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China: Vom Studium in die Armut - Nachwuchs auf Jobsuche

PlayEin junger Mann sitzt auf einer Bank.
China: Vom Studium in die Armut - Nachwuchs auf Jobsuche | Bild: Marie von Mallinckrodt / BR

Es ist nicht der typische Ort für junge Chinesinnen und Chinesen: ein taoistischer Tempel mitten in Peking. Doch in letzter Zeit kommen mehr und mehr und werden ihre Wünsche los. Glück, für einen Job etwa, denn von denen gibt es in der Welt da draußen viel zu wenige.

Suche nach Arbeit

Chuanyi ist einer von Millionen jungen Menschen auf Arbeitssuche, er will hier nun als Freiwilliger arbeiten. Zuhause scrollt er sich durch Bewerbungsportale auf der Suche nach freien Stellen. Er teilt sich ein Zimmer mit seiner Freundin, zu der er nach Peking gezogen ist. Der 26-Jährige hat Finanzwissenschaften studiert. Trotzdem findet er keinen passenden Job: alle Bewerbungen bislang vergebens.
Chuanyi hat sich nun um einen Job als Chauffeur beworben. Er sieht für sich auf dem chinesischen Arbeitsmarkt keine andere Alternative.

Die Immobilienkrise, schwacher Konsum, Stellenstreichungen: das rasante Wachstum Chinas ist vorbei, die Wirtschaft auf einem Tiefpunkt angelangt. Uni-Absolventen lassen ihren Frust in den sozialen Medien raus und zeigen beispielsweise wie sie ihr Zeugnis wegwerfen oder sie legen sich flach hin und symbolisieren damit: Wir sehen keine Hoffnung, keine Zukunft.

Mittags in Shanghai. Zehntausende, darunter zahlreiche mit Hochschulabschluss, arbeiten hier als Essenslieferant auf Rollern. Viele haben Angst offen zu sprechen. Der Grund: der Druck der Zensurbehörden, aber auch Scham. Nur ein 24-jähriger studierter Statistiker ist bereit, möchte aber unerkannt bleiben. Heute hat er durch die Lieferdienste gerade mal 37 Euro verdient, das reicht ihm kaum zum Leben. Seinen Eltern und auch seinen Freunden hat er erzählt, er habe einen Bürojob im Finanzzentrum Shanghai.

Zurück aufs Land?

Propaganda-Videos sollen junge Menschen dazu bewegen, aufs Land zu ziehen. Raus aus den Städten, in denen es nicht ausreichend Jobs gibt. In den Staatsmedien wird eine Botschaft des Staats- und Parteichefs Xi Jinping verbreitet: Esst Bitterkeit. Er appelliert an die Leidensbereitschaft der Jungen.
Für Chuanyi und viele andere junge Menschen, unvorstellbar, wieder auf das Land zu ziehen. Der staatlich verordneten Bitterkeit möchte Chuanyi also lieber aus dem Weg gehen und verbringt seine Zeit im Tempel, dort, wo er ein wenig Halt findet. Er und rund ein Dutzend andere junge Menschen bekommen an dem heutigen Tag eine Einführung in ihren Freiwilligenjob.
Chuanyi hat jetzt einen Gelegenheitsjob als Chauffeur ergattert. Zumindest die Götter scheinen ihm ein wenig geholfen zu haben.

Autorin: Marie von Mallinckrodt, ARD Peking

Stand: 14.08.2023 10:02 Uhr

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