Mi., 19.07.23 | 05:30 Uhr
Service: Die richtige Kühlung
mit Thomas Bertram, Energieberater Verbraucherzentrale NRW
Wenn die Temperaturen im Sommer steigen, fallen alltägliche Aufgaben zunehmend schwer und vor allem der Schlaf ist weniger erholsam. Wichtig ist es daher, die eigenen vier Wände möglichst kühl zu halten. Aber wie? Rollladen runter, nachts lüften, Ventilator oder Klimaanlage? Welche Maßnahmen sind am effizientesten, um an heißen Tagen die Wohnung möglichst kühl zu halten? Wie viel Energie wird dafür benötigt?
Ein modernes Gebäude, das gut gegen Kälte gedämmt ist, bietet in der Regel auch im Sommer angenehme Raumtemperaturen. Das gilt insbesondere für Dachgeschosswohnungen.
Die meiste Wärme dringt über die Fenster ein, besonders bei Südausrichtung. Es ist daher am sinnvollsten, die Fenster mit einem außenliegenden Sonnenschutz zu verschatten (Jalousien, Rollläden oder Fensterläden). Innen angebrachte Jalousien oder Vorhänge bringen nur wenig.
Bei hohen Außentemperaturen (mehr als 25 Grad) sollten sie die Fenster tagsüber nicht zu oft öffnen, um das Eindringen der Hitze zu vermeiden. Nachts oder in den frühen Morgenstunden dagegen kräftig und lang anhaltend lüften. Am besten mit weit geöffneten, gegenüberliegenden Fenstern, so dass Durchzug entsteht, und die in den Bauteilen gespeicherte Wärme hinausgelüftet wird. In einer Wohnung oder im Haus mit mehreren Stockwerken öffnen Sie Fenster auf verschiedenen Etagen.
Wärmepumpen
Heizungssysteme mit modernen Erdwärmepumpen, aber auch Luft-Wärmepumpen können sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen eingesetzt werden. Viele Fertighaushersteller bieten bereits Heizsysteme mit Kühlfunktion an. Fußboden- oder Wandheizungen fungieren dann als Kühlflächen. So lassen sich die Wohnräume um zwei bis drei Grad kühlen.
Ventilatoren
Auch wenn ein Ventilator die Raumtemperatur nicht kühlen kann, sorgt er doch für einen erfrischenden Luftzug, denn bewegte Luft fühlt sich kühler an als stehende und macht so die Hitze erträglicher. Der Luftzug beschleunige die Verdunstung von Schweiß auf der Haut und kühlt damit unseren Körper ab. Einfache Ventilatoren gibt es schon ab etwa 25 Euro zu kaufen.
Stellen Sie den Ventilator morgens oder abends ans Fenster, um den Luftaustausch zu beschleunigen. Wenn nur ein Fenster geöffnet ist, strömt unten die kühle Außenluft in den Raum hinein, durch die obere Fensterzone strömt die warme Raumluft heraus. Richten Sie die Rotorblätter in Richtung des Luftstroms, damit die warme Luft aus dem Zimmer geblasen wird. Benutzen Sie den Ventilator bei geschlossenen Fenstern nur, wenn Sie sich im Zimmer aufhalten. Er sorgt ausschließlich für einen erfrischenden Luftzug, kühlt den Raum aber nicht nachhaltig ab
Klimageräte
Mobile Klimageräte entziehen der Raumluft Wärme und kühlen auf diese Weise die Raumtemperatur. Allerdings muss die warme Luft durch einen Schlauch ins Freie transportiert werden. Der Schlauch kann durch ein gekipptes Fenster oder eine angelehnte Tür geführt werden. Dabei dringt allerdings wieder warme Luft in den Raum, wodurch sich die Kühlleistung reduziert. Mit der Raumtemperatur steigt auch der Strombedarf und die Geräte sind recht laut.
Besser sind festinstallierte Mono-Split-Klimageräte mit Wandanschluss. Sie bestehen aus einem Außengerät mit Kältekompressor und einem Innengerät, das in dem zu klimatisierenden Raum angebracht ist. Diese Anlagen benötigen kein offenes Fenster und arbeiten deutlich effizienter, da bei dieser Technik im Raum kein Unterdruck entsteht. Sie bieten den höchsten Komfort hinsichtlich Luftführung und Geräuschentwicklung sind aber auch die teuerste Lösung.
Damit eine Klimaanlage die gewünschte Kühlung bringt und die Kosten nicht unnötig hoch sind, ist die richtige Dimensionierung wichtig. Faustformel: Um einen Kubikmeter Raum abzukühlen, benötigt die Anlage eine Leistung von 30 Watt. Wenn ein drei Meter hoher Raum von 25 Quadratmetern Fläche gekühlt werden soll, werden 2.250 Watt benötigt.
Luftkühler
Ein Luftkühler, auch Aircooler genannt ist kein Klimagerät. Es funktioniert ähnlich wie ein Ventilator, verfügt jedoch zusätzlich über einen Wassertank. Die warme Raumluft wird angesaugt, strömt durch einen feuchten Filter, und gibt durch Verdampfen kühlere Luft wieder frei.
Solche Geräte sind günstiger als mobile Klimageräte, aber auch weniger effizient. Sie können aber dennoch die Raumtemperatur um einige Grad senken, allerdings nur in kleinen Räumen. Auf der anderen Seite brauchte es kein System zur Ableitung der warmen Luft!
Energiekosten im Vergleich
Ventilatoren sind um ein Vielfaches effizienter und damit günstiger im Verbrauch als mobile Klimageräte. Während die monatlichen Stromkosten bei Tisch-, Decken-, Turm- und Standventilatoren mit einer Leistung von rund 50 Watt bei nur 4 Euro im Monat liegen, fallen für Klimaanlagen schnell Kosten um die 80 Euro im Monat an. Darüber hinaus sind Ventilatoren oft deutlich leiser als ein mobiles Klimagerät, und es gibt sogar besonders stromsparende Ventilatoren (3 bis 17 Watt). Günstiger als ein Klimagerät sind die sogenannten Aircooler. Sie verbrauchen weniger als 100 Watt (besonders sparsame Modelle sogar nur 50 Watt) bringen aber nicht so viel Kühlung. Wer nicht auf eine Klimaanlage verzichten möchte, sollte nach Möglichkeit ein sparsames Klima-Splitgerät einbauen lassen. Diese fest installierten Anlagen verbrauchen in der Regel weniger Strom als eine mobile Klimaanlage und sind erheblich effizienter in der Kühlleistung.
Weitere Informationen
• Stiftung Warentest: Ventilatoren im Test
https://www.test.de/Ventilatoren-im-Test-5058132-0/
• Verbraucherzentrale: Klimagerät: Lohnt sich der Kauf?
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/energie/energetische-sanierung/klimageraet-lohnt-sich-der-kauf-10525
• Umwelt Bundesamt: Hitzeknigge
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/210215-hitzeknigge-allgemein-bf.pdf
Stand: 19.07.2023 07:42 Uhr