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Italien: Gondolieri tauchen ab

Italien: Ausgerechnet in den Kanälen von Venedig liegen tausende Autoreifen
Italien: Ausgerechnet in den Kanälen von Venedig liegen tausende Autoreifen | Bild: Johannes Moths

"Siehst du den Gondoliere dort mit dem Netz, der sammelt auch, Flaschen oder sowas, was halt alles so im Wasser schwimmt", erzählt Stefano Vio, Gondoliere. Ein anderer Gondoliere erzählt: "Ich habe mit der Hand gesammelt, mit dem Netz hätte ich es gar nicht geschafft." "Wir könnten dort anfangen und dann Richtung Manino weitermachen", sagt Stefano Vio.

Venedig soll sauberer werden

Italien: Ausgerechnet in den Kanälen von Venedig liegen tausende Autoreifen
Italien: Ausgerechnet in den Kanälen von Venedig liegen tausende Autoreifen | Bild: Johannes Moths

Am liebsten zeigen die stolzen Gondolieri ihren Kunden die Stadt von der schönsten Seite. Doch jetzt hängt ihr Herz daran: Venedig soll sauber werden. "Es gibt 276 Kanäle in Venedig. Insgesamt haben sie eine Länge von rund 30 Kilometern. Wir versuchen genau die auszuwählen, die seit Jahren stark von Transportschiffen frequentiert werden", erzählt Stefano Vio. Die Hobbytaucher haben sich für den frühen Morgen verabredet. Damit noch nicht zu viel Verkehr ist, auf den Wasserstraßen Venedigs. Das eiskalte Wasser schreckt die Männer nicht ab. Und gleich der erste tauchende Gondoliere wird in der trüben Brühe fündig: Von Schiffspropellern bis Reifen – alles dabei. Beim letzten Tauchgang sammelten sie 800 Kilogramm Müll.

Venedig kämpft mit vielen Problemen. Zu viel Müll und zu viele Menschen. Aber die Stadtverwaltung und die Gondolieri sind sich einig, die Touristen sind für die verdreckten Kanäle nicht hauptsächlich verantwortlich. Giovanni Giusto unterstützt die Taucher von Seiten der Stadt. Er ist für das Engagement der Gondolieri sehr dankbar.

"Wir finden hauptsächlich Autoreifen. Da kann man eigentlich nur drüber lachen: Venedig ist die Stadt, in der es keine Autos gibt, in der keine Autos fahren dürfen. Aber wir sind vielleicht die Stadt mit den meisten Autoreifen auf der Welt", erzählt Giovanni Giusto, Stadtverwaltung Venedig.

Tradition der Müllentsorgung muss sich ändern

Italien: Die stolzen Gondolieri tauchen in den Kanälen nach Müll
Italien: Die stolzen Gondolieri tauchen in den Kanälen nach Müll | Bild: Johannes Moths

Venedigs Botschaft ist klar. An die Besucher, aber vor allem an die Einheimischen: Alle sollen mitmachen. Stefano Vio ist dankbar, dass er mit einer Ausrüstung für Industrietaucher in den Kanal steigen kann. So fühlt er sich sicherer als mit seinem Neoprenanzug. Der Platz unten ist begrenzt, wenn sie mit mehreren Gondolieri parallel sammeln, die Gegenstände zum Teil spitz und schwierig vom Grund zu heben. Wer weiß, wie lange sie dort unten schon schlummern.

Bis zu fünf Meter tief können Venedigs Kanäle sein. Da lässt sich viel entsorgen. Die Männer wollen niemandem Vorwürfe machen, denn sie wissen, dass beim Transport unbeabsichtigt schon mal Klimaanlangen, Wäschewagen oder Waschbecken vom Kahn fallen können. Was sie beklagen: Die Tradition der Müllentsorgung in Venedig war in manchen Häusern mal eine andere. Die muss sich ändern.

Stefano Vio: "Viele Jahre lang hat man..."

Lorenzo Cervellin, Sponsor der Tauchausrüstung: "...war man verantwortungslos."

Stefano Vio: "Genau! Auch unsere alteingesessenen Venezianer. Früher öffneten sie die Fester und es war einfach, die Dinge ins Wasser zu werfen. Jetzt ist das zum Glück nicht mehr so."

Ein Umdenken findet statt

Italien: 276 Kanäle gibt es in Venedig mit einer Länge von rund 30 Kilometern
Italien: 276 Kanäle gibt es in Venedig mit einer Länge von rund 30 Kilometern | Bild: Johannes Moths

Die Idee zu dieser Aktion hatten die Gondolieri beim Tauchurlaub. Sie fanden 70 Jahre alte Gummistiefel in einem Schiffswrack, für Stefano und seine Freunde erschreckend, wie gut erhalten die noch waren. Und da war ihnen klar, die wären problemlos auch in Venedig zu finden, das wollen sie ändern. "Es ist ja für uns keine Arbeit, sondern wir machen das freiwillig! Gestern war es nicht unbedingt ein super Tag, weil die Sicht so schlecht war. Wir hatten nur 8-10 Zentimeter Sicht auf dem Grund. Das bedeutet, es war für uns sehr schwierig, die Objekte zu finden. Besonders, wenn dann auch noch der Grund aufgewirbelt wird. Aber: Wir haben fast 500 Kilogramm Material gehoben", erzählt Stefano Vio.

Auf die nächste Putzaktion freut sich Stefano Vio schon. Auch weil er merkt, dass bei den Venezianern ein Umdenken stattfindet. Aber jetzt wartet er erstmal auf Gäste, denen er die Schönheit seiner Heimat präsentieren kann.

Autorin: Ellen Trapp/ARD Studio Rom

Stand: 27.01.2020 14:56 Uhr

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