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Albanien: Tourismus gegen Umweltschutz?

Albanien: Tourismus gegen Umweltschutz? | Bild: Nikolaus Neumaier, ARD Wien

Bauer Vladimir Ethimi auf seinem täglichen Kontrollgang zum Shushica-Fluss: Nachsehen, wie hoch der Wasserstand ist und ob die Pumpe arbeitet. Sein Trinkwasser und das Wasser für seine Felder holt sich Vladimir aus der Shushica. In den Sommermonaten wird es oft um die 40 Grad heiß. Dann kann das Wasser knapp werden.
Der Hof von Vladimir: 12.000 Quadratmeter steiniger Boden. Auf den Feldern wachsen Gemüse oder Melonen, alles in Bioqualität. Doch er fürchtet um seine Existenz. Vor allem, wenn es bald noch weniger Wasser geben könnte.

Wasser für die Küste

Was Vladimir Sorge macht, ist diese Baustelle, nur wenige Kilometer von seinem Hof entfernt. Durch die Rohre soll Trinkwasser für Touristen an der Küste abgeleitet werden. Die meisten Rohre sind schon verlegt. Bis zur Quelle fehlen nur noch wenige Kilometer. Der Fluss entspringt in einem felsigen Canyon. Hier ist die Shushica nur mehr ein kleines Bächlein. Die Angst der Bauern: Würde das Wasser an der Quelle abgleitet könnte der Fluss im Sommer austrocknen.
Dabei ist die Shushica streng geschützt. 2023 wurde der Fluss per Gesetz Teil des ersten Wildfluss-Nationalparks in Europa. Wasserableitung ist also eigentlich verboten. Doch Vladimir misstraut der Regierung. Glaubt nicht, dass sie das Ableitungsprojekt wirklich stoppt.

Priorität Tourismus

Zwar ruht die Baustelle derzeit, aber die Rohre zurückbauen, will die Regierung nicht, es handle sich um ein Projekt, das begonnen wurde, bevor die Vjosa und Shushica zum Nationalpark erklärt wurde. Und ein Stopp der geplanten Wasserableitungen wird auch nicht versprochen. Die Regierung unter Ministerpräsident Edi Rama Seit setzt seit Jahren voll auf Tourismus.
Albanien soll immer attraktiver für Urlauber werden. Die Strände, das Meer, Luxushotels: im letzten Jahr kamen mehr als zehn Millionen Gäste. In diesem sollen es 14 Millionen werden. Die Küste: immer weiter bebaut, mit dem Einverständnis der Regierung.
Tourismus statt Naturschutz, Aleko Miho sieht das Handeln der Regierung mit Sorge. Der Biologe ist unterwegs auf der Nartë-Lagune, eines der wertvollsten Ökosysteme am Mittelmeer. Hier leben hunderte Vogelarten, sogar Pelikane. Auch dieses Naturparadies ist gefährdet. Auf der bislang unbewohnten Insel Sazan am Horizont sollen Luxusappartements entstehen. Das könnte das einzigartige Ökosystem massiv stören.
An der Shushica befürchten sie, dass die Bauarbeiten ohne Einbindung der Bevölkerung und ohne Ankündigung wieder losgehen. Für die Bauern geht es um den Erhalt ihrer Heimat an der Shushica.

Autor: Nikolaus Neumaier, ARD Wien

Stand: 08.09.2024 19:59 Uhr

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