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Luxemburg: Der Energiehunger der Künstlichen Intelligenz

Luxemburg: Der Energiehunger der Künstlichen Intelligenz | Bild: WDR

Das ist Altholz aus Luxemburg. Und das der Hochleistungscomputer Meluxina. Was beides verbindet, erschließt sich nicht gleich. Und doch: es hat mit Künstlicher Intelligenz zu tun. Aber der Reihe nach. In diesen Büros in Luxemburg arbeiten Startups an ihrem Durchbruch. Auch Maxime, Mathieu und Rick, alle um die 30, haben große Pläne. Helical heißt ihr junges Unternehmen. Mehr als zwei Millionen Euro haben sie dafür bei Investoren schon eingesammelt. Helical will Pharma-Firmen helfen, Medikamente schneller und günstiger zu entwickeln. Mit Computer-Modellen und Künstlicher Intelligenz. "Das bedeutet: man kann hunderte Dinge im Computer testen, ohne in Labor-Experimente zu gehen, die sehr teuer sein können, oft an Tieren getestet werden müssen, manchmal sogar an Menschen. Das bringt Gefahren mit sich", erklärt Rick Schneider von Helical.

Um passende Bausteine für neue Medikamente zu finden, brauchen sie jede Menge Computer-Leistung. Das Startup hat dafür Zugang zu einem Hochleistungsrechner. Der steht nicht hier bei ihnen, sondern gut 30 Kilometer entfernt. "Du kannst diese Modelle nicht mehr auf einem Laptop oder Smartphone laufen lassen, man braucht wirklich große Maschinen, die diese Milliarden von Werten schnell genug berechnen können, dass es nicht Jahre dauert, um zu Ergebnissen kommen, sondern eher Sekunden", sagt Maxime Allard.

Einer von wenigen Supercomputern in der EU

Luxemburg: Dieses Start Up Unternehmen arbeitet mit KI.
Luxemburg: Dieses Start Up Unternehmen arbeitet mit KI. | Bild: WDR

Die große Maschine steht hier unten. Eine unspektakuläre Halle in einem Industriegebiet – aber nur auf den ersten Blick. Hier arbeitet streng bewacht Meluxina, ein sogenannter Supercomputer. Einer von aktuell acht in der EU, die mit insgesamt drei Milliarden Euro gefördert werden. Wer auch immer in die Herzkammer will, Valentin Plugaru muss dabei sein. Er hat Meluxina konstruiert. Und wieviel PS hat der Riesenschrank unter der Haube, will ich von Valentin wissen. Er beschreibt es so: Meluxina sei so rechenstark wie zehntausende PCs, die wir von zuhause kennen, zusammen: "An einem Supercomputer zu arbeiten, ist wie Formel Eins. Du hast die leistungsfähigste Umgebung, die man bauen kann. Und das für Anwendungen in Wissenschaft und Innovation, wo sich vorher niemand vorstellen konnte, was alles möglich ist. Also: es gibt keinen langweiligen Tag mit Supercomputern."

Meluxina benötigt so viel Strom wie gut 1.500 Haushalte zusammen. Das Team um Valentin hat das Ziel, dass der Rechner so sparsam wie möglich arbeitet. Damit Meluxina auf der "Rangliste der grünsten Supercomputer" – ja, so etwas gibt es – möglichst weit oben steht. "Wir sind nah dran am absolut Besten, was wir erreichen können bei der Energieeffizienz: ein innovatives Kühl-Konzept. Das Gebäude und wie die Maschine hier gebaut ist", erklärt Valentin Plugaru.

Wie lässt sich verhindern, dass der Energiehunger der Künstlichen Intelligenz zum Problem wird? Das hier ist ein Teil der Lösung. Altholz aus Luxemburg für ein Biomasse-Kraftwerk auf der anderen Straßenseite. Alte Möbel werden hier verbrannt oder Holz aus Wäldern. Es wird jedoch nichts extra dafür gerodet. Das Verbrennen gilt als CO2 neutral, weil nur das CO2 frei wird, das das Holz vorher gebunden hat. Die Abwärme des Kraftwerks nutzen sie, um Kälte zu erzeugen. Und die wird dann zum Kühlen des Rechenzentrums genutzt. Paul Konsbruck ist Chef der Firma, die das Rechenzentrum mit Meluxina betreibt, ein Unternehmen im Besitz von Luxemburg. "Das ist eine ganz klare strategische Entscheidung gewesen, dass man so tun möchte, dass man diesen Supercomputer hat, der sehr viel Energie verbraucht natürlich, aber der dann zumindest grüne Energie verbraucht. Das ist nicht nur diese Kälte, die wir hier im Hintergrund sehen mit diesen Verfahren, sondern wir kaufen auch einzig grünen Strom ein. Das heißt, es ist einziger Strom, der aus erneuerbaren Energien kommt und dazu gehört dann nicht Nuklearenergie bei uns, weil wir auch da eine sehr klare Haltung haben, sondern das ist tatsächlich erneuerbar. Das ist Solar und Wasserkraft und Windkraft", sagt er.

Hier funktioniert es – offenbar. Woanders setzt man auf Atomkraft: Und der Hunger der KI nach Energie wächst immer weiter. Die Zukunft der Künstlichen Intelligenz – sie hängt nicht nur an Geld oder verfügbaren Computer-Chips.

Autor: Christian Feld / ARD Brüssel 

Stand: 23.03.2025 19:49 Uhr

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