So., 30.06.13 | 19:20 Uhr
Das Erste
USA: Rätsel um verbotenen Genweizen
Bauern verklagen Monsanto
Und er gedeiht prächtig. Es könnte eine Rekordernte werden. Trotzdem plagen Tom schlaflose Nächte. Ein paar rätselhafte Körner gefährden sein Geschäft.
Sechs Wochen bis zur Ernte – Toms Freund Lynn hilft ihm, den Traktor auf Trab zu bringen. Doch lohnt sich das überhaupt? Schon jetzt ist der Preis für ihren Weizen im Keller. Auch die EU verschärft ihre Kontrollen. Dabei sind bisher auf einem einzigen Feld in Oregon veränderte Pflanzen entdeckt worden. Doch das könnte den weltweit größten Weizenexporteur USA Milliarden kosten – und den guten Ruf.
Bisher ist völlig unklar, wie Frankensteins Weizen, wie sie ihn hier nennen, auf das Feld in Oregon gelangt ist. Auch die Fachpresse kann nur spekulieren. Klar ist: Dieser Gen-Weizen ist nicht zugelassen, überall auf der Welt verpönt. Der Agrarriese Monsanto hat ihn zwar auch in Oregon getestet, doch das ist zwölf Jahre her. Tom und Lynn wollen jetzt wissen, was passiert ist – und haben geklagt gegen Monsanto.
Wir machen uns auf nach Oregon, hätten gerne den Bauern getroffen, der den so genannten Super-Weizen gefunden hat. Doch der scheut die Öffentlichkeit. Carol Mallory-Smith hat seinen Weizen untersucht und kann verstehen, dass er anonym bleiben will. Zu heikel sei das Thema Genweizen.
Die Professorin zeigt uns, wie der Gen-Test abläuft – an Gräsern. Den veränderten Weizen hat sie weggeschlossen. Wer weiß, vielleicht wird der noch als Beweismittel gebraucht. Monsanto, die Firma, die Gene ausgetauscht hat, misstraut ihren Tests, behauptet, nur die eigenen Verfahren seien sicher. Dabei hat auch das Landwirtschaftsministerium den Fund von Genweizen längst bestätigt.
Gen-Weizen in Oregon, Carol wollte es anfangs gar nicht glauben. Zu lange sind die Feldversuche her. Die veränderten Pflanzen damals angeblich vernichtet oder gesichert. Wurde damals vielleicht geschlampt?
Gentechnisch veränderter Mais, Afalfa oder Soja - längst gesellschaftsfähig in Amerika. Es gibt sie kaum noch unverändert auf dem Markt. Nur Weizen ist bisher tabu. Kein Wunder, dass Agrarriesen wie Monsanto hier ihr Geschäft wittern.
Der Fund in Oregon kommt da ungelegen. Sabotage, so behauptet die Firma. Anders sei das nicht zu erklären. Interviews gibt es nicht – wir werden auf das Internet verwiesen.
Monsanto, der Retter der Welt, so verkauft sich der Konzern in seinen Werbespots. Doppelt so hohe Erträge für die Bauern, genug Essen für alle. Biotechnologie als Heilsbringer. Kein Wort über die Gefahren.
Von wegen – alles für die Bauern. Dem Konzern gehe es vor allem darum, die letzte große genfreie Bastion zu erobern, sagt Tom. Deshalb wundert es ihn nicht, dass Monsanto längst wieder Feldversuche mit Gen-Weizen macht – ob es den Verbrauchern und Bauern schmeckt oder nicht.
Es ist die aggressive Verkaufspolitik von Monsanto, die den gelernten Juristen an den hehren Zielen des Konzerns zweifeln lässt. Wer etwa Saatgut kauft, darf die Reste im nächsten Jahr nicht nutzen, so wie es früher üblich war.
Tom weiß: Er kämpft wie David gegen Goliath. Und es bleibt nicht viel Zeit. Denn wenn der Gengeist einmal aus der Flasche ist, dann dürfte er nicht mehr zu stoppen sein.
Guckt mal, zeigt uns Tom. Der fruchtbare Boden hier hat schon seinen Urgroßeltern gute Ernten beschert. Ganz ohne Biotechnologie.
Der Gen-Weizen im Westen – er bleibt ein großes Rätsel. Auch wenn die Behörden versichern, es handle sich um ein einzelnes Ereignis – das Image des amerikanischen Weizens könnte auf Dauer weltweit angekratzt sein.
Autorin: Marion Schmickler, ARD Washington
Stand: 15.04.2014 11:07 Uhr
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