So., 09.03.25 | 18:30 Uhr
Das Erste
Iran: Ist ein Deal mit den USA möglich?
Totenköpfe statt "Stars and Stripes". Mitten in Teheran besuche ich einen Ort, an dem das "Feindbild USA" zur Schau gestellt wird. Es ist die ehemalige Botschaft der Amerikaner. Die iranische Führung hat ein Museum daraus gemacht: "Nest der Spionage" nennen sie es. Die US-Flagge weht hier am Boden - und am Eingang empfängt mich der Hauptslogan der Regimeanhänger: "Down with USA".
Feindbild USA
Hier endeten 1979 die Beziehungen zwischen dem Iran und den USA: Ayatollah-treue Studenten stürmen im Jahr der Islamischen Revolution das Botschaftsgebäude: sie bringen mehr als 50 Diplomaten und Mitarbeiter in ihre Gewalt. Ihre Forderung an Washington: die Auslieferung des Schahs. Der war kurz zuvor in die USA geflohen, zu einem seiner Verbündeten. Es wurde eine der längsten Geißelnahmen in der Geschichte: sie dauerte 444 Tage lang und endete erst nach dem Tod des Schahs.
Heute können sich Besucher im oberen Stockwerk der ehemaligen Botschaft ansehen, wie es hier früher aussah.
Mit ausländischen Touristen hätte ich hier nicht gerechnet, doch ich treffe tatsächlich eine Handvoll aus Korea, Australien und Slowenien. Interviewen darf ich sie nicht, eine Vorgabe des Museums.
Das Feindbild USA beschränkt sich nicht auf die Museumsmauern: Auf jeder pro-Regime-Demonstration werden US-Flaggen verbrannt und Amerika der Untergang gewünscht. So auch vor wenigen Wochen, als die iranische Führung ihre Anhänger den Jahrestag der Islamischen Revolution feiern lässt.
Verhandlungen mit den USA?
Kurz vorher wendet sich US-Präsident Donald Trump an das iranische Regime: ausgerechnet während eines Besuchs des Israelischen Premiers Netanyahu in Washington bietet Trump dem Iran „nukleare Friedensverhandlungen“ an, gleichzeitig aber droht er Teheran mit maximaler Härte und neuen Sanktionen.
Ich treffe mich mit Said Leylaz. Der Wirtschaftsprofessor ist einer der wenigen im Land, der bereit ist, vor der Kamera mit uns über das Thema zu sprechen. Er glaubt an Verhandlungen: "Der Iran will mit den USA sprechen, auch nach den Worten von Khamenei. Die USA werden den Druck auf den Iran außerdem so massiv erhöhen, dass die iranische Führung in sechs, zwölf Monaten bereit sein wird, zu verhandeln."
Die USA sollen bereits Russland, einen Verbündeten des Irans, als Vermittler eingeschaltet haben - der Kreml hat das inzwischen bestätigt.
Viele Iranerinnen und Iraner sind von dem ewigen Hin und Her genervt: Sie schimpfen über die eigene Politik und die Isolation vom Westen, die am Ende ihnen schadet.
Nach Trumps jüngsten Drohungen verlor die iranische Währung erneut massiv an Wert: Für einen Euro bekommt man nun fast eine Million iranische Rial - damit gehört sie zu den schwächsten Währungen weltweit.
Doch auch ein neuer Deal mit den USA würde wohl nichts an den Kernproblemen im Land ändern: unterdrückte Menschenrechte, fehlende Meinungsfreiheit - und: laut Wirtschaftsexperte Said Leylaz: eine massive Korruption.
Katharina Willinger, ARD Istanbul
Stand: 09.03.2025 19:37 Uhr
Kommentare