Do., 05.01.23 | 05:30 Uhr
Service: Richtiger Umgang mit Krediten
mit Hermann-Josef Tenhagen, Finanztip
Es ist einfach und bequem, aber teuer, beim eigenen Konto den Dispokredit zu nutzen. Bis zu 13 Prozent Zinsen verlangen verschiedene Banken und Sparkassen für die Kontoüberziehung. Dabei gibt es für zeitweise knappe Kassen andere Lösungen, die im Lauf eines Jahres mehrere hundert Euro günstiger ausfallen können.
Millionen Haushalte geraten vor allem im Januar – nach Weihnachten – und im Juni, zum Urlaub, ins Minus. Sechs bis sieben Millionen Kunden sollen derzeit in Deutschland einen Dispokredit haben, für den sie hohe Zinsen zahlen. Dabei gibt es für dieses Problem mindestens zwei preiswertere Lösungen.
Dispokredit gibt es nur in Deutschland
Anders als in vielen anderen europäischen Ländern oder den USA ist der Dispokredite in Deutschland weit verbreitet. Oft wird er gleich bei der Kontoeröffnung vereinbart und beläuft sich üblicherweise auf zwei oder drei Netto-Monatseinkommen.
Ein Dispo-Kredit ist zwar praktisch, aber auch extrem teuer. Oft werden deutlich mehr als zehn Prozent Zinsen im Jahr fällig.
Rahmenkredit als Alternative
Einige Banken bieten als Alternative zum Dispo einen so genannten Rahmen- oder Abrufkredit. Das heißt, dass die Bank für einen Kredit einen bestimmten Rahmen festlegt. Innerhalb dieses Rahmens können Kunden das Konto überziehen. Der Rahmen kann von 1.000 bis etwa 50.000 Euro reichen. Voraussetzung ist in der Regel, dass monatlich ein Teil des Kredits zurückgezahlt wird, zum Beispiel ein Prozent.
Ein solcher Rahmenkredit ist bedeutend günstiger als ein Dispo. Die Zinsen eines Rahmenkredites sind allerdings nicht fix, sondern variabel. Sie orientieren sich normalerweise an einem Zinssatz, den die Europäische Zentralbank festlegt. Steigt der Zins der Zentralbank, kann die Bank ihre Zinsen für den Rahmenkredit erhöhen, muss es aber nicht. Fallen die Zinsen bei der Zentralbank, muss Ihre Bank die Zinsen für den Rahmenkredit hingegen senken.
Rahmenkredite können Sie leicht bei einer anderen als der Hausbank aufnehmen. Meistens müssen Sie das sogar, denn nur wenige Banken bieten Rahmenkredite an. Fragen Sie bei Ihrer Hausbank nach, ob sie Rahmenkredite anbietet.
Nachrechnen lohnt sich
Rechnen Sie nach den Feiertagen noch einmal durch: Wie viel hat mich der Dispo eigentlich im vergangenen Jahr gekostet – und wie viel günstiger wäre ein Rahmenkredit?
Die Kosten Ihres Dispos finden Sie heraus, indem Sie die Dispozinsen des vergangenen Jahres zusammenzählen: In jedem Monat oder spätestens in jedem Quartal werden auf Ihren Kontoauszügen die Kosten für die Nutzung des Dispo normalerweise extra ausgewiesen. Diese können Sie mit Angeboten für einen Rahmenkredit vergleichen.
Weitere Informationen
• Tagesschau (21.11.22): Zinsen für Dispokredite steigen deutlich
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/dispozinsen-girokonto-101.html
• Verbraucherzentrale NRW (13.12.22): Finanzieller Engpass – Was tun, wenn ich nicht rechtzeitig bezahlen kann?
https://www.verbraucherzentrale.nrw/wissen/geld-versicherungen/kredit-schulden-insolvenz/finanzieller-engpass-was-tun-wenn-ich-nicht-rechtzeitig-bezahlen-kann-45990
• HR, Ratgeber: Gestiegene Dispozinsen
https://www.ardmediathek.de/video/die-ratgeber/gestiegene-dispozinsen/hr-fernsehen/Y3JpZDovL2hyLW9ubGluZS8xODU1Mzc
• ARD-Buffet: Schuldenfalle Dispokredit (10.11.22)
https://www.swrfernsehen.de/ard-buffet/ratgeber/link-13808.html
Stand: 06.01.2024 03:03 Uhr