So., 10.11.24 | 18:30 Uhr
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Ukraine: Wird Trumps Sieg zu Kyjiws Problem?
Normalerweise beobachtet Börsenhändler Stanislav die Kurse für Kryptowährungen, doch diese Woche haben er und seine Kollegen mit großer Anspannung die Wahlen in den USA beobachtet. Donald Trump als nächster Präsident der USA – für die Ukraine muss das nicht nur schlecht sein, erklärt Stanislaw: "Der Bitcoin Wert erreichte einen Höchststand, als Trumps Sieg feststand. Ein positives Zeichen auch für unseren Markt. Die Krypto-Community hier nimmt dies als positives Zeichen wahr. Wir erwarten, dass Donald Trump eine Freizone für Kryptowährungen einrichten will und dass dies auch Investitionen in die Ukraine anziehen kann."
Die Ukraine zählt zu den Ländern, in denen der Handel mit Krypto weit verbreitet ist. Einen Monat nach der Invasion legalisierte die Regierung Kryptokonten. Das Handelsvolumen von Kryptowährungen steigt seitdem und viele Ukrainer und Ukrainerinnen eröffnen Kryptokonten.
Sie finden auch Trumps Ankündigung den Krieg beenden zu wollen - im Gegensatz zu vielen Ukrainern – erst einmal interessant. Sie wünschen sich Frieden. Natürlich müsse man schauen, welche Zugeständnisse die Ukraine machen müsste.
Situation an der Front
Diese beiden amerikanischen Freiwilligen in der Fremdenlegion der Ukraine glauben nicht an einen schnellen Deal. Sie sind überzeugt, dass Russland auf dem Schlachtfeld aufgehalten werden muss, deshalb kämpfen sie Seite an Seite mit Ukrainern. Deshalb dürfe Amerika seine Militärhilfe auf keinen Fall einstellen. Khan, ein amerikanischer Soldat aus Kentucky, ist überzeugt, dass hier die Zukunft der Demokratie und die neue Weltordnung entschieden wird. Ganz ähnlich sieht das sein Wegbegleiter Dutch aus dem US-Bundesstaat South Carolina.
Die Situation an der Front im Donbas sei fürchterlich und trotzdem wollen sie weiterkämpfen. Immer wieder sind sie dort im Einsatz, wo genau dürfen sie nicht verraten. Aufgeben kommt für sie nicht in Frage. Daher müsse Amerika weiterhin und noch mehr Waffen liefern.
Der amerikanische Militärexperte Mark Voyger, selbst Republikaner und Dozent an der Amerikanischen Universität in Kyjiw, ist ebenfalls skeptisch, was einen möglichen Friedensdeal angeht, selbst wenn sich Putin nun gesprächsbereit gebe. Denn er bezweifelt, ob Trump genügend schlagkräftige Druckmittel gegen Russland und Putin in der Hand hat: "Er wird vorgeben Putin unter Druck zu setzen, aber der wird nicht nachgeben. Die einzige Seite, die er beeinflussen kann, ist die Ukraine, weil sie abhängig ist von US-Hilfen. Die einzige Chance, die er hat, um sein Versprechen wahrzumachen, Frieden zu bringen, ist Druck auf die Ukraine auszuüben."
Pläne aus dem Umfeld von Trump ziehen auch eine Teilung der Ukraine in Betracht, für den Militärexperten brandgefährlich.
Wie Trump vorgehen wird, wisse derzeit keiner.
Stanislav macht sich bereits Gedanken, wie es nach Kriegsende mit dem Land weitergehen soll. Er setzt große Hoffnungen auf die Krypto-Industrie, als Wirtschaftsfaktor. Doch auch er befürchtet, dass ein Friedensdeal große Unsicherheit im Land bedeuten kann.
Autorin: Birgit Virnich, ARD Kyjiw
Stand: 10.11.2024 20:10 Uhr
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