Saskia Vester als Henni Höffner

Henni (Saskia Vester) auf dem Weg nach Vancouver Island.
Henni auf dem Weg nach Vancouver Island. | Bild: ARD Degeto / Jack Adamson

Dreharbeiten in Kanada – was war der schönste Moment dort?

Da waren so viele schöne Momente... aber einer der lustigsten Momente war sicherlich, als ich mit unserem Regisseur Sascha Bigler nachts in einem alten Pick-up drehbuchgemäß den "Mojo-Club" in Victoria gesucht habe, den Bristol ja heimlich besucht hat. Wir hatten einen Höllenspaß, denn wir haben die Szene ein bisschen improvisiert, und ich fragte echte Passanten nach dem Weg. Natürlich kannte niemand diesen Club, denn er war ja eine Drehbuch-Erfindung, aber die Kanadier dachten bestimmt, das müsste ein Mords-Geheimtipp sein. Und jetzt ist der Club wahrscheinlich legendär geworden, aber keiner hat ihn je gefunden (lacht). Am schönsten war für mich unser Hauptmotiv auf Vancouver Island, die riesige Villa, fast schon burgähnlich. Ich hatte dort einen eigenen Raum, in dem ich mich immer umgezogen habe und auch ein bisschen zurückziehen konnte, mit einem unfassbar schönen Blick auf die Bay mit ihren Schären und Hügeln. Einfach traumhaft.

Und was ist für Sie der "Spirit" von Kanada?

Die Kanadier selbst hätte ich abknutschen können, die sind so entspannt und locker, nehmen alles viel leichter, ganz anders als wir Deutsche, es war eine richtig gute Zeit dort. Vom Land selbst habe ich leider nicht so viel sehen können, nur bei den Fahrten vom Hotel zur Villa, wenn wir durch Wälder fuhren. Alle haben uns immer vor Bären gewarnt, aber ich hab nie einen gesehen, die haben sich wohl vor uns versteckt. Aber der Bär ist dort schon ein Thema, und dass er plötzlich im Vorgarten steht, kommt schon mal vor. Viele Häuser stehen sogar direkt im Wald, und die Bewohner schützen sich dann mit Elektrozäunen.

Henni Höffner leidet ja anfangs unter dem Jetlag – wie kamen Sie selbst damit klar, haben Sie eine Strategie?

Das Allerwichtigste ist wohl, sich sofort auf die dortige Uhrzeit einzustellen, sobald man ein Land betritt, und nicht daran zu denken, welche Uhrzeit man gerade in Deutschland hätte. Also, sich so gut es geht dem fremden Rhythmus anpassen, auch wenn die Augen auf Halbmast stehen. Darüber hinaus nehme ich gern die ersten drei, vier Tage Melatonin, um besser schlafen zu können und leistungsfähig zu sein. Neun Stunden Zeitunterschied in Kanada sind schon heftig, aber nicht ganz so schlimm wie bei anderen Dreharbeiten in Neuseeland – da waren es sogar zwölf Stunden, und die schaffen einen wirklich in der ersten Woche.

Mit Bristol unterhält sich Henni Höffner über Teenie-Sünden. Auf Bristols Konto gehen T-ShirtKlauen und heimlich eine Party besuchen – an welche Jugendsünden erinnern Sie sich?

Also, mit 13, 14 Jahren heimlich Partys besuchen, das kenne ich auch. Da bin ich schon das ein oder andere Mal bei uns zuhause aus dem Fenster geklettert und hab mich davongeschlichen. Aber ansonsten fallen Jugendsünden unter die Schweigepflicht (lacht).

"Faust" ist Bristols großes Thema im Deutschunterricht, und auch Henni beschäftigt sich damit, um Bristol fit für die Nachprüfung zu machen. Welche Erinnerungen verbinden Sie selbst mit Goethes Drama und überhaupt mit der Schule?

In der Schule haben wir uns zwar nicht mit "Faust" beschäftigt, aber mein Vater war ein großer, großer Goethe-Fan und meine Mutter auch. Deshalb war Goethe bei uns oft ein Familienthema, aber als Kind oder Jugendliche fand ich das eher uninteressant. Erst später, am Theater, hab ich ihn dann wirklich für mich entdeckt. Aber in "Faust" hab ich nie mitgespielt. Mein absolutes Lieblingsfach in der Schule war Sport und dann Kunst, alles Fächer, mit denen man keinen Blumentopf gewinnen konnte. Später mochte ich auch Französisch gern, aber das lag daran, dass meine Eltern ein Haus in Südfrankreich hatten und ich eine Affinität zu Frankreich bekam. Ein absolutes Waterloo waren für mich die naturwissenschaftlichen Fächer wie Physik, Chemie und Mathematik. Aber da ich eh schon mit fünf Jahren geplant hatte, Schauspielerin zu werden, bin ich dann auf die Schauspielschule gegangen, als ich alt genug dafür war, und habe dem Gymnasium nach der Mittleren Reife "tschüss" sagen können.

In fremden Familien, auch bei den Hunters, durchschaut Henni recht schnell, was dort schiefläuft, und kann mit wertvollen Ratschlägen helfen. Was hat sie bei ihrer eigenen Tochter falsch gemacht, und warum ist eine Versöhnung so schwierig?

Ich würde mal sagen, die zwei passen überhaupt nicht zusammen. Tochter Kathi ist strukturiert, die Mutter chaotisch, das ist schon mal das Grundproblem. Sie haben eine völlig unterschiedliche Lebensweise, und der Tochter fehlt das Verständnis dafür, dass sich Henni einfach so durchschlägt. Aber Henni kann nicht anders, irgendwie muss sie ja überleben. Ein anderer Knackpunkt ist, glaube ich, dass Henni ihre Tochter ganz alleine großgezogen und oft allein gelassen hat, weil sie arbeiten musste. Vielleicht steckt jetzt tief in Kathi der Vorwurf, dass Henni zu wenig Zeit für sie hatte. So erkläre ich mir das komplizierte Verhältnis. Und dass Henni ihr nun Geld schuldet, das sie ihr für den Kiosk geliehen hatte, war nur der entscheidende Auslöser für ihren Streit. Der eigentliche Konflikt liegt viel tiefer.

Zeit haben, miteinander reden, scheint das Geheimrezept für eine glückliche Familie zu sein: Sehen Sie das auch so?

Ich denke schon, Kommunikation ist wirklich alles. Und zu den Kindern sollte es nicht die Art von Kommunikation sein: "Ich bin der Erwachsene, und ich sage dir, was du zu tun hast." Meiner Meinung nach sind wir nur die Begleiter unserer Kinder, wir unterstützen sie, sind da, wenn sie in Not sind. Dann entwickelt sich eine gute Beziehung und Vertrauen, so wie bei unseren Kindern. Sie können uns vertrauen, weil wir immer auf Augenhöhe mit ihnen waren. Das ist, glaube ich, auch die Kunst von Henni, dass sie zum Beispiel auch mit Bristol immer auf Augenhöhe spricht und nicht als überlegene Erwachsene.

Und was ist Ihr persönliches Paar-Rezept?

Sich Zeit nehmen und miteinander reden. Mein Mann und ich sind jetzt 35 Jahre verheiratet, und gerade wenn Kinder da sind, verliert man sich natürlich als Paar, in dem ganzen Alltag mit den Kleinen. Da ist es wichtig, sich auch Auszeiten zu nehmen. Also, wir haben damals sehr viel Geld für Babysitter und Essengehen ausgegeben, damit wir uns wieder als Mann und Frau fühlen, und nicht nur als Papa und Mama (lacht). Tatsächlich haben wir uns dann viel über unsere Kinder unterhalten, bis wir es selber gemerkt haben. Aber mal ungestört auszugehen, war sehr schön. Mein persönliches Rezept für eine glückliche Ehe: Nichts unter den Teppich kehren, das rächt sich sonst im Laufe der Zeit. Auch wenn’s weh tut, ruhig Unangenehmes zur Sprache bringen, dann bleibt "der Stall sauber", wie es so schön heißt. Tut man es nicht, sammelt sich zu viel Unausgesprochenes an, und irgendwann ist es zu spät, und man hat sich voneinander entfernt.

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