Do., 16.03.23 | 05:30 Uhr
Service: Sicher auf dem E-Bike
mit Ludger Vortmann, Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club ADFC
Jedes dritte verkaufte Fahrrad in Deutschland ist mittlerweile ein Pedelec (umgangssprachlich auch E-Bike genannt). Damit ist auch die Zahl der Unfälle stark gestiegen. Die Folgen sind häufig schwerwiegender als mit normalen Rädern. Nach Informationen des Statistischen Bundesamts gab es im Jahr 2022 den größten Anstieg von tödlichen Unfällen bei Pedelec-Nutzern. Es waren 75 Tote mehr als im Jahr davor, ein Anstieg von 60 Prozent.
Ist Pedelec fahren grundsätzlich gefährlich?
Das Unfallrisiko bei der Fahrt mit einem Pedelec ist grundsätzlich nicht höher als bei der Fahrt mit einem normalen Fahrrad. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Unfallforschung der Versicherer UVD.
Zwar ist der Anteil von Unfällen mit Pedelecs deutlich gestiegen. Allerdings werden damit im Schnitt auch deutlich mehr Kilometer zurückgelegt (durchschnittlich dreimal so viel) wie mit Fahrrädern ohne elektrische Unterstützung. Berücksichtigt man die gefahrenen Kilometer ist ein Pedelec laut UDV nicht gefährlicher als ein normales Fahrrad. Wer mehr fährt, hat ein entsprechend höheres Unfallrisiko.
Hauptunfallgegner bei Fahrradkollisionen ist das Auto. In 75 Prozent der Fälle ist die Person im Auto Hauptverursacher. Schlecht gestaltete Kreuzungen und Einmündungen sind die Hauptunfallorte.
Unterschied E-Bike, Pedelec, S-Pedelec
Wenn wir umgangssprachlich vom E-Bike sprechen, ist eigentlich das Pedelec gemeint. Das steht für "Pedal Electric Cycle". Denn ich bekomme nur elektrische Unterstützung, wenn ich in die Pedale trete. Dabei werde ich bis maximal 25 km/h unterstützt, danach schaltet der Motor ab. Pedelecs zählen zur Kategorie der Fahrräder. Sie haben heute einen Marktanteil von rund 90 Prozent.
Das eigentliche E-Bike spielt am Markt kaum eine Rolle. Es fährt auch ohne zu treten, wenn ich über einen Schalter die elektrische Unterstützung zuschalte. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht. Notwendig sind aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und ein Führerschein (mindestens Mofa).
Das S-Pedelec steht für Speed, also Geschwindigkeit. Der Motor unterstützt beim Treten bis zu 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad. Für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM, sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Mit dem S-Pedelec muss ich auf der Straße fahren, die Benutzung von Radwegen ist untersagt.
Unterschiedliche Motoren beim Pedelec
Beim Pedelec gibt es drei verschiedene Arten von Motoren.
Der gängigste ist der Mittelmotor, der im Bereich des Tretlagers im Rahmen sitzt. Er treibt das Hinterrad über die Kette an.
Vorteil: Gute Gewichtsverteilung, Fahrverhalten wird kaum beeinflusst, fast wie bei einem normalen Fahrrad.
Nachteil: Geräuschentwicklung und höherer Verschleiß durch Beinkraft und Motorkraft, die über Kette auf Kettenblatt und Ritzel übertragen werden.
Der Heckmotor befindet sich in der Hinterradnabe. Da die Kraft des Motors direkt auf das Hinterrad wirkt, sind die Antriebskomponenten keinem höheren Verschleiß ausgesetzt als bei herkömmlichen Fahrrädern.
Vorteil: Ein Teil der eingesetzten Energie kann beim Bremsen oder bei Bergabfahrten zurückgewonnen werden.
Nachteil: Kann beim Bergauffahren heiß werden, Motorleistung wird dann reduziert oder abgeschaltet, hecklastiger und schwieriger zu tragen, komplizierterer Ausbau, zum Beispiel bei einer Reifenpanne.
Der Frontmotor sitzt in der Vorderradnabe. Da das Fahrrad durch den Antrieb gezogen wird, kann es auf feuchtem, losem Untergrund oder in Kurven leichter durchdrehen oder wegrutschen.
Vorteil: Kleiner leichter Motor, Ausführung der Schaltung kann frei gewählt werden, Rücktrittbremse am Hinterrad möglich.
Nachteil: Motor kann bei längeren Bergauffahren leicht überhitzen, Gewichtsverteilung nicht immer optimal, Vorderrad kann bei nasser Fahrbahn und am Berg manchmal Durchdrehen.
Fahrverhalten
Pedelecs haben je nach Antrieb und Position des Akkus einen veränderten Schwerpunkt, was sich auf das Fahrverhalten auswirkt und auch den Bremsweg verlängern kann. Zudem sind sie aufgrund des verstärkten Rahmens, dem Motor und dem Akku deutlich schwerer und wiegen oft über 20 Kilogramm. Sie beschleunigen schneller und reagieren in Kurven und beim Bremsen anders als ein Fahrrad ohne elektrische Unterstützung. Kleine Unsicherheiten beim Fahrverhalten, die beim normalen Fahrrad kaum ins Gewicht fallen, können beim Pedelec daher zu Schwierigkeiten führen. Es bedarf daher etwas Übung, um mit einem Elektrofahrrad sicher unterwegs zu sein. Außerdem wird die Geschwindigkeit von Autofahrern oft unterschätzt.
Pedelec-Kurse des ADFC
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club bietet jedes Jahr tausende Fahrradkurse an. Weil das Pedelec bei den Verkaufszahlen längst das Fahrrad abgelöst hat, steigt auch der Bedarf an Kursen. Die ADFC-Kreisverbände bieten vor Ort solche Kurse an, unter anderem auch in den bundesweit rund 30 Radfahrschulen für Erwachsene. Hier lernen erwachsene Menschen aus unterschiedlichen Gründen das Radfahren oder den Umstieg aufs Pedelec. Vermittelt werden dabei die Fahrtechnik, die Sicherheit und das richtige Verhalten im Straßenverkehr.
Weitere Informationen
• ADFC-Radfahrschulen und wo ich sie finde
https://radfahrschule.adfc.de/termine-vor-ort
• E-Bikes nicht riskanter als Fahrräder
https://www.test.de/Unfaelle-mit-E-Bikes-5923236-0/
• Elektrofahrräder-Tipps: Damit Sie sicher fahren
https://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/swr/2013/sendung-vom-10-07-2013-topthema-e-bikes-100.html
Stand: 14.06.2023 22:16 Uhr