Interview mit Adele Neuhauser

Adele Neuhauser ist die Bäuerin Julie Zirbner

Julie Zirbner
Julie Zirbner ermittelt auf ihre ganz eigene Art und Weise. | Bild: ARD/ORF / Franz Neumayr

Im "Tatort" aus Österreich ermitteln Sie als "Major Bibi Fellner" an der Seite von Harald Krassnitzer, jetzt kommen Sie als "Bäuerin Julie Zirbner" auf den Bildschirm, die in einer etwas anderen, schrägen Serie in ländlicher Idylle auf Verbrecherjagd geht. Was würde Bibi über ihre "Kollegin" Julie sagen?

Adele Neuhauser: Bibi Fellner würde sicher nicht gut heißen, was Julie Zirbner als dilettantische, selbsternannte "Exekutive von Dorf Ilm" da treibt. Julie scheut sich nicht, ins Wohnzimmer fremder Leute zu marschieren und sie für alle möglichen Dinge zu beschuldigen. Auch hat sie gern mal ein Gewehr in der Hand und die Zirbenschnapsflasche an den Lippen. Was diese beiden Figuren besonders unterscheidet – Bibi Fellner kommt einem real existierenden Menschen sehr nahe im Gegensatz zu Julie Zirbner, die fast ein Archetyp ist und Züge einer Comicfigur hat. Sehr lustig und überzogen! Wie alle "Vier Frauen" und auch die anderen Bewohner von Dorf Ilm.

Wo werden die Abenteuer der "Vier Frauen" gedreht und gibt es das Dorf Ilm wirklich?

Adele Neuhauser: Im wunderschönen Salzkammergut, in einem Radius von ca. 50 km um den Mondsee herum. Wir lieben alle diese herrliche Landschaft. Das Dorf Ilm gibt es so nicht. Es setzt sich aus den verschiedensten Schauplätzen zusammen. In der Faistenau spielt unser Dorfplatz unter der tausendjährigen Linde, ebenso finden dort die meisten Begräbnisse statt und die Zusammenkünfte beim Dorfwirt, um nur einen Schauplatz zu nennen.

Julie Zirbner, Maria Dengg, Sabine Schösswender und Lola Brandt
Julie Zirbner, Maria Dengg, Sabine Schösswender und Lola Brandt ermitteln auf eigene Faust. | Bild: ARD/ORF / Hubert Mican

In Österreich sind die "Vier Frauen" für die Zuschauer schon längst Kult geworden. Was ist das Besondere an dieser Fernsehserie, worauf können sich die Zuschauer im Ersten freuen?

Adele Neuhauser: Auf eine skurrile, schräge Serie mit viel Spannung und vor allem ungeheurem frechen Spaß! Da die "Vier Frauen" gerne schnell mal hinter jedem Todesfall ein Verbrechen wittern und durch Julie Zirbners Standardsatz – "I glaub net, dass des a Unfall war" – angetrieben, das Dorf mit ihren unkonventionellen Ermittlungsmethoden aufmischen.

Bei den Dreharbeiten stehen Sie oft am offenen Grab. Ist das manchmal auch belastend?

Adele Neuhauser: Natürlich kommen da auch mal Gedanken an den eigenen Tod hoch. Freiwillig gehe ich eher nicht so gern zu einer Beerdigung. Aber den Wiener Zentralfriedhof oder den jüdischen Friedhof in Prag habe ich schon des Öfteren besucht, allerdings eher aus historischem Empfinden heraus. Ich möchte einmal verbrannt werden und die Asche soll über der Ägäis ausgestreut werden. Dort, wo ich herkomme ...

Julie Zirbner trägt zu traurigen Anlässen einen dekorativen, schwarzen Hut. Tragen Sie privat gern Hut?

Adele Neuhauser: Ich liebe Hüte und habe auch einige verschiedene Modelle. Von sehr ausgefallen bis schlicht sportlich, eher so ein Herrenhut – Modell. Aber, wie bei so vielen Dingen, die mir gefallen, trage ich sie schließlich doch nicht, weil ich mir dann zu artifiziell vorkomme.

Wie viel von Ihnen steckt in der Rolle der mitunter recht rauen, aber herzlichen Julie?

Adele Neuhauser: Sie macht Dinge, die ich mich nicht trauen würde. Deshalb liebe ich sie so sehr. Julie lebt vieles aus, wovon Adele manchmal träumt. Doch beispielsweise bei ihrer Taktlosigkeit sind wir uns total fremd.

Julie Zirbner, Lola Brandt, Maria Dengg und Sabine Schösswender
Die vier Frauen halten immer zusammen und haben jedes noch so kleine Detail im Blick. | Bild: ARD/ORF / Hubert Mican

Julie fährt auch Auto, ohne einen Führerschein zu besitzen. Waren Sie bei Ihrer Führerscheinprüfung sehr aufgeregt?

Adele Neuhauser: Meinen Führerschein habe ich mit 19 Jahren gemacht. Ich war sehr nervös bei der Prüfung und bin auch prompt durchgefallen. Ich hatte eine Kurve zu schnell genommen und mein Fahrlehrer meinte, ich bräuchte noch ein paar Fahrstunden. Beim zweiten Anlauf aber hatte ich dann den Schein.

Gab es noch einen anderen Traumberuf für Sie?

Adele Neuhauser: Eigentlich wollte ich Tänzerin werden und habe in Wien eine Ballettschule besucht. Aber dann habe ich mir die Achillessehne eingerissen – das war das Ende. Darunter habe ich damals sehr gelitten und die Verletzung war sehr schmerzhaft. Das hat mich über viele Jahre begleitet. Heute bin ich sehr froh, dass alles so gekommen ist. Denn als Tänzerin wäre die Karriere schon wieder vorbei.

Sie wurden in Athen geboren – haben Sie noch enge Verwandte in Griechenland und wie ist dort aus Ihrer Sicht die heutige Situation?

Adele Neuhauser: Ich habe nur noch wenig Verwandtschaft in Griechenland. Die Situation ist sehr dramatisch. Allerdings war ich in meiner Jugend oft auf einer Insel in den Kykladen und dort waren die Menschen immer schon sehr arm. Die Jugendarbeitslosigkeit ist extrem hoch und diesem Problem muss schnell entgegengetreten werden.

Zusammen mit Harald Krassnitzer sind Sie zu einer privaten Hilfsaktion nach Griechenland geflogen. Worum ging es dabei?

Adele Neuhauser: Durch einen Fernsehbericht über Menschen in Not in Griechenland sind wir darauf gekommen. Wir haben uns mit SOS-Kinderdörfern in Verbindung gesetzt und uns dann vor Ort informiert. Es ist eine sehr prekäre Situation. Wo Mütter ihre Kinder morgens nicht mehr mit einem Frühstück in die Schule schicken können und manche Eltern so verzweifelt sind, dass sie ihre Kinder in einem SOS-Kinderdorf abgeben. Da haben wir eine Familien-Partnerschaft für eine bestimmte Zeit übernommen.

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