So., 31.03.19 | 19:20 Uhr
Das Erste
Israel: Smartphone-Zombies
Eine neue Spezies bevölkert Tel Avivs Straßen: Sie wandeln stets mit gesenktem Haupt. Den Blick starr auf dem Smartphone, die Augen leer, überqueren sie blindlings die Straßen und sind dadurch eine besonders gefährdete Population. Experten bezeichnen jene Zeitgenossen offiziell als "Smartphone-Zombies".
Sie ähneln herkömmlichen Zombies nicht zwingend im Erscheinungsbild, wohl aber in Gestik und Verhalten. Beide Zombie-Arten wirken irgendwie ferngesteuert. "Ich dachte, ich mische mich mal ganz unauffällig unter die Zombies mit ihren Smartphones. Denn hier in Tel Aviv hat man sich für diese Spezies etwas ganz Besonderes einfallen lassen." Die Stadtverwaltung sah sich zum Handeln gezwungen. Und installierte besondere LED-Leuchten, die sie Zombie-Ampel nennt. Sie soll den Smartphone-Zombie dort erreichen, wo man ihn schon verloren geglaubt hatte: In seiner Smartphone-fixierten Genickstarre: von unten direkt in die Augen.
Zombie-Ampel für Smartphone-Zombies
"Man kann es eigentlich nicht übersehen. Vorausgesetzt man geht auf diesem einen Meter breiten Streifen. Und dann kann man entspannt weiterlesen", meint ARD-Korrespondent Mike Lingenfelser. Eine Frau sagt: "Das ist eine gute Idee, die viele Unfälle vermeiden wird. Aber ist es nicht ein bisschen traurig, dass wir sowas brauchen, weil wir immer nach unten blicken?" Und eine andere meint: "Es verleitet uns, weiter nach unten zu schauen, und dann bemerken wir nicht, wenn uns jemand in die Quere kommt."
Die Zombies scheinen unter Kontrolle. Die Normalsterblichen allerdings nicht unbedingt. Seit zwei Wochen observiert die Stadtverwaltung im Feldversuch, wie die Smartphone-Zombies auf die Ampel regieren. "Wir haben erkannt, dass wir diese Bevölkerungsgruppe nicht umerziehen können", sagt Tomer Dror von der Stadtverwaltung in Tel Aviv. "Wir können ihnen nur dabei helfen, alarmiert zu sein." Genau, denn sind wir nicht alle ein bisschen Zombie geworden?
Stand: 01.04.2019 13:18 Uhr
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