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USA: Wahlkampf mit Ebola und einem versteckten Präsidenten

USA: Wahlkampf mit Ebola und einem versteckten Präsidenten | Bild: BR
Republikaner-Wahlkampfhelfer Carter
Republikaner-Wahlkampfhelfer Carter | Bild: Bild: BR

"Hi, ich heiße blabla Carter, wir brauchen ihre Stimme." Textbausteine von der Parteizentrale – Wahlhelfer wie Carter müssen nicht selbst überlegen, was sie an Obama kritisieren. Über jeden noch unentschiedenen Wähler haben die Republikaner Informationen gesammelt.

Gut, mal ist nur der Hund zuhause oder man trifft auf Andersdenkende. "Können wir auf sie zählen?" "Nein, ich wähle demokratisch."

Ansonsten ist Carter aber begeistert von seinem Wahl-App. "Sehen Sie, das ist mein nächster Wähler."

Beim Wahlkampf in den USA ist nichts dem Zufall überlassen. Regine ist stramme Republikanerin.

Maxime Grisham:

»Die Regierung sollte sich nicht in alles einmischen. Bürger haben ein Hirn, um selber zu entscheiden, was gut ist für sie. Aber daran glauben die in Washington wohl nicht.«

Zu viel Regulierungen, zu hohe Steuern - typische republikanische Themen. Doch selbst in den Bergen Colorados wird diesmal mit etwas Neuem Wahlkampf gemacht: der Angst vor Ebola.

Carter:

»Mir macht es Sorgen, wenn Ebola-Kranke einfach in die USA reisen können. Die Krankheit ist tödlich. Das darf man nicht zulassen.«

Das fordert auch Cory Gardner. Der republikanische Frontrunner bei der Wahl für den Senat hat das Thema Ebola früh für sich entdeckt. Es zieht, mit Angst lässt sich Stimmung machen - und Stimmen holen.

Bei der Fernsehdebatte attackiert er nicht seinen demokratischen Konkurrenten, sondern Obama:

Cory Gardner:

»Wir brauchen sofort ein Einreiseverbot für alle, die aus Afrika kommen – sofort, nicht irgendwann.«

Demokrat:

»Das sehe ich völlig anders: Sie haben doch dafür gestimmt, dass die Mittel für den Seuchenschutz so gekürzt wurden.«

Cory Gardner:

»Ja, denn mit diesem Geld wurden Jazzgymnastik, öffentliche Grünanlagen und Massagetherapie bezahlt.«

Treffer, versenkt. Ob das stimmt, fragt niemand.

Cory Gardners zupackende Art kommt an. Genauso wie seine scharfe Kritik am Krisenmanagement des Präsidenten.

Ryan Call
Ryan Call | Bild: Bild: BR

Ryan Call:

»Obama und die Regierung haben uns nicht korrekt aufgeklärt über die Risiken von Ebola. Da sagt jeder etwas anderes. Die Regierung hat mal wieder keinen Plan. Dabei ist es ihre Aufgabe, für unsere Sicherheit zu sorgen. Aber das tut dieser Präsident nicht.«

Wahlspots gegen Obama - sie laufen rund um die Uhr. Ebola als Beweis für Obamas Führungsunfähigkeit. Sind wir sicher? Nein! Raunt die Stimme aus dem Hintergrund.

Auch die demokratischen Wahlspots spielen mit der Angst: Weil Republikaner öffentliche Gelder streichen, kann sich Ebola erst ausbreiten, lautet die Botschaft. Republikanische Kürzungen töten, behaupten die Demokraten.

Sie ist in Colorado willkommen: Die First Lady ist populär, anders als ihr unbeliebter Ehemann. Der Präsident sollte zu Hause bleiben, auf Wunsch der Parteifreunde. Tapfer wirbt Michelle Obama alleine für die Erfolge des Präsidenten.

Michelle Obama
Michelle Obama | Bild: Bild: BR

Michelle Obama:

»Die Wirtschaft boomt wieder, wir haben Millionen neue Jobs geschaffen. Wir haben das größte, ununterbrochene Wachstum auf dem Arbeitsmarkt in der Geschichte unseres Landes. Euer Präsident hat das geschafft. Euer Präsident hat Steuern gesenkt für alle, die hart arbeiten.«

Dass stattdessen alle über Ebola reden, empört die Anhänger.

Ein Mann:

»Die Republikaner benutzen das doch nur, um von den wirklichen Problemen abzulenken. Das ist reine Propaganda.«

Hände schütteln, Mut machen, auch wenn es schlecht aussieht für die Demokraten. Selbst die Parteibasis ist unzufrieden mit ihrem einstigen Hoffnungsträger. Obama ist so unbeliebt wie George W. Bush am Ende seiner Amtszeit.

Eine Frau:

»Wir lieben Michelle. Sie ist wunderbar. Ich habe Präsident Obama früher einige Male gesehen. Aber heute weiß ich nicht, ob ich für ihn noch einmal früher von der Arbeit gekommen wäre so wie für Michelle.«

Dan Balz, Washington Post:

»Es ist schon erstaunlich, dass der Präsident noch nicht einmal mehr in Colorado willkommen ist, wo er noch 2012 mit großer Mehrheit gewählt wurde. Seine Umfragewerte sind so schlecht, dass er in allen Staaten mit knappen Rennen nicht auftreten darf. Die demokratischen Kandidaten haben ihn ausgeladen, sie wollen kein Risiko eingehen.«

Und so wirken republikanische Wahlevents schon ein wenig wie kleine Siegespartys. Auch Cory Gardner ist sicher, dass die Demokraten nun auch den Senat verlieren. Dass es unfair sei, mit Ebola Wahlkampf zu machen, lässt er nicht gelten.

Cory Gardner
Cory Gardner | Bild: Bild: BR

Cory Gardner:

»Das ist nun mal die Sorge Nummer Eins der Amerikaner.«

Noch zwei Tage, dann ist es so weit. Bis dahin wird um jede Stimme gekämpft. Auch wenn das Leben in Colorado ein anderes Tempo zu haben scheint, irgendwie gelassener, tobt hier ein besonders knappes Rennen. Sollten die Demokraten auch noch den Senat verlieren, bewegt sich im fernen Washington bald gar nichts mehr – und das würde man auch hier, am Fuße der Rockies spüren.

Autorin: Tina Hassel, ARD Washington D.C.

Stand: 05.01.2015 09:23 Uhr

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