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Litauen: Die Angst vor Lukaschenko

Zwei Personen mit Protestplaketen
Litauen gilt neben Polen als Zentrum der belarussischen Opposition. | Bild: NDR

Seit der Festnahme von Roman Protasewitsch und Sofia Sapega sind viele Belarussen in Litauen in großer Sorge. Täglich ziehen sie vor die Botschaften der EU und Deutschlands und fordern harte Sanktionen gegen das Lukaschenko-Regime sowie die Freilassung des inhaftierten Bloggers und seiner Freundin, die in Vilnius studiert hat. Litauen gilt neben Polen als Zentrum der belarussischen Opposition.

Natalia Kolegova im Interview, im Hintergrund ein Hochzeitspaar.
Natalia Kolegova (li.) unterstützt Belarussen in Litauen. | Bild: NDR

Sie ist gefragt in diesen Tagen: Natalia Kolegova unterstützt Belarussen in Litauen. Mit ihrer Organisation "Dapamoga" ("Hilfe"). Normalerweise geht es darum, Visa zu beschaffen. Heute aber bringt sie Aleh Miatselica unter die Haube. Der Belarusse lebt bereits seit einiger Zeit in Vilnius, seine Verlobte in Minsk. Wie Natalia es geschafft hat, seine Braut aus Belarus nach Litauen zu holen, weiß er noch nicht. "Es gibt Situationen, in denen die Menschen erstmal in die Ukraine fahren und dann holen wir sie da ab. Nun ist der Weg über die Ukraine offiziell gesperrt. Dann bleiben Waldwege über Russland und dann in die Ukraine. Und von da holen wir sie ab. Es gibt auch geheime Wege, die wir den Leuten empfehlen", erklärt Kolegova.

Vor dem Standesamt kann Aleh die Braut in die Arme schließen. Beiden war es wichtig, in den weiß-roten Farben der belarusischen Oppositionsbewegung zu heiraten. "In dieser revolutionären Zeit ist es unsere erste Hochzeit. Ich bin einfach glücklich, richtig feiern werden wir dann, wenn wir irgendwann nach Belarus zurückkehren können", sagt Natalija Kolegova. Diesmal hat Natalia es geschafft, das Paar zusammenzubringen. Doch sie weiß, dass es noch viele sind in Belarus, die auf ihre Hilfe angewiesen sind.

Belarussische Oppositionelle in Litauen willkommen

Olga Karach im Interview.
"Lukaschenko will jeden kriegen", sagt Olga Karach. | Bild: NDR

Gerade einmal 30 Kilometer sind es bis zur belarussischen Grenze. Litauen ist auch deshalb für große Teile der Opposition zu einer neuen Heimat geworden. Hier sind sie willkommen und können ihre Kritik an Lukaschenko frei äußern. Vor der deutschen Botschaft in Vilnius fordern sie seit Tagen Sanktionen der EU. Auch Darja ist gekommen. Im Dezember ist sie aus Minsk geflüchtet. Die Exil-Gemeinde gebe ihr Schutz, erzählt sie, aber allein traut sie sich selbst hier nicht mehr auf die Straße: "Mein Mann wurde am 29. September verhaftet. Vier Stunden wurde er gefoltert. Nun habe ich keinen Kontakt mehr. Seit eineinhalb Monaten habe ich keine Briefe bekommen. Er ist zu sechs Jahren Strafvollzugslager verurteilt, weil er einen Wagen der Milizen mit Schaum bespritzt hatte."

Doch nicht alle Belarussen zeigen ihre Kritik so offen wie sie. In der Exilgemeinde geht die Angst um. Olga Karach hat 2005 die Organisation "Unser Haus" gegründet. Wer zu ihr kommt, braucht Unterstützung. Neben Essen gibt es hier auch Kleider für Geflüchtete. Die belarussische Journalistin und ihr Team dokumentieren Repressalien gegen die Opposition in ganz Europa. "Lukaschenko will jeden kriegen, das merkt man, Wir haben keine Wahl – entweder wir stürzen ihn oder er erwischt jeden Belarussen im wahrsten Sinne des Wortes."

Autor: Christian Blenker, ARD Stockholm

Stand: 30.05.2021 20:16 Uhr

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