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Ukraine: Mit Mode gegen Kriegsfrust

Ukraine: Mit Mode gegen Kriegsfrust  | Bild: WDR

"Fashion made in Ukraine" ist zum Symbol des Widerstands geworden. Mit ihren Kollektionen trotzen ukrainische Modemacherinnen dem Krieg. Doch bei allem Schmerz zelebrieren sie mit ihrer Mode auch das Leben. Lichtblicke im Krieg. Mode schafft Hoffnung, davon sind die ukrainischen Modeschöpferinnen Natasha und Maria überzeugt. Sie setzen auf alte Handwerkstechniken und modernes Design. Zurück zu den Wurzeln. "Wir greifen ukrainische Traditionen auf und bringen sie in einen modernen Kontext, so dass eine junge Generation das versteht und unsere Produkte Teil ihres Lebensstils werden", erklärt Modeschöpferin Maria.

Mode made in Ukraine – auch international beliebt

Ukraine: Mode im Trend: Zwei Designerinnen aus Kiew.
Ukraine: Mode im Trend: Zwei Designerinnen aus Kiew. | Bild: WDR

Ihr Label – eine Erfolgsgeschichte. So dient die Arbeitskleidung ukrainischer Landarbeiter den beiden als Inspiration für eine ganze Kollektion aus Wolle und Filz. "Wir haben eine traditionelle Form gewählt und etwas ganz Modisches daraus gemacht. So wie die großen, internationalen Modehäuser das auch machen. Diese Jacken gab es traditionell schon früher in der Ukraine. Wir haben sie in die heutige Zeit gebracht. Sie ist ein Verkaufsschlager. Ein Bestseller", erzählt Maria.

Ein weiterer Erfolg: In der Netflix Serie "Emily in Paris" trägt die Hauptdarstellerin Pyjamas aus ihrer Kollektion. Für die beiden: Der Durchbruch. "Das hat uns nach vorne gebracht. Ein internationales Publikum ist auf unsere Marke aufmerksam geworden", sagt Maria und Natasha erzählt: "Ich erinnere mich noch an die Zeit vor 10, 15 Jahren, als uns keiner wollte. Was wir machten, wurde nicht als Mode gesehen. Es war einfach nicht cool." Das ist jetzt anders. Bei all der Trauer und dem Schmerz wollen sich Ukrainerinnen gut kleiden und das Leben genießen.  

Früher habe sie vor allem ausländische Mode gekauft, erklärt uns Dana Perevalska. Die galt als wertvoll. Doch seit 2022 wertschätzt sie alles Ukrainische: "Wenn ich durch die Läden gehe, dann kaufe ich am Ende immer nur ukrainische Mode. Ich kaufe keine Massenware mehr und alle meine Freunde – auch viele Ausländer –  sind immer beeindruckt. Und fragen mich, wo hast du das her?"

Allen Schwierigkeiten zum Trotz

In wenigen Tagen werden 60 Modeschöpfer:innen auf der Fashionweek in Kyjiw ihre neuen Kollektionen vorstellen. Auf dem Laufsteg werden die Mannequins – wie schon im Herbst – auf Asche aus verbrannten Häusern laufen, erklärt mir die Organisatorin Iryna Danylewska. Ein Zeichen gegen den Krieg. Nach Kriegsbeginn sei der heimische Markt erst einmal eingebrochen, doch dann stiegen die Verkaufszahlen im Ausland. "Die internationale Modewelt hat in den letzten drei Jahre bewiesen, bei Mode geht es nicht nur um Schönheit, Stil und Kreativität, sondern auch um Unterstützung, um Solidarität und es war eine Entdeckung für uns und ich denke für unsere Kollegen auf der ganzen Welt, dass die Menschen zu dieser Solidarität bereit sind", erzählt Organisatorin Iryna Danylewska.

Es sind vor allem Frauen, die die Betriebe am Laufen halten und damit die ukrainische Wirtschaft. Tausende Arbeitsplätze hängen an der Modebranche. Die Herausforderungen sind groß, auch hier: Stromausfälle und Lieferengpässe. "Obwohl der Krieg jetzt schon drei Jahre anhält, sind wir stärker geworden. Trotz der Schwierigkeiten finden wir immer Lösungen. Wir versuchen uns zu verbessern, obwohl die Schwierigkeiten grösser geworden sind", sagt Näherin Tonya Galenko.

Geschultes Personal zu finden – anfangs fast unmöglich. Doch viele Ukrainerinnen seien in die Heimat zurückgekehrt, meint Natasha. Und so haben sie sogar neue Arbeitsplätze geschaffen und expandieren. "Hier im Betrieb haben wir nur 13 Angestellte. Die anderen sind über das ganze Land verteilt – aus Sicherheitsgründen. Hier machen wir die Modelle, die die anderen dann nachnähen", erklärt Natasha.

Und so gilt auch hier in der Werkstatt und an den Nähmaschinen, wie auf dem Laufsteg: Sie genießen den Moment und trotzen dem Krieg. 

Autorin: Birgit Virnich / ARD Kiew

Stand: 26.01.2025 20:20 Uhr

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