So., 10.11.24 | 18:30 Uhr
Das Erste
Trump und Latinos: Angst und Hoffnung
Maximale Freude – so beschreibt Mayra Joli das Gefühl als klar wurde: Donald Trump wird zum zweiten Mal US-Präsident. Sie feiert das mit ihrer Latino-Community im Süden Floridas in der Nähe von Miami.
Mayra kam aus der Dominikanischen Republik in die USA; seit fast 30 Jahren ist sie Amerikanerin. Auch dass sie als Latina Trump unterstützt, hat ihr Einfluss gebracht. Sie hat Donald Trump schon mehrmals getroffen. Zu Hause hat sie einen kleinen Schrein – so nennt sie ihre Sammlung.
Klar für Trump – und Migranten
Auch in ihrem Büro versteckt sie nicht, wo sie politisch steht. Sie arbeitet als Anwältin und hat sich darauf spezialisiert, von Abschiebung bedrohte Migranten zu vertreten. Trotzdem begeistert Donald Trump sie mit seinen Versprechen, die Mauer weiterzubauen und undokumentierte Migranten massenhaft abzuschieben.
Die Gerichte kämen mit den Fällen nicht hinterher, sagt sie. Deshalb müsse das System entlastet werden.
Dass Latinos Trump trotz dieser Pläne gewählt haben und deshalb jetzt alle über den Latino-Vote sprechen, ärgert die Anwältin. Auch wenn sie in der Dominikanischen Republik geboren wurde, sie sei Amerikanerin. Mayra hat eine These, warum viele Latinos Trump gewählt haben: Familienwerte.
Irayda Flores aus Arizona, ebenfalls Latina. Doch die Geschäftsfrau, findet Trumps Abschiebe-Fantasien absurd. Latinos seien viel zu wichtig für die US-Wirtschaft.
Täglich brummt ihr Fischgeschäft: Fisch aus dem Pazifik, Salsas aus Mexiko, ihr Laden in Phoenix, Arizona: Treffpunkt für ihre Latino-Community, die Irayda Flores wichtig ist. Und die macht sich nach der Wahl Sorgen – auch wegen der angekündigten Massenabschiebungen. Irayda ist selbst aus Mexiko eingewandert und kennt die Angst vor Abschiebung.
Flores verkörpert sowas wie den amerikanischen Traum, hat sich hochgearbeitet und heute 38 Mitarbeiter. Der Weg dorthin aber war hart, zu hart, sagt sie. Mittlerweile hat sie eine Green Card. Die sichert ihr zu, unbefristet in den USA leben und arbeiten zu dürfen. Aber: Sie musste 17 Jahre dafür kämpfen.
Auch Mayra Joli will weiterhin in der Politik mitmischen. Sie werde sogar zur Amtseinführung von Donald Trump im Januar fliegen, sagt sie. Mit ihm werde es Amerika besser gehen. Wirtschaftlich, außenpolitisch und beim Thema Migration.
Zwei erfolgreiche Frauen, beide eingewandert, beide einflussreich und engagiert – aber mit völlig unterschiedlichen Visionen für die USA unter einer 2. Trump-Regierung.
Autorinnen: Marie Kristin Boese und Sarah Schmidt, ARD Washington D.C. / Mexiko-Stadt
Stand: 10.11.2024 20:10 Uhr
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