So., 14.07.19 | 19:20 Uhr
Das Erste
USA: Amerikas Mondfahrt
Cape Canaveral, Florida. Der Countdown läuft. In wenigen Stunden soll diese Rakete von dem privaten Raumfahrtunternehmen SpaceX ins All geschossen werden.
USA plant die nächsten Mond-Missionen
Ken Kremer baut Kameras ganz in der Nähe der Startrampe auf. Aus Sicherheitsgründen darf sich hier später niemand mehr aufhalten. Wenn alles klappt, werden die Kameras durch die lauten Geräusche ausgelöst. Sicher ist das nicht. Im April war bei einem Raketen-Test sogar eine Kapsel explodiert. Hobby-Fotograf Ken hat seine Leidenschaft für Wissenschaft und Weltraum früh entdeckt.
"Ich war ein Kind, als das Apolloprogramm startete. Neil Armstrong lief auf dem Mond. Das war meine Inspiration Wissenschaftler zu werden, Chemiker. Daher kommt meine Liebe für die Wissenschaft", erzählt Ken Kremer, Fotograf.
Auf der Pressekonferenz des NASA-Direktors am Kennedy Space Center will Ken erfahren, wann die USA wieder Menschen auf den Mond bringen wollen. 2024 soll es soweit sein. Präsident Trump persönlich hat dem NASA-Chef dieses ehrgeizige Ziel gesetzt.
Neue Raketen werden zusammengebaut
Hier werden die Raketen für die nächsten Mond-Missionen zusammengebaut. Die so genannte Raumfahrzeugmontagehalle ist die Herzkammer der NASA. Schon die legendäre Saturn-V-Rakete, die vor 50 Jahren erstmals Menschen zum Mond brachte, wurde hier montiert. Jim Ogle hat als Elektroingenieur daran mitgearbeitet. Damals hätten viele Kritiker nicht geglaubt, dass die 110 Meter hohe Rakete wirklich abheben würde.
"Ich blicke zurück und sage: Oh mein Gott, wir haben es wirklich geschafft! Heilige Makrele. Und das mit Rechenschiebern. Vieles wurde damals mit Rechenschiebern gemacht. Aber hier zu arbeiten war so ein Privileg und ich konnte es kaum erwarten, zur Arbeit zu gehen", so Jim Ogle, Elektroingenieur der Appollo 11 Mission.
Jim und sein Team arbeiten damals zwölf Stunden pro Tag an der Rakete, sieben Tage pro Woche. Am 16. Juli 1969 ist es dann soweit: Jim nimmt im Start-Kontrollzentrum der NASA Platz.
"Es war ein Nervenkitzel hier zu sein, glaub mir – das war ein Kick! Es war berauschend. Ich hatte das gleiche Gefühl, das wohl jeder auf der Welt gespürt hat. Ich traute meinen Augen nicht – als Armstrong die Leiter runter kam und seine berühmten Worte sagte", erinnert sich Jim Ogle. Ein kleiner Schritt für einen Menschen. Ein großer Sprung für die Menschheit.
Menschen sollen permanent auf dem Mond bleiben
Bei Mondspaziergängen der Astronauten soll es in Zukunft nicht bleiben. Die USA streben mit ihren neuen Raumfahrt-Missionen eine permanente Präsenz von Menschen auf dem Mond an. Bei der NASA laufen die Vorbereitungen. Von der Montage-Halle aus soll diese Riesen-Raupe die neuen Raketen zur Startrampe transportieren. Schon bei der geschichtsträchtigen Mond-Mission vor 50 Jahren kam sie zum Einsatz. Jetzt wird das Spezialfahrzeug gründlich modernisiert. Auch wenn es weiterhin nur eine Spitzengeschwindigkeit von 1,6 Kilometern pro Stunde schafft, liebt Fahrer Bob Myers seine Raupe.
"Du fährst etwas, das eine große Geschichte hinter sich hat. Das allein fühlt sich schon gut an. Und dann wirst Du genau diese Geschichte sogar noch in die Zukunft fahren", sagt Bob Myers, Fahrer.
Und so sieht der Weg in die Zukunft aus: Knapp sechs Kilometer sind es bis zur Startrampe. Von hier aus will die NASA schon bald wieder Raketen ins All schießen, doch zunächst muss renoviert werden. Die Rampe ist etwas in die Jahre gekommen, sie wurde 1969 für die Apollo-Missionen gebaut. Regina Spellman ist für den Umbau verantwortlich.
"Manchmal erlebst Du hier Überraschungen. Du stößt auf etwas, mit dem du nicht gerechnet hast und musst Dich daran anpassen. Das macht aber auch Spaß. Es ist ein bisschen so, wie wenn du ein altes Haus renovierst", so Regina Spellman, Projektmanagerin.
So müssen zum Beispiel alte Kupferkabel durch Glasfaserkabel ersetzt werden. Beim ersten Mondflug war Frauen der Zutritt zum Kontrollzentrum noch verboten. Umso stolzer ist Regina, dass ihr die Projektleitung für die Startrampe übertragen wurde. Und sie freut sich, dass die NASA beim nächsten Mal auf jeden Fall eine Frau auf den Mond bringen will.
"Es ist toll, dass eine Frau diese Chance bekommt und bei der nächsten Mission dabei ist. Aber ich glaube es ist noch wichtiger für all die jüngeren Mädchen. Sie können sich selbst in der Astronautin sehen und wenn sie ihre Stimme vom Mond hören, werden sie denken, dass es ihre eigene sein könnte", sagt Regina Spellman.
Das Mondprogramm hat hohe Kosten
Bei aller Begeisterung gibt es in den USA aber auch Kritik an den hohen Kosten für das Mondprogramm. Denn es soll auch mit Geldern finanziert werden, die die Regierung für Studenten aus einkommensschwachen Familien vorgesehen hat. Umso wichtiger ist die Zusammenarbeit der NASA mit privaten Raumfahrtunternehmen. Denn sie können helfen, Kosten zu senken. Es wird Abend in Cape Canaveral. Die Rakete von SpaceX scheint startbereit. Im sicheren Abstand zur Startrampe bauen der Fotograf Ken und seine Frau noch weitere Kameras auf. Es ist windig, deshalb wissen sie immer noch nicht, ob die Rakete wirklich abhebt, oder ob der Start verschoben werden muss.
Dann geht plötzlich alles ganz schnell. Über Lautsprecher ist der Countdown zu hören. Die Rakete befördert auf einen Schlag 60 Satelliten ins All. Im Verbund mit mehreren Tausend weiteren Satelliten sollen sie künftig in jedem Winkel der Erde einen Zugang zum Internet ermöglichen.
"Wir haben es richtig Rumpeln gehört, oder? Ich konnte das Beben hier im Boden spüren, es war lauter als sonst. Ich bin wirklich sehr zufrieden. Wir hatten eine direkte Sicht, es war nichts auf der Linse, wir haben tolle Aufnahmen gemacht. Ich bin wirklich glücklich", so Ken Kremer.
Begeisterung auch im Kontrollzentrum von SpaceX. Die Satelliten gleiten sanft ins All. Wenige Minuten später landet die Antriebsrakete unversehrt auf einem Schiff. Sie ist wiederverwendbar. Das spart Kosten.
"Diese Rakete haben sie schon dreimal gestartet. Bald werden sie eine Rakete sogar vier Mal starten. Was wir da gesehen haben, war ein absolut spektakulärer, voller Erfolg", sagt Ken Kremer.
Ken kann es kaum noch erwarten, bis endlich wieder Menschen Richtung Mond aufbrechen. Dann will er den Start nicht mehr wie als Kind vor dem Fernseher, sondern mit eigenen Augen erleben.
Autor: Jan Philipp Burgard/ARD Studio Washington
Stand: 14.07.2019 20:15 Uhr
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