Geschichten, die mir durch den Kopf gehen, aber das Schreiben eines Buches oder Drehbuches ist eine äußerst schwierige und intensive Arbeit.
Wie lernen Sie am besten Texte und hilft Ihnen jemand dabei?
Am besten lerne ich beim Spazieren. Mir hilft dabei, dass ich den Text in ein kleines Büchlein schreibe, da fängt das Gehirn schon mal an zu arbeiten. Ein weiterer Schritt ist, sich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen und zu erfassen, was gemeint ist. Über diesen Weg beginnt der Prozess, dass man sich den Text immer besser merkt. Es ist jedoch auch wichtig, dass man manchmal Sätze laut ausspricht. Damit man merkt, ob das passt oder nicht so ganz. Ich mache jedoch alles allein, mir hilft niemand ...
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