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Montenegro: Erster Strand für Hijab-Trägerinnen an der Adria

Montenegro: Erster Strand für Hijab-Trägerinnen an der Adria | Bild: Anna Tillack, ARD Wien

Ein Strand ganz im Süden Montenegros. Arjona Resulani kommt extra hierher - sie gehört der albanischen Minderheit an, ist Muslimin und will heute einen ganz besonderen Ort testen: einen Strandbereich nur für Frauen mit Hijab, das heißt mit Kopftuch: "Als Hijab-Mädchen kann die Sonne meine Haut nicht mehr küssen. Jetzt kann ich das tun. Das ist auch gut für meine Gesundheit, meine Haut… Und heute werde ich mir das holen!"
Mit rein dürfen wir nicht, der abgesperrte Bereich ist vor den neugierigen Blicken der Außenwelt geschützt. Hier sonnen sich muslimische Frauen ganz ohne Schleier, nur im Bikini.

Langer Strand – für alle Wünsche

Der spezielle Strand für Hijab-Trägerinnen liegt auf einem der längsten Sandstrände der Adria. Der "Long Beach" reicht mit einer Länge von 13 Kilometern von der montenegrinischen Stadt Ulcinj bis nach Albanien und lässt keinen Wunsch offen. Es gibt einen Hundestrand, einen für Kite-Surfer, einen FKK-Strand, einen reinen Frauenstrand und nun eben den Bereich für Frauen mit Hijab.
Inzwischen kommen muslimische Touristinnen aus ganz Montenegro und den Nachbarländern an den neuen Hijab-Strand. Der Zutritt kostet acht Euro, der Betreiber, eine Privatperson, legt Wert auf Komfort und Privatsphäre.
Arjona hat ihr Sonnenbad beendet, braucht eine Abkühlung. Zum Schwimmen muss sie sich wieder anziehen, sie badet im Burkini, wie viele andere hier auch. Der neue Strand hinter dem Zaun kommt offenbar gut an, man bekommt kaum eine freie Liege, erzählt sie uns.

Liberale Gegend – Bedenken gegen Abgrenzung

Ulcinj ist eine liberale Stadt. Die Mehrheit der rund 11.500 Einwohner sind ethnische Albaner, fast 72 Prozent bekennen sich zum muslimischen Glauben. Und trotzdem polarisiert das Thema Kopftuch inzwischen auch hier.
Ein paar Kilometer weiter hat Eqrem Mehmeti sein Hotel. Er hat viele Jahre lang im deutschen Freiburg gelebt. Auf dem Papier ist er Moslem, allerdings kein praktizierender. Er ist gegen den neuen Strandabschnitt für Frauen mit Schleier: "Die können an jedem normalen Strand baden. Keiner hat sie belästigt. Die dürfen auch bei uns im Hotel baden im Pool; die Abschottung macht uns ein bisschen Angst; Extremismus mögen wir nicht und das ist für uns eine schlechte Entwicklung."
Dabei gab es in Montenegro bisher keine extremistische Vorfälle oder jihadistische Attentate wie in Deutschland.

In der Innenstadt treffen wir Arjona wieder. Sie ist stolz, dass es in ihrer Heimat Montenegro nun einen Strand extra für Frauen wie sie gibt. Ab jetzt will sie ihn öfter besuchen - auch mit neuem Outfit fürs Wasser.
Dass es Menschen gibt, die ihre Religion mit Extremismus in Verbindung bringen, kann sie nicht verstehen. Arjona hat sich entschieden: Sobald sie Zeit hat, wird sie ihren neuen Burkini am langen Sandstrand von Ulcinj ausführen – neben ihren Freundinnen im Bikini. Bisher leben und baden hier Menschen verschiedener Religion ungestört nebeneinander. Was woanders unmöglich geworden ist - hier in Montenegro geht es noch.

Autorin: Anna Tillack, ARD Wien

Stand: 08.09.2024 20:08 Uhr

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