Mi., 30.08.23 | 05:30 Uhr
Service: Müdigkeit
mit Dr. Mohsen Radjai, Facharzt für Allgemeinmedizin
Müdigkeit gehört weltweit zu den zehn häufigsten Beratungsanlässen in Hausarztpraxen. Symptome der Müdigkeit reichen von allgemeiner Antriebslosigkeit bis zu chronischer Erschöpfung und Kraftlosigkeit. Medizinische Ursachen sind dabei sehr vielfältig: Niedriger Blutdruck, Erkrankung der Schilddrüse, Eisenmangel, Lebererkrankungen, Zöliakie, Long Covid, Depressionen oder eine Krebserkrankung aber auch zunehmender Bewegungsmangel gehören dazu.
Häufigkeit von Müdigkeit
Bei einer Allensbach-Bevölkerungsbefragung gaben 31Prozent der Befragten über 16 Jahre an, manchmal oder häufig unter "Ermüdungserscheinungen“ zu leiden. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, Angehörige höherer sozialer Schichten und Menschen in Partnerschaften seltener. Das Symptom wird gehäuft von Frauen, Jüngeren und Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status sowie geringer körperliche Aktivität berichtet.
Fatigue
Hierbei kommt es zu einer neu aufgetretenen anhaltenden erheblichen Störung des Allgemeinbefindens nach körperlicher und/oder geistiger Anstrengung. Parallel können Kreislaufbeschwerden damit einhergehen. Mediziner sprechen hier von '"Fatigue". Das bedeutet auf französisch oder englisch "Erschöpfung" und deshalb wird diese medizinische Erscheinung auch "Erschöpfungssyndrom" genannt. Weltweit leiden rund 17 Millionen Menschen unter dem "Chronischen Fatigue Syndrom". Erschöpfung und Belastungsunfähigkeit sind dann so groß, dass es bei der Mehrheit der Erkrankten zur Arbeitsunfähigkeit führt.
Corona-Spätfolge
Das Syndrom kommt gehäuft in Kombination mit schweren Erkrankungen vor. Fatigue tritt zum Beispiel während oder nach einer Krebserkrankung auf: Oft leiden noch Wochen nach einer Therapie bis zu 90 Prozent der Patienten unter übermäßiger Abgeschlagenheit. Momentan ist noch nicht klar, wie viele Covid Patienten an chronischer Müdigkeit leiden. Die nötigen Analysen dafür sind noch nicht abgeschlossen.
An der Berliner Charité wurde eine Post-Covid-Fatigue-Ambulanz eingerichtet. Dort finden ehemalige Covid-19-Patienten, die sich auch Wochen oder sogar Monaten nach ihrer Erkrankung noch erschöpft und schwach fühlen, Hilfe.
Denken macht müde
Wer stundenlang sitzt und viel nachdenkt, fühlt sich oft ebenfalls erschöpft. Warum das so ist, haben sich Forscherinnen und Forscher in Frankreich gefragt. Mit erstaunlichem Ergebnis: Bei starker geistiger Anstrengung entstehen im präfrontalen Kortex des Gehirns Signalstoffe, unter anderem Glutamat. Ohne Pause werden sie nicht abgebaut und können die Funktionsweise des Gehirns und damit die kognitive Leistung negativ beeinflussen. Die durch Müdigkeit erzwungene "Denkpause" soll den Abbau von Glutamat fördern. Insgesamt besteht zu diesem Thema aber noch ein weiterer wissenschaftlicher Untersuchungsbedarf.
Weitere Informationen
• MDR, Wissen: Gehirn und Müdigkeit
https://www.mdr.de/wissen/mensch-alltag/gehirn-denken-muedigkeit-kopfschmerzen-burnout-giftstoffe-glutamat-100.html
• MDR, Wissen: Covid: Spätfolge Müdigkeit
https://www.mdr.de/wissen/corona-covid-spaetfolgen-erschoepfung-100.html
• MDR, Brisant: Ursachen von Frühjahrsmüdigkeit
https://www.mdr.de/brisant/ratgeber/fruehjahrsmuedigkeit-ursachen-102.html
• NDR, Visite: Was steckt hinter der Müdigkeit
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/visite/Abenteuer-Diagnose-Was-steckt-hinter-der-Muedigkeit,visite23056.html
• NDR, Ratgeber Gesundheit
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Fatigue-Erschoepfungssyndrom-erkennen-und-behandeln,fatigue104.html
• SWR, Wissen: chronisches Fatique-Syndrom
https://www.swr.de/wissen/chronisches-fatigue-syndrom-mehr-als-nur-erschoepfung-100.html
Stand: 30.08.2023 08:12 Uhr
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