Mo., 26.02.24 | 05:30 Uhr
Das Erste
Service: Depressionen – Diagnose und Behandlung
mit Dr. Dr. Daniel Wagner, Psychotherapeut
Der Begriff Depressionen wird oft gebraucht um alltägliche Schwankungen des Befindens zu beschreiben. Eine Depression im medizinischen Sinne ist allerdings etwas komplett anderes. Eine vorübergehende Phase von Niedergeschlagenheit hat jeder Mensch. Im Gegensatz dazu ist eine Depression eine ernsthafte Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen tiefgehend beeinflusst, mit Störungen von Hirn- und anderen Körperfunktionen einhergeht und erhebliches Leiden verursacht. Menschen, die an einer Depression leiden kann oftmals nur mit Hilfe einer psychotherapeutischen und/oder medikamentösen Behandlung geholfen werden.
Ursachen und Auslöser
Die Forschung geht davon aus, dass eine Depression meist das Zusammenspiel verschiedener Faktoren ist. Welche dabei im Vordergrund stehen ist individuell verschieden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass zum einen eine genetische Disposition (Veranlagung) als Ursache in Frage kommt. Zum anderen sind Stoffwechselstörungen im Gehirn beteiligt. Neurologische Untersuchungen haben ergeben, dass bei Depressionen eine Störung des Neurotransmitter-Stoffwechsels vorliegt. Neurotransmitter sind Botenstoffe, mit denen die Nervenzellen im Gehirn mit ihren Nachbarzellen in Kontakt treten. Diese beiden Bereiche (psychosozial und neurobiologisch) schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich vielmehr. Das bedeutet, dass eine Depression nicht entweder körperliche (neurobiologische) oder psychosoziale Ursachen hat, sondern vielmehr immer auf beiden Seiten nach Ursachen gesucht und therapeutisch behandelt werden kann.
Behandlung von Depressionen
Die beiden wichtigsten Faktoren einer Behandlung sind eine medikamentöse Therapie (Antidepressiva) und die Psychotherapie. Dabei gilt die medikamentöse Behandlung als wirksames Heilverfahren, dass ab einer mittelschweren Depression eingesetzt wird. In leichten Fällen reicht oft eine psychotherapeutische Behandlung. Mit dieser psychotherapeutischen Behandlung, z. B. einer Verhaltenstherapie, kann ebenfalls wirksam gegengesteuert werden. Meist werden die beiden Verfahren bei der Behandlung einer Depression kombiniert.
Im Fall einer Erkrankung oder bei dem Verdacht auf eine Depression sollten Sie in jedem Fall mit ihrem Arzt oder einem Psychotherapeuten Kontakt aufnehmen. Eine Behandlung ist in jedem Fall unverzichtbar. In dringenden Fällen nehmen Sie Kontakt mit dem Notruf oder der nächsten psychiatrischen Klinik auf. Die Deutsche Depressionshilfe hat eine Auflistung von Beratungsstellen in Ihrer Region auf Ihrer Homepage zusammengestellt.
Ergänzungen zur professionellen Behandlung durch Arzt oder Psychologen
Ratsam ist es auch sich in Selbsthilfegruppen oder Online-Foren zu informieren. Das ersetzt aber nicht die professionelle Hilfe eines Facharztes! Inzwischen gibt es auch eine Reihe von Apps, die Patienten mit Depression in einem aktiven Umgang mit der Erkrankung zu unterstützen (sogenanntes "Selbstmanagement“). In solchen Programmen und Apps lernen Betroffene zum Beispiel, ihre Stimmung regelmäßig zu beobachten, den Tag zu strukturieren, Strategien für einen gesunden Schlaf oder im Umgang mit negativen Gedanken zu entwickeln. Die meisten dieser Programme basieren aktuell auf Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie und unterstützen dabei, diese in den eigenen Alltag zu übernehmen. Sie werden zum Teil verschrieben und die Kosten von den Krankenkassen übernommen. Die Wirksamkeit solcher Programme ist gut belegt, wenn sie mit ärztlicher oder psychologischer Unterstützung genutzt werden. Diese Begleitung bedeutet, dass eine Ansprechperson zur Verfügung steht, die bei Fragen oder Problemen helfen kann und eine regelmäßige Teilnahme am Programm unterstützt.
Weitere Informationen
• Allgemeine Informationen zu Behandlung und Diagnose
https://www.deutsche-depressionshilfe.de
• Deutsche Depressionshilfe: Wo finde ich Hilfe?
https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/wo-finde-ich-hilfe/info-telefon
• Planet Wissen: Depression – Wenn die Seele Trauer trägt
https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/krankheiten/depression_wenn_die_seele_trauer_traegt/index.html
• Bundesgesundheitsministerium: Hilfe bei Depression
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/gesundheitsgefahren/depression
• WDR Mediathek: Wege aus der Depression
https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr2/das-thema/audio-wege-aus-der-depression-100.html
• Quarks: Was tun bei einer Depression?
https://www.wdr.de/tv/applications/fernsehen/wissen/quarks/pdf/Q_Depression.pdf
Stand: 26.02.2024 07:07 Uhr
Kommentare