Di., 12.03.24 | 05:30 Uhr
Das Erste
Buchtipp Frühjahr
von Thomas Schindler, Literaturexperte
Andrea Petkovic: Zeit, sich aus dem Staub zu machen
Kiepenheuer& Witsch 2024, 224 Seiten, 23 Euro
In jedem Beruf schlüpfen wir unweigerlich in eine Rolle. Es gibt Jobs und Charaktere, da hebt sich die Teilung von privat und beruflich auf, bei Profisportlern und insbesondere bei der Ex-Tennisspielerin Andrea Petkovic war Tennis die ganze Identität, das Sportlerleben, dem alles untergeordnet wird.
Sie erzählt mal lakonisch, mal pathetisch von zahlreichen Verletzungen und Comebacks, Höhenflüge, zu den besten der Welt zu gehören, aber auch die bittere Erkenntnis: Ich werde nie die Nummer eins, ich werde nie ein Grad Slam-Turnier gewinnen.
Das Leben als Wellenbewegung
Andrea Petkovics zweites Buch über Ihre Karriere und deren Ende enthält ein paar sich wiederholde Passagen und verfällt manchmal etwas in einen Plauderton, wenn es darum geht, was man denn mit der vielen Zeit als Tennis-Rentnerin jetzt so anfangen kann. Dann aber wieder solche literarischen Perlen:
"Ich sitze in schwarzen Kleidern in Talksendungen herum, weil ich keinen einleuchtenden Grund mehr finde, abzusagen. Ich bin 35 Jahre alt geworden. Ich esse Kuchen, bis mir schlecht wird. Ich bin Rentnerin. Ich bin Zynikerin. Ich habe immer Zeit."
Bei mir überwiegt daher ganz klar der Eindruck von einem Buch, in dem ganz viel drinsteckt: Das Leben als Wellenbewegung, Arroganz und Selbstzerfleischung, Glücksmomente und absolute Niedergeschlagenheit, von der Ruhelosigkeit und Hetze zur Leere und Langeweile.
Wir alle altern, scheitern, müssen uns neu orientieren, suchen Herausforderungen und verfolgen Lebensziele. All das findet in einem Profisportlerleben sehr extrem und vor den Augen der Öffentlichkeit statt. Andrea Petkovic schildert diesen wilden Ritt eindrucksvoll.
Raúl Krauthausen / Adina Hermann: Als Ela das All eroberte
Kinderbuch Carlsen Verlag 2024, 96 Seiten, 14 Euro
Ela hat einen Traum: Astronautin werden. Der Weltraum fasziniert sie, die Planeten, die Sterne, die Freiheit der Schwerelosigkeit. Kann das nur Wunsch bleiben? Denn Ela sitzt im Rollstuhl, die Chancen stehen schlecht, sind aber kein Grund, sich entmutigen zu lassen, vor allem, wenn man einen besten Freund wie Ben hat, der alles tut, um sie zu unterstützen.
Ein neugieriges und abenteuerlustiges Mädchen in einer Geschichte, die kein Märchen ist. Ela muss Rückschläge verkraften und akzeptieren, dass es nicht nur den einen Weg gibt, um glücklich zu werden.
Das Buch möchte gar nicht in erster Linie Kinder für den Weltraum begeistern, sondern vor allem ermutigen, an Träume zu glauben. Das gelingt, wobei ich finde, dass die Empfehlung "ab 5 Jahre" eher nach oben korrigiert werden sollte, das Thema Weltraum und die Erklärungen zu den Planeten sind vielleicht für etwas ältere Kinder besser zu verstehen.
Stand: 12.03.2024 07:09 Uhr
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