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Taiwan: Verschmähte Schoßhunde

Taiwan: Verschmähte Schoßhunde - Letzte Station Todesspritze | Bild: NDR
Hunde in Käfigen in einem Geschäft
Massenware Hund in einem Tiergeschäft in Taiwan. | Bild: NDR

Im Geschäft von Suey Lai werden Hunde gehalten wie in einem Warenlager - über- und untereinander gestapelt. Hier gibt es, wovon vor allem junge Frauen träumen: knuddelige Schosshündchen wie Mops, Spitz oder Pudel. Der teuerste Hund, die französische Bulldoge, kostet um die 2.000 Euro.

Ein Hund als Statussymbol oder Ersatz-Kind

Eine junge Frau mit einem Hund auf dem Arm
Statussymbol in Taiwan: Hunde. | Bild: NDR / Philipp Abresch

"Je jünger die Tiere sind, desto mehr Geld können wir machen. Junge Tiere verkaufen wir manchmal schon nach einem Tag. Aber wenn die Hunde fünf Monate alt sind, dann verdienen wir nichts mehr", sagt Suey Lai.

Ein Hund, als Statussymbol, Seelentrröster, Ersatz-Kind oder als Mode-Accessoire: Man kann und will es sich im aufstrebenden Taipeh leisten. Wer ein Schosshündchen will, wird in der Jilong Straße - der Hundestraße- fündig.

Die großen Tierhandlungen hier verdienen prächtig mit den Tieren - jedes Jahr Millionen von Euro. Nicht nur in Taiwan, auch in Korea und Japan. Und so werfen auch die Züchter immer mehr Hunde auf den Markt - auf Kosten der Tiere, kritisiert die Aktivistin Viola Lin. "Den ganzen Tag über sind sie eingesperrt, es kommen Leute, tätscheln sie, glotzen sie an, ärgern sie. So werden die Tiere schon nach den ersten Wochen verhaltensauffällig. Die Gefahr ist groß, dass die Kunden sich von solchen Tieren irgendwann wieder trennen wollen", erklärt Vioal Lin.

Die Hälfte der Hunde streben schon bei der Aufzucht

Hunde, die es bis in die Schaufenster der Hundestraße schaffen, haben noch Glück. Die Hälfte aller Schoßhündchen hat keine Chance. Sie sterben schon bei der Aufzucht. Seit Jahren machen gewissenlose Züchter Geschäfte mit den Tieren - völlig unbehelligt. Dem Staat fehlen strenge Gesetze und ausreichend Kontrolleure, um das Grauen zu beenden. Die Tiere haben Hautverletzungen, Bisswunden oder Knochenbrüche.

Die Schosshund-Industrie Asiens fabriziert ständig neue Tiere. Die Kundschaft schreit nach süßen, knuddeligen Begleitern. Und auch rund um die Schosshündchen ist ein profitables Geschäft entstanden: Designerklamotten, Essen vom Gourmetkoch, und der Coiffeur: Waschen, legen, fönen!Modeartikel müssen eben schön sein.

100.000 Hunde werden jährlich eingeschläfert

Tierärztin Yboo Chien
Schwere Aufgabe: Tierärztin Yboo Chien muss Hunde einschläfern. | Bild: NDR

Die zur Schau getragene Liebe zu den Tieren ist häufig keine auf Lebenszeit. Im Tierheim von Taoyuan landet, wer nicht mehr zum Spielzeug taugt. Tierärztin Yboo Chien soll den Hunden helfen und kann doch so häufig nichts mehr für sie tun. "Jeden Tag kommen neue Hunde. Aber wir haben einfach keinen Platz. Ich gucke mir dann an, welches Tier wir noch weitervermitteln könnten. Die anderen, , müssen wir einschläfern", sagt Chien.

50 neue Hunde pro Tag kommen im Schnitt in ein Tierheim: Wer noch vermittelbar scheint, der darf weiterleben. Wer nach zwölf Tagen kein neues Zuhause hat, der bekommt die Spritze. Die Helfer sorgen sich rührend um die Tiere, aber es ist ein aussichtsloser Kampf: Allein in Taiwan werden jedes Jahr 100.000 Tiere eingeschläfert.

Autor: Philipp Abresch, ARD-Studio Tokio

Stand: 05.01.2015 09:21 Uhr

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