Erster Brief: In Gefangenschaft
Liebste Eva,
Du ahnst nicht, wie sehr ich Dich vermisse. Dein Lachen, Deine Zärtlichkeit, Deine Liebe. Ob ich das alles noch mal genießen darf?
Wenn Du nur wüsstest, dass ich noch am Leben bin… Dass ich damals nicht beim Segelturn umgekommen bin… Ich lebe! Ich atme! So schreibe ich diesen Brief, den ich aber wohl nie abschicken werden - aus Angst. Die Mafia hat mich entführt, um meinen Vater zu erpressen. Und nun sitze ich völlig isoliert in einem dunklen Raum ohne Tageslicht. Wie lange schon? Wie lange noch? Ich weiß es nicht. Alles, was ich weiß, ist, dass ich Dich liebe!
Wenn ich glaube, ich halte es nicht mehr aus, dann denke ich daran, dass ich Dich wiedersehen will. Meine Hoffnungen werden immer kleiner. Dieses Gefühl wünsche ich nicht mal meinem schlimmsten Feind: Als löse die Zeit sich auf. Tag, Nacht, hell, dunkel – alles egal, alles eins. Nur wenn Paolo kommt, gibt es eine Pause von dieser Hölle. Paolo ist mein Bewacher. Er ist nett. Er unterhält sich mit mir. Er ist– neben den so wertvollen Erinnerungen an Dich – mein einziger Trost. Ein kleiner Lichtblick. Oder doch nicht? Ich weiß nie, was passieren wird, wenn die Tür aufgeht. Ich glaube, sie wollen mich umbringen…
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