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Ägypten: Terror auf der Sinai-Halbinsel

Ägypten: Terror auf der Sinai-Halbinsel | Bild: dpa-Bildfunk

Gebete für die Verwundeten und die Toten. Ägypten trauert und ist voller Wut. Wieder ein Terroranschlag. Wieder scheint der sogenannte Islamische Staat verantwortlich. Erst explodieren Sprengsätze beim Freitagsgebet in einer Moschee im Nord-Sinai. Dann feuern 20 bis 30 Angreifer, mutmaßlich Terroristen vom IS, in die Menge, töten mehr als 300 Menschen. "Schon vor einem Jahr hat der IS im Nord-Sinai begonnen, koptische Christen anzugreifen, aber auch Muslime, die Zigaretten oder Alkohol verkaufen", erzählt Amr Abdel Rahman von der ägyptischen Initiative für Grundrechte EIPR. "Sie zwingen Frauen auf der Straße, die Burka zu tragen. Solche Angriffe sind also nicht neu, was neu ist, ist das Ausmaß dieses Anschlages."

"Sie versuchten, irgendwie rauszukommen"

27 Kinder sind unter den Todesopfern. Im Krankenhaus kämpfen Verwundete um ihr Leben. Ein 13-Jähriger, schwer verletzt, erinnert sich an den Anschlag. "Ich war draußen vor der Moschee, und plötzlich hörte ich von innen Schüsse", erzählt Abdullah Suleiman. "Ich sah Menschen rennen, und als ich in die Moschee hinein ging, kletterten Leute über Körper. Sie versuchten, irgendwie rauszukommen."

Gewalt und Gegengewalt

Amr Abdel Rahman
"Was wir im Nord-Sinai brauchen, ist ein umfassender Ansatz", sagt Amr Abdel Rahman. | Bild: NDR

Ägyptens Präsident kündigt im Staatsfernsehen eine harte Antwort an. Vergeltung und Rache. Es ist das alte Muster von Gewalt und Gegengewalt. Die Luftwaffe fliegt Angriffe auf Ziele im Nord-Sinai. Waffenlager und Verstecke von Extremisten seien zerstört, mehrere Terroristen getötet worden, heißt es. "Das einzige, was Ägypten seit vielen Jahren versucht, ist eine Politik der eisernen Faust, wie Präsident Sisi es nennt. Was wir im Nord-Sinai brauchen, ist ein umfassender Ansatz. Es geht um wirtschaftliche Aspekte, um die Entwicklung der Region, auch um Erziehung und Bildung im Kampf gegen den IS", sagt Amr Abdel Rahman.

"Der IS wird immer eine Bedrohung sein"

Moschee
Mehr als 300 Menschen starben bei dem Anschlag. | Bild: NDR

Der IS in Ägypten – immer bedrohlicher. Oktober 2014: Staatsbegräbnis für 30 Soldaten. Der ägyptische IS-Ableger hat sie auf dem Sinai ermordet. Oktober 2015: Eine Bombe explodiert in einem russischen Ferienflieger über dem Sinai, alle 224 Insassen sterben. Der IS übernimmt die Verantwortung. April 2017: Die Terrormiliz IS greift erneut ägyptische Christen an. Tötet bei Anschlägen auf koptische Kirchen mindestens 45 Gläubige. Präsident Sisi erklärt den Ausnahmezustand, schränkt Grundrechte weiter ein. Der Terror geht weiter. "Der IS ist besiegt insofern, als er nirgendwo mehr Land beherrscht. Aber er ist weit davon entfernt, keine Gefahr mehr darzustellen. Der IS wird immer eine Bedrohung sein, für Zivilisten und für die Sicherheitskräfte gleichermaßen", sagt Amr Abdel Rahman.

Ein weißes Leichentuch am Rande eines Massengrabes. Die mehr als 300 Toten vom Freitag sind schon beigesetzt. Ein schmuckloser Stein für eines von vielen Opfer des Terrors.

Autor: Volker Schwenck, ARD-Studio Kairo

Stand: 31.07.2019 13:52 Uhr

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