Mo., 17.09.18 | 04:50 Uhr
Das Erste
New York: Schnappschuss: Parking Ballett
Bei der Straßenreinigung zu arbeiten – was für ein Job. Den Dreck von anderen weg putzen, stinkender Müll, das Ansehen, auch nicht berauschend. Außer in New York. Wer hier auf der Kehrmaschine sitzt, ist der King im Viertel.
Viel zu viele Autos – und viel zu wenig Platz
Straßenkehrer gilt als begehrter Job, gut bezahlt (80.000 Dollar aufwärts), sehr gute Sozialleistungen, hohes Ansehen. Die Warteliste ist lang. Die Menschen in der Stadt freuen sich, wenn's sauber ist und vor allem im schwülheißen Sommer nicht zum Himmel stinkt. Und dafür nehmen sie so manche Unannehmlichkeit in Kauf. Vor allem beim Parken.
Viel zu viele Autos – und viel zu wenig Platz. Wer sein Auto liebt, muss geduldig sein – und blechen. 700 Dollar kostet ein Parkplatz im Monat, nach oben keine Grenze. Jeder Autofahrer in New York träumt von einem kostenlosen Parkplatz direkt vor der Haustür.
Und es gibt sie, hier in den kleinen Seitenstraßen. Aber sie haben immer einen Haken. Wer hier parkt, muss auf diese Schilder achten. In dieser Straße zum Beispiel darf man montags und freitags zwischen 9 und 10.30 nicht stehen. Dann lassen die Straßenkehrer die Autos tanzen. Weg da, Mr. Clean kommt. Ab in die zweite Reihe, Kehrmaschine durchlassen, nichts wie zurück. Sieht chaotisch aus, aber: das ist ein perfektes einstudiertes Ballett. Nur: Warum machen die New Yorker das?
Für die Autofahrer heißt das: Jede Woche stundenlang warten
Diese Schilder bestimmen das Leben in der Stadt. Viermal die Woche kommt die Kehrmaschine – zweimal auf der rechten, zweimal auf der linken Straßenseite. Für die Autofahrer heißt das: Jede Woche stundenlang warten. "Die ganze Familie ist eingespannt, wenn das Auto umgesetzt werden muss. Mein Mann hat den Anfang gemacht, ich hab um halb zehn übernommen, mein Sohn hat den Hund ausgeführt und dann bei mir abgeliefert", erzählt Linda Farwell.
"Das Parksystem hier ist gut. Was hart ist: Du musst im Auto sitzen bleiben, auch wenn die Kehrmaschine längst durch ist. Da sitzt Du dann eine Stunde, oft sogar länger", sagt Manuel Rivera. Wer kein Knöllchen riskieren will, bleibt sitzen. Bis zum bitteren Ende der Kehrzeit. Vorschrift ist Vorschrift – doch viele New York nehmen es gelassen. "Im Auto zu sitzen, das hat etwas Beruhigendes. Sogar an kalten Tagen sitze ich gerne hier und beobachte, was auf der Straße passiert. Man trifft seine Nachbarn – ich find's gut", so Christopher Vallo.
Aber wehe, der Parkplatz ist doch weg, wenn Pete durch ist. Dann gibt’s oft Streit und Schreierei. "Manche Leute flippen total aus. Kollegen von mir sind sogar körperlich angegriffen worden", erzählt Peter Solla, von der Stadtreinigung New York. Wenn Pete und seine Kollegen unterwegs sind, ist Polizei nie weit. Wer nicht rechtzeitig wegfährt, kriegt ein Knöllchen: 45 Dollar. Ordnung muss sein, immerhin werden in New York jeden Tag 10.000 Kilometer Straßen gereinigt.
"Die Stadt wächst, es gibt mehr Autos; deshalb brauchen wir Vorschriften, die uns dabei helfen, die Straßen zu reinigen. Alle wollen doch in einer sauberen Stadt wohnen", so Keith Mellis, Stadtreinigung New York. Außerdem verdient die Stadt jedes Jahr eine halbe Milliarde Dollar mit Knöllchen. Wer also nicht warten will, muss eben umsteigen.
Autorin: Marion Schmickler/ ARD Studio New York
Stand: 28.08.2019 04:31 Uhr
Kommentare