Mo., 21.08.17 | 04:50 Uhr
Das Erste
Schnappschuss Peru: Die Nebelfänger von Lima
Es ist ein merkwürdiges Szenario: Da tragen Männer Plastikplanen auf den Berg. Und überall stellen sie Holzpfähle auf. Türkisgrüne Segel werden gespannt. Ein ziemlich nebulöses Projekt – hier am Rande von Perus Hauptstadt Lima. Es sieht so aus, als ob hier eine Protestaktion vorbereitet werden würde, überall werden solche Banner aufgestellt. Es steht aber keine Botschaft drauf. Was also soll diese Aktion? In dem Armenviertel unterhalb der Nebelwand trifft unser Autor Michael Stocks Abel Cruz. Er ist verantwortlich für das Ganze. "Wir haben in diesem Viertel vor vier Jahren angefangen, den Nebel einzufangen", sagt er. "Um Wasser für die Familien hier zu gewinnen."
Bis zu 200 Liter Wasser werden "gefangen"
Nebelfänger. Die Idee ist ziemlich simpel. Jetzt, wenn im Winterhalbjahr solche Nebelschwaden vorbeiziehen, werden sie von Abel quasi gemolken. "Der Nebel kondensiert hier an den Folien, das Wasser sammelt sich hier und rinnt hinunter, tröpfchenweise, Tausende von Tröpfchen. Und die kommen so in diese Rinne und werden von dort in Zisternen geleitet", erklärt er. Bis zu 200 Liter Wasser können so an guten Tagen durch einen Nebelfänger gewonnen werden. "Mit dieser Idee wollen wir der Regierung zeigen, dass man mit ein bisschen Intelligenz das Leben der Menschen hier verändern kann", sagt Abel Cruz. "Das Leben von vielen Familien. Denn in Lima haben etwa zwei Millionen Menschen keinen Zugang zu Trinkwasser. Zwei Millionen, das sind echt viele."
Projekt durch Spenden finanziert
Am Fuße der Berghänge im Armenviertel Villa Lourdes hoffen die Menschen, dass die Wasserspeicher bald schon so gefüllt werden können, dass sich damit das Leben in den Hütten deutlich verbessern lässt. Von fließendem Wasser aus den Hähnen können die Bewohner wie Maria nur träumen. Der graue Nebelschleier hüllt in diesen Monaten die Region in düsteres Zwielicht. Aber es regnet kaum einmal. Deswegen die Idee mit den Nebelfängern. In mehreren Regionen hat Abel schon solche Segel gehisst. Ein Projekt, das sich nur durch Spenden finanziert. Hier haben sie es damit immerhin schon geschafft, dass Maria nun an den staubigen Berghängen etwas Gemüse anbauen kann. Vielleicht schaffen sie es mit den Nebelfängern auch noch, dass Marias Traum wahr wird. Fließendes Wasser in ihrer Hütte.
Autor: Michael Stocks, ARD Südamerika
Stand: 20.07.2019 14:05 Uhr
Kommentare