Über die Serie
In "Sedwitz" wirft Regisseur Paul Harather einen komödiantischen Blick auf den Mauerfall
Muss die Geschichte des Mauerfalls neu geschrieben werden? Eine mögliche und nicht ganz ernst gemeinte Antwort auf diese Frage gibt die neue sechsteilige Serie "Sedwitz".
Im Mittelpunkt steht der DDR-Grenzoffizier Ralle Pietzsch (Thorsten Merten), der 1988 von einem sterbenden Stasi-Führer den Schlüssel zu einem hoch geheimen Tunnel unter der Grenze erhält. Statt den Schlüssel abzugeben, möchte er seinem Sohn den sehnlichsten Geburtstagswunsch erfüllen und ihm einen Zauberwürfel schenken. Doch den gibt es nur im westlichen Teil des fiktiven thüringischen-fränkischen Ortes Sedwitz.
Ost und West müssen zusammenhalten
Nur einmal will Ralle in den Westen, doch dann trifft er auf den notorisch arglosen Bundesgrenzschutzbeamten Hubsi (Stephan Zinner), den geschäftstüchtigen Gastwirt Franz Haueisen (Hannes Ringlstetter) und die hübsche Lehrerin Astrid (Judith Richter). Ehe er sich versieht, steckt Ralle in einem Geflecht von Schmuggel, Korruption und Geheimdienstlichkeiten. Sogar die Akte "Kaiserwalzer" will man ihm verkaufen, bevor sie Russen oder Amerikanern in die Hände fällt. Vor allem erkennen Ralle und seine neuen Freunde langsam, dass sie sich nur behaupten können, wenn die kleinen Leute westlich und östlich der Grenze zusammenhalten.
Diese Grenze wurde für die Dreharbeiten im Kleinen liebevoll und mit großem Aufwand in der Nähe von München wieder aufgebaut. So entstand die Mauer bei Oberpfaffenhofen und der "Grenzzaun" in einem Wald bei Dietramszell mit original Material, das Szenenbildner Andreas C. Schmid in ganz Deutschland zusammengesucht und -geschweißt hatte.
"Wir machen die Mauer im Jahr 1988 einen Spalt auf"
Stefan Schwarz und Regisseur Paul Harather ("Indien", "Die Schlawiner") schrieben die Drehbücher zu "Sedwitz". "In unserer Serie ermöglichen wir es mit einem kleinen Trick, dass sich Ost und West vor der Wende wie in einem Laboratorium begegnen", beschreibt Autor Schwarz den neuen Blickwinkel von "Sedwitz", "ganz ohne Sektregen und Trabbikolonnen. Wir machen die Mauer im Jahr 1988 einen Spalt auf, sodass nur wenige durchschlüpfen können, damit wir besser sehen können, was die Mauer für den Normalbürger war."
Dafür, dass dieser Blick ins deutsch-deutsche Labor nicht bierernst gerät, steht Regisseur Paul Harather, der findet, man müsse ja nicht über das Thema lachen, "aber man darf den Humor nicht verlieren". Auch deswegen heißt Harathers Produktionsfirma, die "Sedwitz" im Auftrag des BR und des MDR für Das Erste produziert, NSA (Neue System Agentur). Die Redaktion liegt bei Elmar Jaeger (BR) und Uwe Heilenz (MDR), die Federführung bei Annette Siebenbürger (BR).