Mo., 31.10.16 | 04:50 Uhr
Das Erste
Japan: Der Roboter als Partner
Eine junge Frau schiebt ein seltsames Gefährt durch die Gassen von Nishi-Nippori, einem Vorort von Tokyo. Sie fährt einen kleinen Roboter spazieren. Der heißt: Pepper.
"Pepper ist Familie für mich", sagt Tomomi Ota: "Vater, Mutter, Pepper."
Die Beziehungskiste zwischen Roboter und Frau Ota ist in den sozialen Medien weltweit dokumentiert. Dafür sorgt sie selbst: "Facebook? Nein, Instagram. Ja, ich kann mit ihm kommunizieren. Ich habe ihn selbst programmiert", sagt sie. Die Dreißigjährige ist Computerfachfrau, aber auch Musikerin. Und sie gibt Konzerte, mit Pepper.
Unterstützt von einem Kollegen lässt sie Pepper auftreten, begleitet ihn am Klavier. Mit ihrem Musikprojekt will sie weltweit die Einstellung von Menschen gegenüber Robotern verändern: Pepper, der friedliche Gefährte.
Seit bald zwei Jahren lebt sie mit Pepper, geht mit ihm Einkaufen oder in Restaurants. "Nein", hat sie in Zeitungsinterviews gesagt, "Pepper ist nicht mein Lover. Wir lieben uns, aber so wie Familienmitglieder einander lieben."
Heute fährt sie S-Bahn mit ihrem "Kindchen". So nennt sie Pepper bisweilen. Sie ist nicht verheiratet. Die Leute im Zug nehmen das Ota-Pepper-Gespann nur kurz zur Kenntnis. Die meisten schauen gar nicht hin. In der Massengesellschaft von Tokio ist man vieles gewohnt: Weggucken ist eine Tugend in Japan. Nur eine alte Dame ist begeistert: "Ich bin alleinstehend", sagt sie: "So einen kleinen Begleiter hätte ich auch gern. Aber ich kann ihn mir nicht leisten, leider."
Frau Ota und ihr Kindchen sind angekommen, am Hauptbahnhof von Tokyo.
Ein vereinbartes längeres Interview hat sie uns aus unbegreiflichen Gründen plötzlich abgesagt. Dafür dürfen wir ihr Video zeigen: Vom großen Konzert mit vierzehn Robotern: Beethovens Neunte ist ungeheuer populär in Japan. Diese Sänger hier vertrauen wohl darauf, dass der Komponist schon zu Lebzeiten taub war.
Autor: Robert Hetkämper
Stand: 13.07.2019 03:20 Uhr
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