So., 25.09.22 | 18:30 Uhr
Das Erste
Ukraine: Jüdische Pilger in Uman erwartet
Die unscheinbare Provinzstadt Uman, zwei Autostunden südlich von Kiew. Uman ist auch eine Weltstadt. Der Grund sind seine regelmäßigen Gäste: chassidische Juden, die hier trotz des Krieges willkommen sind. Sie alle sind trotz Reisewarnung in der Ukraine, um das jüdische Neujahrsfest Rosh Hashana zu feiern, einer der wichtigsten Feiertage des Judentums. Dass sie ausgerechnet nach Uman pilgern, liegt an Rabbi Nachman: Der große Anführer der Frömmigkeitsbewegung der Chassidim stammte hier aus der Nähe - und zieht bis heute Menschen wie Omer an. Er ist schon zum fünften Mal aus Israel gekommen: "Es ist eine besondere Zeit. Juden aus aller Welt kommen hier zusammen, um fröhlich zu sein und das neue Jahr zu begrüßen."
Fröhlich sein, auch mal rumalbern, sogar im Angesicht eines tragischen Schicksals: Rabbi Nachman lehrte das spirituelle Glück. Deshalb hält der Krieg in der Ukraine sie nicht vom Feiern ab.
Weniger Pilger als im Frieden
Und doch sind in diesem Jahr nur 23.000 Chassiden nach Uman gepilgert - etwa halb so viele in normalen Zeiten. Eingereist sind sie aus Rumänien, Moldau oder Polen über den Landweg, weil keine Flugzeuge in die Ukraine fliegen.
"Beten für den Frieden in der Ukraine" steht auch über dem Eingang in die Pilgerstätte - auf Ukrainisch und Hebräisch. In dieser Synagoge beten und singen sie am Grab von Rabbi Nachman - ein heiliger Ort voller gläubiger Menschen, die sich nur eines wünschen: Ultraorthodoxe Juden aus aller Welt zeigen sich solidarisch mit der Ukraine, in der Ukraine und hoffen auf einen Start in ein friedliches neues Jahr.
Autor: Vassili Golod, ARD Kiew
Stand: 25.09.2022 21:39 Uhr
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