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Italien: Vor dem Rechtsruck?

Ein Strandbesitzer recht den Sand.
Ein Strandbesitzer recht den Sand. | Bild: Anja Miller / ARD Rom

Im Süden, hinter Neapel, geht unsere Reise los. An den Traumstränden von Amalfi erwartet man jetzt nicht viele Protestwähler, wird aber noch überrascht werden. Die Familie D‘Auria betreibt das Strandbad Regina Major seit 1946. Die Konzession wird von Generation zu Generation weitervererbt. Eine äußerst lukrative Tradition: 30 Euro am Tag kosten in dem Strandbad ein Schirm mit zwei Liegen. Für die Familien sind die Konzessionen Goldgruben.

Der größte Teil der fast 8000 Kilometer Küste Italiens ist seit Generationen in privater Hand. Die EU hat nun von Italien verlangt, die Strandlizenzen europaweit auszuschreiben. Die Regierung Draghi hat noch das entsprechende Gesetz verabschiedet. Giorgia Meloni verspricht, dass die Strandbetreiber nichts zu befürchten haben. Und damit gewinnt sie enormes Wählerpotential für sich. Familienvater Andrea D‘Auria gibt nicht nur am Strand den Ton an, sondern sagt auch, was jetzt politisch zu tun ist, schließlich geht es um das Familienunternehmen: “Es gibt einige Parteien, die sich mit unserer Situation auseinandersetzen: die Fratelli d'Italia, oder Berlusconi mit seiner Forza Italia, die Lega mit Salvini, der auch unser Anliegen an den Küsten auf gewisse Weise unterstützt.“

Viele verdienen ihr Geld an den Stränden, viele potentielle Meloni-Wähler. Frust über die vergangenen Regierungen in Rom findet man im Süden viel. Die einen wählen Protestparteien, andere einfach gar nicht mehr.

Mit nur rund 60 Prozent Wahlbeteiligung rechnen Forscher im Süden – viele haben die Hoffnung aufgegeben, dass sie etwas verändern können im Land.

Für die Umwelt

In Venedig 800 Kilometer weiter nördlich: Sie glauben, dass sich dringend etwas ändern muss!
Junge Umweltaktivisten bei einer Demonstration in der Lagune von Venedig. Klimaschutz, so beklagen sie, hat in Italien fast keine Lobby und spielt bei keiner Partei wirklich eine ernsthafte Rolle. Wegen der Energiekrise sind die alten Kohlekraftwerke nur wenige hundert Meter Luftlinie vom Markusplatz entfernt wieder in Betrieb genommen worden. Sollte das ultrarechte Bündnis die Wahlen in Italien gewinnen, wollen sie zurück zu fossiler Energie und traditioneller Industrie: Kohle und Stahl.
Die Polizei kommt und will die Aktivisten vom Betreten des Geländes abhalten. Sie schaffen es trotzdem, triumphieren, dass sie dieses Zeichen gesetzt haben. Auch wenn sie dafür angezeigt werden. Der Klimawandel hat sich diesen Sommer massiv in Italien bemerkbar gemacht. Es geht um ihre Zukunft, die auf dem Spiel steht, sagen sie jungen Aktivisten.

Vom Meer zum Wirtschaftszentrum

Mailand ist eine andere Welt der geordneten Verhältnisse, schon immer wohlhabender als der Süden, Sitz großer Wirtschaftsunternehmen und Banken: In der prächtigen Galerie Vittorio Emanuele im Zentrum betreibt die Familie Galli seit mehreren Generationen ein Restaurant. Viele Ausländer kommen, aber auch Theater- und Opernbesucher nach der Vorstellung – Mailänder Establishment. Hier herrscht Unverständnis für die politischen Experimente in Rom und im Süden. Die Regierung Draghi war für Pier Antonio Galli ein Garant für Stabilität, eine ultrarechte Regierung Meloni ist es nicht: "Wie viele Kleinunternehmer finde auch ich es sehr schade, dass seine Regierung gestürzt wurde. Draghi hatte nicht nur in Italien, sondern in der Welt eine Seriosität, die andere Politiker in Italien nicht haben. Dass Draghi als Ministerpräsident fehlt, bedeutet für Italien sicher mehr Probleme an den internationalen Märkten, auch seitens der Investoren hinsichtlich des Vertrauens."

Italien, ein gespaltenes Land zwischen Nord und Süd, Tradition und Moderne, Links und Rechts. Wohin das alles führen wird, das wird sich in den Monaten nach der Wahl zeigen.

Autorin: Anja Miller, ARD Rom

Stand: 25.09.2022 21:29 Uhr

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Bayerischer Rundfunk
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