Backstage beim "Sturm" – mit Szenenbildnerin Claudia Walter
Szenenbildnerin Claudia Walter ist, zusammen mit ihrem Team, seit 2007 für die Planung und Einrichtung des "Fürstenhofs" und allen Schauplätzen drum herum verantwortlich. Im Interview mit DasErste.de spricht sie von den Freuden und Herausforderungen, die der täglichen Dreh der Telenovela in gestalterischer sowie organisatorischer Hinsicht mit sich bringt.
DasErste.de: Liebe Claudia, hier in deinem Büro sticht einem gleich das Rubens-Bild aus der Kapelle von Martin ins Auge. Was geschieht normalerweise mit Ausstattungsgegenständen, die nicht mehr für den Dreh benötigt werden?
Oft kauft sie jemand aus unserem Team – beliebt war zum Beispiel der Nilsinho-Teddybär von Sabrina. Oder ich verkaufe sie im Rahmen von Fanevents beziehungsweise stelle das eine oder andere Requisit gerne für ein Gewinnspiel unserer Pressestelle zur Verfügung, wie zuletzt für den "Sturm"-Adventskalender. Das Rubens-Bild wollte ich gerne behalten, weil es mich an den Kauf des Altars für die Kapelle erinnert – ein echtes Schmuckstück aus dem 16. Jahrhundert, das ich damals im Internet erstanden habe.
Müsst ihr alle Einrichtungsgegenstände neu kaufen?
Nein, wir können auch Möbel und andere Gegenstände aus dem FTA-Fundus (Film- und Theaterausstattung) auf dem Bavariagelände leihen. Das bietet sich vor allem für Kulissen an, bei denen wir wissen, dass sie nicht längerfristig von einer Figur bewohnt werden.
Wie ist deine Abteilung genau organisiert?
In meiner Abteilung arbeiten 20 Leute – unter anderem Innen- und Außenrequisiteure, die Mitarbeiter der Baubühne, unser Gärtner, Hausmeister und unsere Requisitenfahrer. Die Baubühne ist für den Kulissen- und den Requisitenbau sowie für die Drehbetreuung zuständig – zum Beispiel hat sie die Torte für Poppys und Werners Hochzeit angefertigt, welche bald im "Sturm" zu sehen sein wird. Die Abteilung Außenrequisite schafft alle zur Einrichtung der Sets notwendigen Requisiten heran, während ich mich selbst um die Beschaffung der jeweiligen Möbel kümmere. Die Abteilung Baubühne und die Setdresser sind dafür zuständig, die einzelnen Motive bis ins kleinste Detail hinein einzurichten – zusammen mit der Innenrequisite. Sie ist es, die dem Set letztendlich Leben einhaucht, indem sie beispielsweise Nataschas Cocktails in der Pianobar mixt. In einer alkoholfreien Variante natürlich!
Wie sieht euer Arbeitsalltag genau aus?
Morgens ist ein Requisitenfahrer für die Frühabholung zuständig – meist beginnt der Arbeitstag für ihn oder sie gegen sechs Uhr, da wir bereits um neun Uhr drehen und bis dahin alles vorbereitet sein muss. Er besorgt Brötchen, Saft, Salatköpfe und alles, was später frisch am Set benötigt wird. Ein weiterer Requisitenfahrer fährt den großen Sprinter und kommt meistens gegen neun Uhr auf dem Bavariagelände an – außer wir haben zum Beispiel einen Dreh auf der Dorfstrasse, bei dem Schilder vor Drehbeginn montiert oder Wanderbänke aufgestellt werden müssen.
Wie lange brauchst du durchschnittlich für den Bau einer neuen Kulisse?
Das kommt ganz auf die Gegebenheiten an. Wenn Wände eingerissen werden müssen oder ähnliches, ist natürlich eine längere Vorplanung nötig. Gehämmert und gesägt werden kann meistens nur am Wochenende, denn unter der Woche wird gedreht. Und da unsere Böden im Studio alle nur aufgemalt sind, muss man auch die teilweise langen Trocknungszeiten einberechnen, bevor man einen Raum einrichten kann. Das kann zwischen drei Tagen oder – bei einem sehr aufwendigen Motiv – auch mal bis zu drei Wochen dauern.
Welche Herausforderungen gibt es neben dem Alltagsgeschäft zu meistern?
Alle Motive, die nicht zum ständigen festen Set gehören, sind eine Herausforderung. Letztens habe ich etwa im Außendreh ein Himmelbett gebraucht, das auf einer Wiese stehen soll. Ich musse also nicht nur dieses Bett beschaffen, sondern vorab einige weitere wichtige Details klären, zum Beispiel, welche logistischen Schwierigkeiten mit dem Transport des Betts verbunden sind und wie es vor Ort in Szene gesetzt werden soll. Meine Assistentin kümmert sich dann anschließend um die oft aufwendigen Dekorationen. Dank eines tollen Teams bekommen wir auch meistens alles so hin, wie wir uns das vorstellen und können die Zuschauer mit immer wieder neuen Requisiten und Schauplätzen überraschen.
Interview: Lena Kettner
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