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Grönland: Gefahr oder Chance?

Grönland: Gefahr oder Chance? | Bild: picture alliance/dpa | Steffen Trumpf

In Ilulissat, im Nordwesten Grönlands – gibt es einen Ort, da ist Trump schon eingezogen. Flemming Lauritzen legt ihn gerade an die Leine: „2016, als es losging mit Trump und Putin. Da haben wir zwei unseren Hunde nach ihnen benannt. Unser Putin ist mittlerweile gestorben. Aber Trump – den gibt es immer noch bei uns.“
Flemming ist Däne. Seine Frau Ane Sofie Grönländerin. Im Alltag der beiden spielt das keine große Rolle. Untereinander sprechen sie dänisch. Mit den Hunden dagegen grönländisch.

Dänemark und Grönland – keine Geschichte der Harmonie

Über Jahrzehnte musste sich Grönland mehr Unabhängigkeit von der ehemaligen Kolonialmacht erkämpfen. Bis heute gehört die Insel zum dänischen Königreich. Dass nun auch noch Trump nach ihnen greift, sorgt nicht nur bei Flemming und Ane Sofie für Entsetzen: "Grönland muss den Grönländern gehören. Das finden hier alle. Es geht um unser Land, um unsere Zukunft. Grönland gehört uns und niemand anderen."

Dänisch-grönländische Paare gibt es hier viele. Doch kurz vor der Wahl stehen die Zeichen auf Beziehungskrise: Die Regierung in der Hauptstadt Nuuk entscheidet viel, aber eben nicht alles. Sicherheitspolitisch und wirtschaftlich sind sie hier weiter von Dänemark abhängig. Das gefällt nicht jedem.

Von den Dänen ausgespielt

Lars-Jørgen Kleist will uns die Stadt zeigen, ein freundlicher Mann. Doch in seinem Taxi macht er seinem Ärger Luft: "Eigentlich bin ich kein Taxifahrer. Ich habe eine gute Ausbildung, habe Wirtschaftswissenschaften studiert und einen Masters-Abschluss. 20 Jahre habe ich in der Verwaltung gearbeitet und plötzlich meinen Job verloren. Ich dachte, ich finde schon was Neues. 40-mal habe ich mich beworben, aber nichts bekommen. Ich war völlig fertig."

Gute Ausbildung, aber keinen guten Job. So ergehe es vielen Grönländern, findet er: "Die Dänen haben uns versprochen, dass wir gleichberechtig seien. Aber das war nie der Fall. Wir waren nie gleichberechtigt. Und das reicht den Leuten mittlerweile, weil sie in Wahrheit auf uns herabschauen."
Grönlands Regierung habe zu lange nach der Pfeife Dänemarks getanzt, findet Kleist. Trumps Interesse komme da doch wie gerufen. Geschäfte mit Trump? Kleist wirkt überzeugt. Grönland habe Seltene Erden, Gold, Diamanten. Das reiche, um sich endlich ganz von Dänemark zu lösen.

Zurück in Ilulissat. Ane Sofie und Flemming Lauritzen haben uns zum Essen eingeladen. Es gibt Rentierbraten. Trumps Anspruch auf Grönland verunsichert viele, erzählen sie.
Auch Ane Sofie und Flemming wünschen sich Unabhängigkeit für Grönland. Und trotzdem wollen sie gute Beziehungen zu Dänemark behalten und nicht Trump in die Hände fallen. Wie viele das genauso sehen ist ungewiss. Die kommende Wahl jedenfalls könnte das Land nachhaltig verändern.

Christian Blenker, ARD Stockholm

Stand: 09.03.2025 19:04 Uhr

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