So., 19.04.20 | 19:20 Uhr
Das Erste
Malawi: Studiengang Drohnen-Bauen
Drohnen gelten in Afrika als Schlüsseltechnologie der Zukunft – für den Transport von Medikamenten oder den Einsatz in der Landwirtschaft. Aber in Afrika fehlt es an Fachleuten. Deshalb hat Malawi mit Hilfe von UNICEF eine "Universität fürs Drohnen-Bauen" gegründet. Die "African Drone and Data Academy" bildet junge Leute aus ganz Afrika im Fliegen und im Bau von Drohnen aus. 26 Studenten und Studentinnen hat sie in den ersten Studiengang aufgenommen.
Lehrfach Drohnenflug
"Ich werde die Drohne jetzt nach links steuern", erklärt Deborah Mtambalika ihrer Ausbilderin. Flugstunden an der ersten Drohnen-Akademie Afrikas – Deborah ist eine der ersten Studentinnen. Es ist ein Aufbau-Studiengang, in dem sie alles über Drohnen lernt. Wissen mit dem sie einmal den Menschen ihrer Heimat helfen will. "Ich habe hier sehr viel gelernt", sagt sie. "Wie Drohnen aufgebaut sind. Wie man mit ihnen Dinge transportiert und wie man die Ladung absetzt – selbst, wenn dort viele Bäume sind und die Gegend sehr abgelegen ist."
Exaktes Fliegen ist deshalb immens wichtig. "Ich will, dass Du von der 10-Meter zur 5-Meter-Marke fliegst, auf dieser 10-Meter-Strecke", sagt die Ausbilderin. Die 26 Studenten werden hart rangenommen. Alle kommen sie aus Afrika – die meisten aus Malawi selbst – so wie Deborah. Das war eine der Bedingungen als UNICEF die Akademie finanzierte.
Das Ziel: Drohnen selbst bauen und programmieren
"Afrika war schon so oft hintendran wenn es um Technik ging", sagt die Ausbilderin Brianna Friedman. " Drohnen sind die Zukunft. Unsere Studenten sollen ihre eigenen Unternehmen gründen. Sie sollen mehr sein als nur Piloten." Deshalb arbeiten Deborah und ihre Kommilitonen auch in der Werkstatt: hier lernen sie wie sie eine Drohne selbst bauen und programmieren. "Ich fühle mich großartig dabei", sagt Deborah. "Vor allem, weil ich hier als Frau das Land Malawi vertrete."
In der Nähe der Akademie eines der Armenviertel. Deborah kommt selbst aus einfachen Verhältnissen. Das Studium ist kostenlos – sonst könnte sie es sich nicht leisten. "Die Drohnen werden der gesamten Bevölkerung Malawis helfen", ist Deborah Mtambalika sie überzeugt. "Im Kampf gegen Krankheiten oder Missernten – und die kommen in Malawi fast jedes Jahr vor." Hier zum Beispiel: letztes Jahr setzte der Zyklon Idai einen Teil des Landes unter Wasser. "So hoch stand hier das Wasser", erklärt David George. "Es kam sehr schnell und spülte alles weg." Er und viele andere Kleinbauern verloren damals ihre Lebensgrundlage. "Normalerweise bauten wir dort drüben Mais an", erklärt Farmer David George. "Aber der wurde einfach weggeschwemmt. Für uns hieß das dann zu hungern."
Hilfe für die Armen Afrikas
Malawi setzt jetzt auf Drohnen – auch um Kleinbauern wie David zu schützen. Das Land hat – als erstes weltweit – eine Flugzone eingerichtet, in der Firmen mit Drohnen experimentieren dürfen. Firmen wie die von Martin Carroll. Er testet wie man abgelegene Dörfer mit Medikamenten versorgen kann. Und: er erstellt mit der Drohne Karten der Umgebung. Die sollen zeigen wo die Bewohner vor Fluten sicher sind. "Es fällt uns allerdings schwer hier in Malawi zu überzeugen", erklärt Carroll. "Die Familien fühlen sich ihrer Heimat sehr verbunden und wollen nicht woanders hin. Wir aber versuchen den Beweis zu erbringen, dass ihre Gegend ein Flutrisikogebiet ist und dass sie sicherer sind, wenn sie an einen anderen Ort umziehen." Bisher finden Drohnen-Firmen wie die von Martin Carroll nicht genug Personal in Afrika – die Akademie soll das ändern.
Für Deborah ist heute ein besonderer Tag: ihr Vortrag über digitale Karten ist Teil ihrer Abschlussprüfung. Wenn alles klappt ist sie bald diplomierte Drohnen-Pilotin und -technikerin. Deborah will sich auf Landvermessung spezialisieren. Und dazu beitragen, dass es weniger Hunger in Malawi gibt. Denn sie weiß wie es ist arm zu sein. Deborahs Familie hatte nie viel. Auch ihr Onkel lebt in einem Armenviertel. Ihn besucht sie oft. Und er ist stolz auf seine Nichte. "Es gibt nicht besonders viele Studenten in Malawi, die sich für Drohnen interessieren – deshalb ist sie die Zukunft", sagt ihr Onkel Stephenson Nkhoma über Deborah. "Sie ist jetzt unter den ersten Studenten. Deshalb möchte ich sehen, wie sie die Zukunft Malawis gestaltet." Der Markt für Drohnen wird rasant wachsen. Deborah ist dann dabei – mit ihrer eigenen Firma, so hofft sie – und Drohnen, die ihren Blick auf die richten, die Hilfe am dringendsten benötigen: die Armen Afrikas.
Autor: Thomas Denzel, ARD-Studio Johannesburg
Stand: 20.04.2020 08:11 Uhr
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