So., 27.07.14 | 19:20 Uhr
Das Erste
Russland: Schuld sind die anderen - Putins Propagandamaschine auf Hochtouren
100 Spaten hat jemand gespendet, für die Schützengräben. Im Keller der Organisation "Anderes Russland“ sammeln sie für die Front und meinen damit die Ostukraine. Das "Andere Russland“ gehört eigentlich zur Opposition gegen Putin. Doch in Zeiten wie diesen ist das vergessen; da zählt der Patriotismus. Man will den russischen Brüdern in der Ostukraine helfen. gegen, so sagen sie hier, die Faschisten in Kiew.
Ein Helfer:
Igor hat sich als Freiwilliger gemeldet. Er will selbst kämpfen. Seine Seele brennt für den Donbass, sagt er. Den Kollegen im Ingenieurbüro hat er nicht erzählt, wo er den Urlaub verbringen will.
Igor:
Reporterin: "Sind sie bereit zu töten?“
Igor:
Eine Nachrichtensendung im russischen Staatsfernsehen aus der vergangen Woche. Wieder Beweise für Phosphorbomben, heißt es. Die ukrainische Armee kämpft mit verbotenen Waffen gegen das eigene Volk. Als Beweis werden diese Bilder gezeigt. Nachrichten in Zeiten des Krieges.
Eine andere Nachrichtensendung vor zwei Wochen: "Was sie jetzt sehen werden“, sagt der Sprecher, "passt nicht ins Zentrum Europas.“
Eine junge Frau wird gezeigt, die ungeheuerliche Anschuldigungen erhebt gegen die ukrainische Armee:
Niemand sonst hat diese Geschichte bestätigt, aber ganz Russland kennt sie jetzt.
Geld sammeln für den Donbass, das ist einfach, sagen Igor und seine Mitstreiter vom "Anderen Russland“:
Tatsächlich sterben Zivilisten in diesem nicht erklärten Krieg, viel zu viele Zivilisten.
Eine Frau:
Solche und ähnliche Meinungen hört man oft hier. Es gehe bei allem darum, Russland zu schwächen oder Russland zu beschuldigen – wie beim Abschuss der MH 17, der, so glauben hier sehr viele, gehe in Wahrheit aufs Konto der Ukraine.
Doch es gibt auch andere Stimmen in Russland – eine davon, die sitzt hier, im Zentrum von Moskau. Bei der Zeitung Nowaja Gazeta hat man lange überlegt, wie man auf den Abschuss reagieren sollte und war sich dann einig über das Titelbild: "Vergebt uns“, steht da in Niederländisch und Russisch.
In St. Petersburg packen sie das Auto für die Ostukraine. Nach Lugansk soll der Transport, ihre Leute kennen Schleichwege über die Grenze. Zwei Freiwillige aus St. Petersburg sind kürzlich bei Gefechten im Donbass ums Leben gekommen. "Darauf musst du gefasst sein“, sagen sie hier. "Es ist ja Krieg.“
Autorin: Ina Ruck / ARD Moskau
Stand: 28.07.2014 01:03 Uhr
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