So., 02.11.14 | 19:20 Uhr
Das Erste
USA: Wahlkampf mit Ebola und einem versteckten Präsidenten
"Hi, ich heiße blabla Carter, wir brauchen ihre Stimme." Textbausteine von der Parteizentrale – Wahlhelfer wie Carter müssen nicht selbst überlegen, was sie an Obama kritisieren. Über jeden noch unentschiedenen Wähler haben die Republikaner Informationen gesammelt.
Gut, mal ist nur der Hund zuhause oder man trifft auf Andersdenkende. "Können wir auf sie zählen?" "Nein, ich wähle demokratisch."
Ansonsten ist Carter aber begeistert von seinem Wahl-App. "Sehen Sie, das ist mein nächster Wähler."
Beim Wahlkampf in den USA ist nichts dem Zufall überlassen. Regine ist stramme Republikanerin.
Maxime Grisham:
Zu viel Regulierungen, zu hohe Steuern - typische republikanische Themen. Doch selbst in den Bergen Colorados wird diesmal mit etwas Neuem Wahlkampf gemacht: der Angst vor Ebola.
Carter:
Das fordert auch Cory Gardner. Der republikanische Frontrunner bei der Wahl für den Senat hat das Thema Ebola früh für sich entdeckt. Es zieht, mit Angst lässt sich Stimmung machen - und Stimmen holen.
Bei der Fernsehdebatte attackiert er nicht seinen demokratischen Konkurrenten, sondern Obama:
Cory Gardner:
Demokrat:
Cory Gardner:
Treffer, versenkt. Ob das stimmt, fragt niemand.
Cory Gardners zupackende Art kommt an. Genauso wie seine scharfe Kritik am Krisenmanagement des Präsidenten.
Ryan Call:
Wahlspots gegen Obama - sie laufen rund um die Uhr. Ebola als Beweis für Obamas Führungsunfähigkeit. Sind wir sicher? Nein! Raunt die Stimme aus dem Hintergrund.
Auch die demokratischen Wahlspots spielen mit der Angst: Weil Republikaner öffentliche Gelder streichen, kann sich Ebola erst ausbreiten, lautet die Botschaft. Republikanische Kürzungen töten, behaupten die Demokraten.
Sie ist in Colorado willkommen: Die First Lady ist populär, anders als ihr unbeliebter Ehemann. Der Präsident sollte zu Hause bleiben, auf Wunsch der Parteifreunde. Tapfer wirbt Michelle Obama alleine für die Erfolge des Präsidenten.
Michelle Obama:
Dass stattdessen alle über Ebola reden, empört die Anhänger.
Ein Mann:
Hände schütteln, Mut machen, auch wenn es schlecht aussieht für die Demokraten. Selbst die Parteibasis ist unzufrieden mit ihrem einstigen Hoffnungsträger. Obama ist so unbeliebt wie George W. Bush am Ende seiner Amtszeit.
Eine Frau:
Dan Balz, Washington Post:
Und so wirken republikanische Wahlevents schon ein wenig wie kleine Siegespartys. Auch Cory Gardner ist sicher, dass die Demokraten nun auch den Senat verlieren. Dass es unfair sei, mit Ebola Wahlkampf zu machen, lässt er nicht gelten.
Cory Gardner:
Noch zwei Tage, dann ist es so weit. Bis dahin wird um jede Stimme gekämpft. Auch wenn das Leben in Colorado ein anderes Tempo zu haben scheint, irgendwie gelassener, tobt hier ein besonders knappes Rennen. Sollten die Demokraten auch noch den Senat verlieren, bewegt sich im fernen Washington bald gar nichts mehr – und das würde man auch hier, am Fuße der Rockies spüren.
Autorin: Tina Hassel, ARD Washington D.C.
Stand: 05.01.2015 09:23 Uhr
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