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Ukraine: Kampf um neue Getreidekorridore

Ukraine: Kampf um neue Getreidekorridore | Bild: Vassili Golod / BR

Ein Samstagmorgen in der Region Odessa. Ihor Repetjuk spielt noch kurz mit seiner jüngsten Tochter, bevor er zur Arbeit fährt. Was ihn dabei begleitet, ist die Sorge um seine Familie: Wenn Russland vom Schwarzen Meer aus Raketen abschießt, fliegen sie regelmäßig über ihr Grundstück
Seit 13 Jahren ist Ihor in einem heimischen Landwirtschaftsbetrieb angestellt. Erst vor kurzem haben sie hier ihre Ernte eingefahren. Und deshalb hat er eine zweite Sorge. Denn seit Russland im Juli aus dem Getreideabkommen ausgetreten ist und ukrainische Häfen beschießt, ist die Landwirtschaft existenziell gefährdet.

Wichtige Landwirtschaft

Ihor und Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer leben von der Landwirtschaft.  Vor Beginn des russischen Angriffskriegs trug der Agrarsektor bis zu 20 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt des Landes bei. Durch das Getreideabkommen wurden auch mitten im Krieg etwa 33 Millionen Tonnen Getreide und andere Lebensmittel exportiert. Die Ukraine hat so entscheidend zur Ernährungssicherheit auf der Welt beigetragen.
Doch Russland blockiert nun erneut ukrainische Häfen, vernichtet durch gezielte Angriffe zehntausende Tonnen Getreide und zerstört die Hafeninfrastruktur. LKW-Fahrer wie Juryj Dubuschak fahren mit ihrer Ladung jetzt weit in den Süden der Region Odessa. Ziel sind die Donauhäfen des Landes. Als wir ihn treffen, steht Juryj mit seinen 25 Tonnen Mais schon seit fünf Tagen in dieser Schlange. Denn um den Export von ukrainischem Getreide zu verhindern, beschießt Russland nun auch die Donauhäfen. Die Folge sind lange Rückstaus. 1000 Kilometer hat Ihor Krasnikow aus der Region Donezk zurückgelegt. Sein Getreide wurde in der Nähe der Front geerntet.

Krieg gegen die Landwirtschaft

Die Folgen der russischen Angriffe in der Stadt Ismajil: Getroffen wurden die Verwaltungsgebäude des Donauhafens. Doch der Hafenbetrieb geht inzwischen weiter, wird uns vor Ort bestätigt. Damit das so bleibt, sind Aufnahmen untersagt - aus Sorge vor neuem Beschuss.
Mehr als zwei Millionen Tonnen Getreide können aktuell im Monat über die Donauhäfen exportiert werden. Die Ukraine will diese Menge verdoppeln. Solange der Weg über das Schwarze Meer versperrt bleibt, setzt die Ukraine alles auf die Donau und baut die Infrastruktur aus. Alle anderen Alternativen haben Haken.
Ohne Schwarzes Meer und ohne Donau würde die Ukraine auf Millionen Tonnen Getreide sitzen bleiben. Eine wirtschaftliche Katastrophe für das Land.  Die russische Aggression im Süden der Ukraine führt zu steigenden Getreidepreisen. Gleichzeitig soll die Welt mehr russisches Getreide kaufen, um Hungersnöte zu verhindern, so das russische Interesse.  Dieser Plan scheint aufzugehen: Experten erkennen steigende Getreideverkäufe durch Russland.

Autoren: Vassili Golod und Kateryna Rusetska, ARD Kiew

Stand: 14.08.2023 10:04 Uhr

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