Samira El Ouassil spielt Sina Flock
"Am liebsten würde ich mal einen Mann spielen."
Zu deutschlandweitem Ruhm brachte sie es als Kanzlerkandidatin: Samira El Ouassil spielte vor vier Jahren in der Politsatire "Die Partei" die Anwärterin aufs Kanzleramt, die mit gutem Aussehen auf Stimmenfang ging. Inzwischen hat sich die einstige Studentin der Kommunikationswissenschaften mit Haut und Haar auf die Schauspielerei verlegt – und gastiert ab Folge 1835 (voraussichtlicher Ausstrahlungstermin: Montag, 16. September 2013) in der Rolle der mit allen Wassern gewaschenen Journalistin Sina Flock in "Sturm der Liebe". Ein aufregender Grund, mit ihr über ihre Rolle und Schauspielerkarriere zu sprechen.
Liebe Samira, wer ist eigentlich diese Sina Flock, die in vier Folgen den Fürstenhof ordentlich durchmischt?
Sina ist eine interessante Rolle. Sie ist Redakteurin bei der Bichlheimer Zeitung und promovierte Diplomjournalistin, wie sie bei jeder Gelegenheit betont. Sie ist ehrgeizig und hofft auf die richtig große Story, mit der sie in den Olymp des Journalistenhimmels aufsteigen kann. Dabei ist sie manipulativ, auch käuflich, aber auch sehr leidenschaftlich und sinnlich. Sie trägt gerne tief Ausgeschnittenes, aus Angst man könne sie auf ihre inneren Werte reduzieren. Kurz gesagt: Sie ist eine Verführerin und ein kleines Miststück. Das Perfide an ihr ist, dass sie ihre Sinnlichkeit unter dem Deckmantel des "Kampfes gegen den Sexismus" ausspielt – was Werner leider deutlich zu spüren bekommt. Sie wurde bezahlt, um den Bürgermeisteramtsanwärter in die "Rainer-Brüderle-Sexismus-Falle" zu locken. Ebenfalls mit einer Weißwein-Schorle und tiefem Dekolleté ...
Da entdeckt man aber auch durchaus Parallelen zu Deiner Rolle als Kanzlerkandidatin in der Politsatire "Die Partei", in der es Deine Aufgabe war, mit kurzem Rock und Schmollmund für Wählerstimmen zu sorgen.
Ja, das ist richtig! In meiner damaligen Rolle als Kanzlerkandidatin habe ich dieses Verhalten auf die Spitze getrieben, um es zu kritisieren. In der Rolle der Sina Flock spiele ich jemanden, der sich tatsächlich als solch ein Luder verhält.
Macht es Dir Spaß, als ausgemachte Sexismus-Kritikerin so eine Rolle zu spielen?
Ja, das ist durchaus reizvoll! Und weil es fiktional ist, kann ich gut damit leben. Außerdem hat meine Rolle ja auch wieder ihre durchaus positive Wirkung: Die Antagonisten sind dazu da, ein Moralsystem herzustellen. Man braucht sie, um schlechtes Verhalten zeigen – insofern lese ich meine Rolle auch wiederum als Kritik an solch einem Verhalten. Sie ist schließlich eine intrigante Person und scheitert damit.
Du bist eine sehr schöne Frau – setzt Du Deine Schönheit auch gerne mal bewusst ein?
Erstmal danke für das Kompliment. Nein, ich bin eigentlich eher ein burschikoser Typ. Meine Rollen sind reine Kunstfiguren. Ich selbst bin, wie gesagt, burschikos – auch in dem Sinne, was meine Interessen angeht: Ich liebe zum Beispiel Action-Filme, die eindeutig männlich codiert sind. Zum Beispiel "Stirb langsam", was ja ganz stark mit diesem ganz profanen und tumben Männlichkeits-Ding daherkommt. Ein anderes Beispiel wäre vielleicht mein Pilotenschein, für den ich seit zehn Monaten Flugstunden nehme – ein eher unweibliches Hobby.
Bevor Du zur Schauspielerei gekommen bist, hast Du Kommunikationswissenschaften studiert, hast für eine Nachrichtenagentur und fürs Radio gearbeitet. Du hast dann eine Sprecherausbildung gemacht. War das der Punkt, wo Du die Schauspielerei für Dich entdeckt hast?
Ja, das stimmt tatsächlich. In die Schauspielerei bin ich gerutscht, als ich mein Sprechen verbessern wollte. Denn ich hatte damals moderiert, um mir mein Studium zu verdienen. Als ich für das Sprechen Schauspielunterreicht nahm, war das die Epiphanie für mich: Es taten sich völlig neue Welten für mich auf. Die Schauspielerei kam durch Zufall, traf mich dafür aber mit voller Gewalt. Es ist ein so unglaubliches Gefühl, sich auf der Bühne völlig aufzulösen und sich dem Publikum zu schenken – das ist intim und zugleich publik. Da entsteht bei mir ein völliger Rauschzustand, der unvergleichlich ist. In Wahrheit bin ich wahrscheinlich süchtig nach diesen Momenten und gar nicht so sehr nach der Schauspielerei ... (lacht)
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