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Ukraine: Unterstützung aus dem Baltikum

Ukraine: Unterstützung aus dem Baltikum | Bild: picture alliance / Photoshot

Sie sind viel moderner als die alten ukrainischen Trolleybusse: die weißen Busse aus Lettland. Die Busfahrer sind begeistert. Gleich zu Beginn des Krieges hatten russische Raketen einen Großteil der Trolleybusse in Tschernijiw, nördlich von Kyiv zerstört. Nun hat das örtliche Busunternehmens mit Hilfe aus Riga eine neue Busflotte aufgebaut. Alle sind zufrieden: Die neuen Busse sind viel bequemer als die alten.

Und auch im kleinen Dörfchen Yahidne – südlich von Tschernijiw – ist die Hilfe aus dem Baltikum deutlich sichtbar: Fertigbauhäuser aus Riga. Aufgebaut in Rekordzeit. Letzte Handgriffe der Handwerker. Pfarrer Dmitri Yarema will so schnell wie möglich umziehen. Sein Haus wurde beim Angriff der Russen gleich zu Beginn der Invasion komplett zerstört. "Hier kommen die Küchengeräte hin, die Arbeitsplatte, der elektrische Herd, der Kühlschrank , die Hängeschränke und die Regale." Seine Frau ist noch skeptisch. Sie trauert dem  alten Haus nach und ist bisher noch nicht hier gewesen. Daher kümmert er sich um alles. "In meinem früheren Haus habe ich mich zu Hause gefühlt, aber es ist komplett verbrannt. Und ob ich mich hier heimisch fühlen werde, wird die Zeit zeigen. Aber ich denke, ich werde mich schon daran gewöhnen." Vom alten Haus ist nichts übrig geblieben – nicht einmal ein Foto.  Nur das haben die Russen zurück gelassen: "Das ist der Träger einer russischen Grad-Rakete. Ich behalte sie, damit alle sehen, welches Leid und welche Trauer die Russen hier verbreitet haben", sagt Dmitri Yarema.

28 Tage lang hielten russische Soldaten zu Beginn des Krieges das Dorf im Keller der Schule gefangen. 360 Menschen – alt und jung – eingepfercht in feuchte Kellergewölbe. Sie wollten uns zwingen, die russische Hymne zu singen,  erzählt Pfarrer Dimitri. "Abends haben wir inständig auf den Morgen gewartet. Und morgens haben wir nur darauf gewartet, dass es Abend wird. So haben wir gelitten." Nach 28 Tagen gelang es der ukrainischen Armee, die Besatzer in die Flucht zu schlagen, erzählt er. Die Geschichte des Dorfs hat die Menschen in Lettland stark beeindruckt. Die Letten seien durch diese Hilfsaktion zu ihren Freunden geworden, so Bürgermeisterin Olha Liakhovets. Sie verstehen die Situation der Ukrainer besser als viele andere Europäer: "Es geht es hier in erster Linie um Menschlichkeit und Mitgefühl. Sie haben dabei geholfen ein zerbrochenes Dorf, das getötet werden sollte, aufzurichten, damit es weitermacht. Wir sind sehr dankbar."

Hilfe und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Lettland

Menschen in einem Raum.
28 Tage lang hielten russische Soldaten zu Beginn des Krieges das Dorf im Keller der Schule gefangen. | Bild: NDR

Die Letten waren die ersten, die nach der russischen Besetzung der Region Tschernihiv auf uns zu kamen, erklärt Kostyantyn Megemder, Leiter der Regionalverwaltung. Daraus ist längst eine wirtschaftliche Zusammenarbeit geworden. "Und jetzt arbeiten wir mit der Stadt  Riga daran, dass die lettische Seite unseren Mitarbeitern  beibringt, wie man mit Zuschüssen und Programmen in der Europäischen Union umgeht – für die Zukunft. Der lettische Botschafter Ilgvars Klava sei der erste gewesen, der den Kontakte zur Region Tschernijiw und zur ukrainischen Regierung gesucht habe. "Als Opfer der russischen Aggression und natürlich auch aus der Geschichte wissen wir,  welche Methoden Moskau anwendet und wie die Menschen unter russischer Besatzung leiden, denn die lettische Gesellschaft hat das während der Sowjetzeit auch erlebt", sagt Ilgvars Klava.

Bis zum orthodoxen Ostern am 5. Mai wollen sie ihre Häuser renovieren. Viele waren völlig unbewohnbar.   Die lettischen Häuser sind schon jetzt ein Hingucker. "Ich finde sie so schön. Hätte ich die Möglichkeit, würde ich auch so ein lettisches Haus haben wollen. Ich finde es total schön", sagt Hausbesitzer Anatolii Oleshko. "Wir haben einen gemeinsamen Feind. Wenn die Ukraine verliert, wird Putin weitermachen und das Baltikum angreifen."

Auch wenn seine Frau noch nicht ganz überzeugt ist, Pfarrer Dimitri freut sich auf den Neuanfang. Seine Töchter werden zu Ostern Besuch kommen. "Wir werden einen Tisch decken, Tee trinken und uns ausruhen. Hier, auf der Terrasse, wird es mit der Sonne bestimmt warm sein." Und dann wird langsam hoffentlich auch wieder Ruhe einkehren im kleinen Dörfchen Yahidne. 

Autorin: Birgit Virnich, ARD-Studio Kiew

Stand: 28.04.2024 19:39 Uhr

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Norddeutscher Rundfunk
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