So., 30.10.22 | 18:30 Uhr
Das Erste
USA: Vor den Midterm-Wahlen – Trumps Erben und ihre Welt
Die Grenze zu Mexiko liegt hinter einem Zaun. Ein paar Meter weiter trennt der Fluss Rio Grande die USA vom Nachbarland. Viele versuchen, hier in die USA zu kommen. Joel Castro ist Republikaner, er informiert sich heute mit Parteifreunden über die Lage. Er ist Stadtrat in einer Gemeinde, nicht weit von der Grenze entfernt. Das Thema illegale Migration – für ihn eines des wichtigsten bei dieser Wahl: "Wie Biden und seine Regierung das handhaben, ist einfach nur traurig. Es scheint, als seien Biden die illegalen Migranten wichtiger als die Amerikaner."
Wahlkampf an der Tür
Auch deshalb stürzt sich Joel dieser Tag in den Wahlkampf. Er versucht, andere zu motivieren, wie bei dieser Republikaner-Party in seinem Wahlkreis. Joe Biden steht aus seiner Sicht für zu viel staatliche Eingriffe und Umverteilung. "Wer hat es satt, zu viele Steuern zu zahlen? Und wer hat es satt, dass Joe Biden, die Amerikaner zu Dingen zwingt, die sie nicht wollen? Wir müssen auf allen Ebenen Republikaner wählen."
Damit das gelingt, klopft Joel gerade mit anderen an Tausende Türen potenzieller Wähler. Ihr Verkaufsschlager dabei: Inflation und steigende Preise. "Amerika war so viel besser dran unter konservativer Führung. Joe Biden und seine Regierung haben es sehr viel teurer gemacht, den amerikanischen Traum zu leben. Die Amerikaner zahlen dafür den Preis", sagt Joel. Tatsächlich ist das Leben in den USA deutlich teurer geworden. Das spielt den Republikanern in die Hände – nicht nur hier in Texas.
Joel nimmt uns mit zum Schießstand. Für ihn sind die Demokraten eine Verbotspartei; könnten ihm womöglich seine Waffen nehmen: "Das ist eines unserer grundlegenden Rechte als Amerikaner. Nicht nur von der Verfassung garantiert, sondern von Gott gegeben. Um sich und seine Familie zu schützen." Die Republikaner sind für Joel die Partei der Freiheit. Die, die ihn so leben lassen, wie er es möchte.
Republikaner kämpfen um Nachwuchs
Joel schwimmt damit gegen den Mainstream. Junge Menschen, wie er – Latinos, wie er – wählen mehrheitlich die Demokraten. Joel tritt daher als Redner auf, will möglichst viele junge Konservative ermutigen, selbst für Ämter zu kandidieren. "Es ist ein riesiger Vorteil, wenn du als junger Mensch antrittst: Dein Gegner wird dich nicht ernst nehmen, dich unterschätzen. Und er wird nicht so viel wie du von Tür zu Tür gehen und Wahlkampf machen können. Wir als Junge haben viel mehr Energie."
Unterstützt wird Joel von der Organisation "RunGenZ", die junge Republikaner in Ämter bringen will. Mason Morgan hat Joel entdeckt und gefördert. Den Demokraten falle der Nachwuchs zu – sie als Republikaner müssten ihn gezielt suchen, sagt er. "Wenn wir als Republikaner weiter Wahlen gewinnen wollen, wenn wir die konservative Bewegung stärken wollen, dann müssen wir sicherstellen, dass wir auch die junge Generation wiederspiegeln und ansprechen. Generation Z ist nicht nur die diverseste, die es je gab, sondern bald auch die größte Wählergruppe in den USA. Wer diese Wähler gewinnt, gewinnt die Wahlen", sagt Mason Morgan.
Daher sind gerade junge Konservative wie Joel für die Republikaner so wertvoll – als Wahlkämpfer, als Kandidat. Weil er Menschen begeistern könnte, die die Republikaner bisher nur schwer erreichen.
Autorin: Kerstin Klein, ARD-Studio Washington
Stand: 30.10.2022 20:56 Uhr
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