SENDETERMIN So., 16.03.25 | 18:30 Uhr

Ecuador: Kokain-Boom schafft Gewalt

Ecuador: Kokain-Boom schafft Gewalt | Bild: Xenia Böttcher, ARD Rio de Janeiro

Es ist Einsatz unter Lebensgefahr. Die Männer der Spezialpolizei dringen ein in das Unbekannte, das Unerwartete, in jeden Winkel. In Ecuador kämpfen Banden um die Macht im Drogenhandel – Drogen für Europa.

Im Schnitt einmal die Woche rückt das Team von Coronel Santamaria aus. Immer mit dabei Bodyguards, denn für die Gangs ist der Einsatzleiter der Feind. Darum ist er besonders gefährdet. Sie folgen Hinweisen von Anwohnern, mitten rein in ein Armenviertel.
Sechs Jahre in Folge werden in Europa Rekordmengen an Kokain sichergestellt, Produktion und Konsum steigen.
Im einst friedlichen Ecuador eskaliert darum die Gewalt. Kriminelle Banden bekämpfen sich. Sie wollen die Schmuggelrouten kontrollieren. Im Januar 2025 stirbt jede Stunde ein Mensch.

Wir treffen Eric. Seine Familie denkt, dass er sein Geld als Kurier verdient. Doch er ist Gangmitglied. Er organisiert Erpressungen, Entführungen und Drogenhandel. Er nimmt uns mit zum Hafen von Guayaquil. Denn hier warten die Frachtschiffe, die Kokain nach Europa bringen. Aber hier werden sie nur noch selten mit den Drogen beladen.
Hier in diesen Straßen kämpfen unterschiedliche Gangs um die Macht. Nur im Auto und auch nur kurz können wir hier drehen. Obwohl selbst ein Gangster, beklagt Eric die steigende Kriminalität. Viele Straßen sind vergittert zum Schutz vor Menschen wie ihm: "Die Mafia spaßt nicht. Wenn du Schutzgeld für dein Haus zahlen sollst und du nicht parierst, vielleicht sogar die Polizei rufst, dann bekommst du Besuch: die brennen dein Haus ab, schießen auf dich.."

Mit Notstandsgesetzen gegen die Kriminellen

Coronel Santamaria und sein Spezialteam wollen Leuten wie Eric das Handwerk legen. Seit einem Jahr sind Notstandsgesetze in Kraft, die ihnen freie Hand geben jedwede Wohnung zu stürmen.
Nebenan sind ihnen zwei Drogendealer ins Netz gegangen – kleine Nummern. Ihre Chefs organisieren den großen Handel, sind irgendwo hier in der Nähe, eine unsichtbare Armee, sagt Santamaria.
Was tut die Politik? Im Februar war die erste Runde der Präsidentschaftswahlen. Amtsinhaber Noboa versucht seit einem Jahr mit Ausnahmezustand, Notstandsdekreten und Militäreinsätzen die Banden in die Knie zu zwingen.

In diesem Haus hat das Team von Santamaria Drogen gefunden und sie sind sicher: hier auf der Matratze lag ein Entführungsopfer.
Und so wird sich sein Team unter Lebensgefahr weiter mühen. Ein schier unendlicher Kampf, ein gefährliches kleinklein, das nicht zu gewinnen scheint. Und die Drogennachfrage aus Europa wird die Gewalt weiter anheizen.

Xenia Böttcher, ARD Rio de Janeiro

Stand: 16.03.2025 19:33 Uhr

1 Bewertungen
Kommentare
Bewerten

Kommentare

Kommentar hinzufügen

Bitte beachten: Kommentare erscheinen nicht sofort, sondern werden innerhalb von 24 Stunden durch die Redaktion freigeschaltet. Es dürfen keine externen Links, Adressen oder Telefonnummern veröffentlicht werden. Bitte vermeiden Sie aus Datenschutzgründen, Ihre E-Mail-Adresse anzugeben. Fragen zu den Inhalten der Sendung, zur Mediathek oder Wiederholungsterminen richten Sie bitte direkt über das Kontaktformular an die ARD-Zuschauerredaktion: https://hilfe.ard.de/kontakt/. Vielen Dank!

*
*

* Pflichtfeld (bitte geben Sie aus Datenschutzgründen hier nicht Ihre Mailadresse oder Ähnliches ein)

Kommentar abschicken

Ihr Kommentar konnte aus technischen Gründen leider nicht entgegengenommen werden

Kommentar erfolgreich abgegeben. Dieser wird so bald wie möglich geprüft und danach veröffentlicht. Es gelten die Nutzungsbedingungen von DasErste.de.