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Türkei: Der Dinosaurierpark von Ankara

Türkei: Der Dinosaurierpark von Ankara | Bild: BR / Bernd Niebrügge

Mit diesen Eindrücken hatte der 18-jährige Baris nicht gerechnet: Es sollte eigentlich der zweitgrößte Themenpark der Welt sein, das Wonderland Eurasia. Spaß und Action für Ankara hatten seine Schöpfer doch versprochen. Und nun verschlägt es dem Schüler hier fast den Atem: Vom Wetter zerlegte Riesen-Dinos, zugewachsene und verwüstete Themenparks und Trümmerfelder überall: "Es sieht sehr schlecht aus. Alles ist heruntergekommen oder zerstört. Das macht mich sehr traurig. Dafür hat man über 800 Millionen Euro ausgegeben?!"

Am 20. März 2019 leitet Erdogan persönlich die Eröffnungsparty vor tausenden Anhängern und nutzte sie als Wahlkampfbühne so kurz vor den Kommunalwahlen. Nur 225 Millionen Euro habe der Park gekostet und jährlich würde er acht Millionen Euro Gewinn in die Stadtkasse spülen – so lobte Erdogan das Projekt.

Park unter unglücklichem Stern

Doch stand die Eröffnung des Parks aber schon da unter einem unglücklichen Stern – so begleiteten Corona-Einschränkungen den Start. Die Idee zum hochmodernen Freizeitpark hatte der damalige Bürgermeister Ankaras, ein Parteifreund Erdogans.
Opposition und viele Bürger Ankaras protestierten dagegen, dass für den Ankapark, der direkt vor dem Palast von Staatspräsident Erdogan liegt, ein Nationalpark weichen musste – ein Park den Staatsgründer Atatürk eingerichtet hatte. Doch AKP und Erdogan setzten sich durch.

Trotz Freizeitpark gingen die Kommunalwahlen in Ankara für die AKP verloren. Und der Schüler Baris erfährt von der Stadtangestellten nicht nur, dass der private Betreiber das Freizeitgelände nach nur neun Monaten wieder dichtmachte.
Eine zwielichtige Betreiberfirma, säumige Stromrechnungen, fragwürdige Baukosten, unsolide Bauweise – die Vorwürfe von Architektenkammer und Opposition in Ankara waren von Anbeginn gravierend. Auch blieben technische Abnahmen und abschließende Sicherheitsprüfung unter Verschluss beim Bürgermeister der AKP.

Die Freizeitruine am Rande Ankaras verfällt weiter. Die Strafanzeige der Architektenkammer blieb folgenlos. Verschwendung von Steuergeldern, Pfusch am Bau oder mögliche Korruption – niemand ermittelt. Bei den Bürgern von Ankara sind die verschwendeten 800 Millionen Steuergelder immer wieder ein heißes Thema und ein Aufreger.

Das Scheitern des Dinosaurierparks in Ankara ist auch Teil der Ära Erdogan: Stadt und Bürger müssen nun nach einer Lösung suchen. Wiederaufbau oder kompletter Abriss? Egal was – es wird weitere dutzende Millionen Steuergelder kosten.

Autor: Bernd Niebrügge, ARD Istanbul

Stand: 14.05.2023 22:54 Uhr

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