Di., 21.11.23 | 05:30 Uhr
Das Erste
Service: Was tun gegen den Herbstblues?
mit PD Dr. Dr. Daniel Wagner, Psychotherapeut
Draußen ist es nass, dunkel, und es wird kalt. Vielen Menschen drückt der Wechsel in die dunkle Jahreszeit auf die Stimmung. Das Stichwort: "Herbstblues". Was kann man gegen die schlechte Stimmung im Herbst tun? Wann wird aus dem Herbstblues ein ernsthaftes Problem, und wo liegen die Unterschiede zu einer depressiven Verstimmung oder gar einer Depression?
Frische Luft und Bewegung helfen
Unser erster Tipp: Nehmen Sie sich 15 Minuten am Tag Zeit für einen kleinen Spaziergang oder erledigen Sie Einkäufe oder den Weg zu Arbeit einfach auch im Herbst zu Fuß. Egal wie das Wetter ist. Darin enthalten: Bewegung und Frischluft. Planen Sie Ihren Spaziergang tagsüber, denn auch die richtige Portion Tageslicht kann gegen den Herbstblues hilfreich sein. Tageslicht und die damit verbundene Produktion von Vitamin D hat positive Effekte gegen schlechte Stimmung im Herbst. Vielfach werden auch spezielle Tageslichtlampen angeboten die beim Mangel an Sonnenlicht helfen können. Fragen Sie im Zweifelsfall Ihren Hausarzt, der bei der Gelegenheit auch direkt Ihren Vitamin-D-Spiegel bestimmen kann. Hintergrund: Das kürzer werdende oder fehlende Tageslicht im Herbst kann bei vielen Menschen den Hormonhaushalt beeinflussen und damit auf die Stimmung schlagen.
Unser zweiter Tipp ist ein bisschen Sport. Denn, das hat eine Studie der Sporthochschule Köln ergeben, regelmäßige Bewegung führt zu einem höheren Wohlbefinden. Da hilft (s.o.) bei vielen schon der Spaziergang. Wer sportlich aber aktiver sein möchte, kann und sollte auch das im Herbst tun. Übertreiben Sie es aber am Anfang nicht, wenn Sie nicht im Training sind. Starten Sie Ihr Sportprogramm ggf. unter Anleitung. Zwischen 150 und 300 Minuten moderater bis intensiver Sport in der Woche sind, so die WHO, für Gesundheit und Wohlbefinden zu empfehlen. Vielleicht gucken Sie ja mal im örtlichen Sportverein vorbei!
Die richtige Ernährung gegen den Herbstblues
Auch das, was auf den Teller kommt, kann einen Einfluss auf unsere Psyche und unser Wohlbefinden haben. Auch beim Herbstblues gilt: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung kann gegen schlechte Stimmung helfen, denn zwischen dem Verdauungstrakt und dem Gehirn bestehen enge Verbindungen. Nicht umsonst sagt man, dass einem die schlechte Stimmung "auf den Magen schlägt“ – und umgekehrt. Ernährungsexperten raten dazu, bei Herbstblues einfache Kohlehydrate und Zucker zu vermeiden und stattdessen viel Gemüse, Fisch und Obst auf den Speiseplan zu setzen. Gutes Seelenfutter stellen übrigens auch fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut dar, sowie die gesunden Fette z. B. Oliven- oder Nussöle.
Kleinigkeiten, die helfen
Ihre Lieblingsmusik kann helfen. Denn auch Musik kann unsere Emotionen positiv beeinflussen. Studien haben gezeigt, dass beim Hören oder sogar Mitsingen der Lieblingsmusik das Gehirn Dopamin ausschüttet, das für Glücksgefühle zuständig ist. Kleine Gaumenfreuden können auch helfen. Vom Lieblingstee bis hin zum Lieblinsgessen. Auch das kann schlechte Stimmung verschwinden lassen – ebenso wie ein warmes Bad, ein Saunagang oder ein gutes Buch. Denn bei schlechter Stimmung oder dem Herbstblues hilft die "Wellness für zwischendurch".
Und vielleicht entdecken Sie ja auch jetzt im Herbst Ihre Kreativität wieder. Wie wär’s mit Basteln oder irgendeiner kreativen Tätigkeit? Muss nicht die Modellbahn aufgebaut werden oder fehlen nicht noch die selbstgemachten Weihnachtsgeschenke? Wer seine Kreativität anwirft, der tut auch was gegen den Herbstblues. Wann waren Sie eigentlich das letzte Mal im Museum oder im Kino? Wichtig sind auch vermehrt soziale Kontakte. Wer mit anderen was unternimmt, der leidet seltener an einem Herbstblues.
Wenn der Herbstblues nicht verschwindet
Schlechte Stimmung ist nicht unbedingt eine Depression. Aber wie erkenne ich, ob ich einen Herbst-Blues habe oder ob es sich um einem depressive Verstimmung oder Depression handelt? Grundsätzlich gilt: Ein Stimmungstief, gerade mal im Herbst, das ist nichts Ungewöhnliches. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn man seine Laune dem Wetter draußen anpasst. Meistens verbessert sich dieser Zustand nach ein paar Tagen oder Wochen. Der Herbst-Blues macht einfach manchmal melancholisch. Oft ziehen sich Betroffenen dann ein bisschen zurück, können aber durchaus genießen.
Eine (Winter)-Depression, auch saisonal-abhängige Depression genannt, kommt in den ebenfalls in der dunklen Jahreszeiten Herbst und Winter vor, ist aber etwas ganz anders. Betroffene haben über einen längeren Zeitraum typische Symptome einer Depression mit enormem Leidensdruck, wie zum Beispiel Antriebslosigkeit, Freudlosigkeit, Interessenverlust, Energielosigkeit und Niedergeschlagenheit. Häufig kommen dazu auch Konzentrationsschwierigkeiten, geringes Selbstwertgefühl und Schuldgefühle. Sie fühlen sich häufig müde, schlafen mehr und leiden unter Heißhungerattacken. Oftmals ist hier ärztliche Hilfe erforderlich.
Weitere Informationen
• SWR: Tipps gegen schlechte Stimmung im Herbst
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/suedbaden/interview-zu-winterdepressionen-100.html
• SWR: Was tun gegen den Herbstblues?
https://www.swr.de/swr4/tipps/herbstblues-stimmungstief-wetterfuehligkeit-laune-verbessern-100.html#:~:text=Gehen%20Sie%20an%20die%20frische,mehr%20Zeit%20hat%2C%20gerne%20mehr.
• Deutsche Depressionshilfe: Wo finde ich Hilfe?
https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/wo-finde-ich-hilfe/info-telefon
• Bundesgesundheitsministerium: Hilfe bei Depression
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/gesundheitsgefahren/depression
• Hilfe bei der Facharzt-Suche
https://www.116117.de/
Stand: 21.11.2023 07:28 Uhr
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