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Mexiko: Inside Narcos

Mexiko: Inside Narcos | Bild: SWR

Drogen, Menschen- und Waffenschmuggel – das ist das Geschäft der Narcos, der Kartelle in Mexiko. Organisierte Verbrecher-Banden, die für eine der höchsten Mordraten der Welt verantwortlich sind und Polizisten, die wegschauen, weil sie Geld von den Narcos bekommen. Die Kartelle operieren im Verborgenen. Eine Gruppe Narcos hat unsere Reporterin an die Grenze zu den USA mitgenommen und ihr gezeigt, wie sie arbeitet.

Den Podcast "Weltspiegel Thema" zu den Drogenkartellen gibt es in der ARD Audiothek und auf allen gängigen Audio-Plattformen.

Treffen mit der Drogen-Mafia

Wir gehen zum vereinbarten Treffpunkt. Warten auf den Anruf. Die Männer vom Kartell sagen, sie melden sich, wenn der Waffenschmuggel von den USA nach Mexiko geglückt ist. Plötzlich kommt die Nachricht: fahrt los. "Folgt uns, ihr werdet die Ware sehen", heißt es am Telefon. Wenige Minuten nur … Wir kommen an. Ein sogenanntes "sicheren Haus", in einem schmucken Wohngebiet. Die Narcos haben sich überraschend wenig Mühe gemacht, die Waffen zu verstecken. "Wir haben auf beiden Seiten der Grenze beste Kontakte", sagt Juan. "Sie sorgen dafür, dass wir rüberkommen. Alles ist geregelt, alles ist bezahlt."

Vermummter Drogendealer
Juan erzählt von seinem Leben als Drogenhändler | Bild: SWR

Wie läuft das Geschäft, was sind das für Menschen? Das Kartell ist bereit uns einen Einblick zu geben. Weil es ihnen gefällt ihre Seite der Geschichte zu erzählen. Juan will heute die Waffen an seine Kunden übergeben. "Die wollt ihr um…?" "Um zu töten, für was auch immer", sagt Juan. Juan fasst Vertrauen, zeigt uns auch das Crack, dass gleich nach Los Angeles geliefert werden soll. Seine kriminelle Karriere beginnt mit 18 Jahren. Er spezialisiert sich auf Drogen, Menschen- und Waffenhandel. "Es ist leichtes Geld. Ein schnelles Leben. Frauen, Drogen, Autos, Luxus." Ein einfaches Leben wie im Rausch? Nicht wirklich. Etwa 45.000 Dollar liegen auf dem Tisch. Wenn die Ware gestohlen wird, die Polizei sie findet: er ist verantwortlich. "Es ist ein schwieriges, verrücktes Leben. Du kannst nicht schlafen, du denkst immer darüber nach, dass dich jemand umbringt. Wenn du jemanden tötest, folterst und so viel Blut siehst, da wird man verrückt. Dein Herz ist tot." Juan sieht sich selbst als Geschäftsmann, der lediglich den Drogenhunger der Amerikaner bedient…

Eine Drogenküche tief im Wald

Viele Kilometer weiter südlich, zeigen sie uns, wie Drogen hergestellt werden. Beim berüchtigten Sinaloa-Kartell. Die überraschend rustikale Drogenküche ist versteckt, tief drin, in den Wäldern. Heute ist es Heroin mit Fentanyl, eine hochgefährliche Droge, besonders beliebt derzeit in New York. "Das würde ich niemals selbst probieren", rät Toni. "Die Droge ist sehr heftig. Du weißt nicht wie dein Körper reagiert. "Und Negro meint: "Deswegen raten wir euch ja auch auf Abstand zu gehen. Nicht, dass ihr krank werdet." Fentanyl ist ein Schmerzmittel. Falsch dosiert schnell tödlich. Negro und Toni sind Drogenköche, einer der vielen Berufszweige des Kartells. "Mir gefällt das viele Geld", erzählt Negro. "Und ich will keinen Chef haben, wie ein normaler Angestellter. Keine Beschimpfungen, Demütigungen, morgens früh aufzustehen. All diese Zwänge."

Packchen mit Heroin wird abgewogen
Jedes Gramm ist Geld wert | Bild: SWR

"Es ist so wie ich es wollte. Wie Kaugummi." Das Zeug soll in die Adern gespritzt werden. "Es ist die Verantwortung derer die es konsumieren", meint Toni. "Da drüben sind an dieser Droge auch schon viele Menschen gestorben. Aber wenn sie weiter darum bitten, werden wir sie ihnen weiterhin schicken." Ist das Heroin-Fentanyl-Gemisch getrocknet wird es exakt abgepackt. Jedes Gramm ist Geld wert. Für die Grundstoffe zahlt Negro 2.000 Dollar. In den USA ist ein Kilo dann 35.000 Dollar wert. "Der Dealer wird mir demnächst sagen, ob der Stoff gut bei seinen Kunden ankam. Und wenn sie mehr wollen, habe ich mehr Arbeit." Ein Sicherheitsmann bewacht die Ware. Heute noch gehen die Drogen nach Sinaloa, werden von dort an die Grenze geflogen, dann in die USA geschmuggelt. Immer von verschiedenen Personen, jeder wird dafür bezahlt, auch die Grenzbeamten.

Für Geld schaut die Polizei weg

Es sind Wochen vergangen bis wir wieder an die Nordgrenze gerufen werden. Diesmal in ein heruntergekommenes Viertel. Heute Nacht wollen sie Kokain und Crack im Wert von 800.000 Dollar und einen Migranten über die Grüne-Grenze bringen. Der 19-jährige mexikanische Migrant wird einen der Drogenrucksäcke tragen. Dafür bringen ihn die Kartelle über die Grenze. "Es ist für mich riskanter, wenn sie uns ergreifen, dann bin ich nicht nur ein Illegaler, sondern auch ein Drogenkurier und da wird die Strafe höher. Ich mache es aus finanzieller Not und nicht um was Böses zu tun." "Aber du tust es." "Ja!"

Polizeiauto
Die Polizei lässt sich bestechen  | Bild: SWR

Eine Stunde Fahrt. Jetzt soll es über das freie Gelände in Richtung Grenze gehen. Doch dann kommt ein Nationalgardist, will wissen, was die Männer hier tun. Eine heikle Situation. Das Auto ist voller Drogen und der Nationalgardist sieht das wohl auch. Die Anspannung dauert Minuten. Juan hat stets betont, dass ein Krieg mit der Polizei dem Geschäft schade. "Er fährt weg." Offensichtlich lässt er sich bestechen. Wir sind für die Narcos nur noch Ballast, Juan hat Angst die Ware zu verlieren. "Aufhören zu drehen! Wenn sie mir die Ware abnehmen, bringen sie mich um." Die Narcos verschwinden. Die Drogen seien über die Grenze gekommen, sagen sie später. Das Geschäft geht weiter, um ihre Geldgier und den Drogenhunger der Amerikaner zu befriedigen.

Autorin: Xenia Böttcher, ARD-Studio Mexiko

Stand: 08.02.2021 11:25 Uhr

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