Annette Frier im Interview

Hanna (Anette Frier) glaubt, für ihre Tochter Beate (Anna Drexler, li.) alles entscheiden zu müssen.
Hanna glaubt, für ihre Tochter Beate alles entscheiden zu müssen. | Bild: ARD Degeto / Marc Reimann

Annette Frier als Hanna Spengler (Beates Mutter)

Was war Ihr erster Gedanke nachdem Sie das Drehbuch gelesen haben?

Ich war sofort angetan vom komödiantisch- inklusiven Realismus-Setting der Geschichte. Diese scheinbaren Widersprüche haben mich, glaube ich, am meisten gereizt.

Ihre Rolle Hanna, die sich viele Jahre um die behinderte Tochter gekümmert hat, kämpft für ein eigenes Leben. Wie wichtig ist Ihnen dieser Aspekt der Figur?

Auch hier liegt ein schöner Widerspruch. Wenn Hannas behinderte Tochter jetzt schwanger wird im Teenager- Alter, wird die Erziehung des Enkelkindes aufgrund der gegebenen Verhältnisse vermutlich an Hanna hängenbleiben. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass das nach 15 Jahren ums eigene Kind kümmern nicht unbedingt das ist, was jetzt ganz oben auf der eigenen Liste steht.

Beates Mutter nimmt sich dem Thema Familiengründung bei Ihrer Tochter sehr an. Hat elterliche Fürsorge auch ihre Grenzen – ob mit oder ohne Behinderung?

Ich vermute, dass elterliche Fürsorge von der Natur erstmal grenzenlos eingerichtet ist. Durch den natürlichen Abnabelungsprozess im Leben relativiert sich das sicher im Laufe der Jahre. Bei Kindern mit Handicap sieht das allerdings etwas anders aus. Aber trotzdem, auch hier gibt es Momente, da müssen Eltern ihre eigene Gesundheit schützen, ansonsten können sie nämlich gar nicht mehr für ihre Kinder da sein.

Loslassen und Vertrauen – Hanna fällt es schwer, ihre Tochter Beate in ein eigenes, verantwortungsvolles Leben zu entlassen. Was würden Sie ihr raten?

Da habe ich nichts zu raten. Hanna macht eine starke Entwicklung im Laufe des Filmes, da kann man sich letztlich wohl eher was abgucken.

Der Film nimmt ein ernstes Thema in komödiantischer Erzählweise auf. Wie gelingt das?

Und warum ist es so wichtig, darüber zu sprechen? Komödie im Drama interessiert mich ganz grundsätzlich in der Kunst, so wie offensichtlich auch Benedikt Röskau, der Regie geführt und das Buch geschrieben hat. Es macht einfach sehr viel Spaß, hier zu forschen und Grenzen auszuloten.

Die Liebe kennt keine Grenzen, oder doch? Der Film stellt gesellschaftliche Normen nach Familie und Verantwortung am Beispiel von Leonhard und Beate in Frage. Was nehmen Sie aus Ihrer Arbeit an und in diesem Film mit?

Liebe kennt keine Grenzen unterschreibe ich einerseits blind. Auf der anderen Seite haben wir alle schon erlebt, wie schmerzvoll es sein kann, an gesellschaftlichen Normen zu verzweifeln. Es ist sehr schön, dass unsere Geschichte ein Happy End erfährt.

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