So., 01.07.18 | 19:20 Uhr
Das Erste
Kuba: Rebellion auf dem Skateboard
"Warum ich skate? Weil es mir Spaß macht. Skateboarden ist mein Leben. Und klar, ich würde gerne mein Land bei den Olympischen Spielen vertreten. Die Leute würden sagen: Wow, Kuba hat sogar ein Skateboard-Team. Das wäre eine große Ehre. Ein Traum. Aber auf Kuba haben wir keinen Zugang zu vernünftigem Material. Fast alles was wir haben, haben wir durch Spenden aus dem Ausland bekommen", sagt Yojany.
"Früher war es fast unmöglich, an ein Skateboard zu kommen"
"Wenn wir die Sachen nach Kuba schmuggeln, dann nehmen wir meistens solche Taschen hier und stopfen da alles rein. Die Skateboards werden auseinander genommen und wir vermischen das mit unserer Kleidung, so dass wir wie Touristen aussehen. Denn es ist nach kubanischem Gesetz verboten, überhaupt etwas von außerhalb in Kuba zu spenden", so Rene. "Früher war es fast unmöglich, an ein Skateboard zu kommen. Wenn ein Brett zerbrochen ist, haben wir die Teile zusammengeschraubt und sind weitergefahren", erzählt Yojany.
"Wir wollen skaten – auf dem Platz der Revolution. Der Boden ist echt gut da. Die anderen kommen auch dahin. Skateboarden ist irgendwie ja auch eine Art Revolution. Die anderen sind dort hinten an der Ecke festgenommen worden, weil sie geskatet sind", so ein Skateboarder.
Skateboarden ist kein Sport in Kuba
"Wir hatten schon viele Probleme mit der Polizei. Sie halten uns manchmal einfach auf der Straße an und nehmen uns die Bretter weg. Sie sagen: Ihr habt einen Ort, wo ihr skaten könnt. Aber die waren noch nie hier. Die wissen nicht, was für ein Mist das hier ist. Und so war das immer. Es gab immer Probleme, wenn wir auf der Straße geskatet sind", berichtet Yojany.
"Es gibt einen staatlichen Verband in Kuba, der den gesamten Sport kontrolliert. Und Skateboarden gehört diesem Verband nicht an. Deren Meinung nach ist das kein Sport. Sondern ein rebellischer Akt. Etwas, das sie von den USA lernen und das wollen sie nicht unterstützen", sagt Rene.
"Sie haben uns mal wieder das Gesetz erklärt. Wir haben gesagt, dass wir doch nur auf dem Bürgersteig gefahren sind. Aber auch das ist halt nicht erlaubt. Das müssen wir akzeptieren. Wir haben darum gebeten, dass sie uns verwarnen, aber uns nicht die Bretter wegnehmen. Die haben sie uns am Ende aber doch weggenommen", erzählt Yojany.
Mit Skaten sich von Kuba entfernen
"Sie haben uns erklärt, dass die Skateboards Kinderspielzeuge sind. Spielzeugbretter sind was anderes, habe ich gesagt. Aber sie verstehen mich halt nicht", so ein Skater. "Die denken, wir sind irgendwelche Kinder, die sich die Zeit auf der Straße vertreiben. Aber das ist ein olympischer Sport. Im Jahr 2020 wird das eine olympische Sportart sein. Verstehst Du", findet Yojany.
"Die Idee vom Skaten ist auch, dass man sich von Kuba entfernt. Ohne wirklich das Land zu verlassen reist Du und lernst andere Kulturen kennen. Es ist inspirierend Leute aus anderen Teilen der Welt kennenzulernen. Und daran wächst Du. Du änderst Deine Art zu denken. Und Du änderst Deine Art zu leben. Und ich glaube, damit hat die Regierung ein Problem. Dass Du Dich von dem hier befreist. Von diesem Land", sagt Yojany.
Autor: Jens Schillmöller/Sven Strowick
Stand: 01.07.2018 20:11 Uhr
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